01.08.2025 von SWYRL/Eric Leimann
Jason Momoa erzählt in der historischen Apple-Serie "Chief of War" (ab Freitag, 1. August) von der Entstehung des Königreichs Hawaii im späten 18. Jahrhundert. Von Beginn an musste es sich gegen weiße Kolonialisten zur Wehr setzen.
Auch wenn die Inselgruppe Hawaii rund 4.000 Kilometer vom amerikanischen Festland entfernt liegt, weiß man: Die Hawaiianer sind seit 1959 der 50. Bundesstaat der USA. Schon 1898 wurden die traumhaft schönen Eilande von den Amerikanern annektiert. Doch Hawaii wurde nicht immer vom Westen dominiert. 1810 entstand dort nach blutigen Kämpfen, aber auch geschickter Diplomatie das Königreich Hawaii unter Herrscher Kamehameha dem Ersten. Aus jener Zeit und den Jahren davor erzählt die Serie "Chief of War", die am Freitag, 1. August, bei Apple TV+ mit einer Doppelfolge anläuft. Danach geht es mit jeweils einer neuen Episode wöchentlich weiter. Wer abwarten möchte, bis das bildgewaltige Geschichtsepos komplett ist, muss sich bis zum 19. September gedulden. Ab diesem Datum sind alle neun Episoden bingebar.
Macher und Motor hinter der Serie ist Superstar Jason Momoa ("Aquaman"), der in die Rolle des Kämpfers Ka'iana schlüpft. Momoa hat am Drehbuch mitgewirkt, produziert und das Staffelfinale als Regisseur inszeniert. Im Original sprechen übrigens alle indigenen Darsteller untertiteltes Hawaiianisch miteinander. Lediglich Szenen mit den meist englischsprachigen Kolonial-Abenteurern, die ein großes Geschäft mit den Inseln wittern, sind in englischer beziehungsweise in der Synchronisation deutscher Sprache. Die hawaiianische Sprache, aber auch die prachtvollen Landschaften, ungewöhnlichen Riten und Kleider der Hawaiianer geben der von Apple offenbar üppig finanzierten Serie einen einzigartigen Look. Hinzukommt die wuchtige Musik, zu der Hans Zimmer das Titelthema und weitere Score-Musik beisteuerte.
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"Entweder wir kontrollieren den Handel, oder wir verlieren alles"
Vor 1810 bestand Hawaii aus mehreren unabhängigen Inselkönigreichen. Jede der Hauptinseln - insbesondere Hawaiʻi (Big Island), Maui, Oʻahu, Kauaʻi, Molokaʻi, Lānaʻi und Niʻihau - wurde von eigenen Häuptlingen, genannt Aliʻi, oder Königen regiert. In der Serie lernen wir schnell: Wer damals als "Tourist" im Inselparadies ankam, bekam keinen Blumenkranz um den Hals gehängt, sondern eher einen Speer in die Eingeweide.
Momoa und Co inszenieren Hawaii als raue, archaische Welt voller Mythen, Mysterien und einem brutalen Kampf um die Vorherrschaft. Interessanterweise wurde "Chief of War" ab Herbst 2022 zu großen Teilen in Neuseeland gefilmt, auch wenn sich mitunter echte hawaiianische Landschaften unter das Bildmaterial mischen.
Ab Folge zwei wird dann auch hin und wieder Englisch gesprochen, denn nun kommen die "Blassgesichter" ins Spiel. "Money is all the pale men respect", sagt Krieger Ka'iana, den es zwischenzeitlich in andere, von Weißen bereits kolonialisierte Regionen des Pazifiks verschlägt. Hier macht die Serie, die als Kampf- und Stammes-Spektakel unter Hawaiianern Ende des 18. Jahrhunderts beginnt, eine interessante Wendung. "Chief of War" erzählt auch von den unterschiedlichen Strategien weißer Eroberer, die Hawaii ausbeuten oder mit den Inseln Handel treiben wollen.
Gleichzeitig thematisiert Momoa auch die Gegenstrategien der Insulaner. Im Gegensatz zum klassischen Kino vergangener Jahrzehnten spricht die Serie Indigenen nicht die Intelligenz und Strategie-Fähigkeit ab, Ideen der Weißen mit eigenen Plänen zu kontern. Konter, die über den - am Ende meist zum Scheitern verurteilten - Einsatz von Speer, Pfeil und Bogen hinausgehen. Eine kluge Hawaiianerin, die es ins kolonialisierte Insel-Ausland verschlagen hat, sagt an einer Stelle: "Ohne Handel haben wir keine Chance. Entweder wir kontrollieren den Handel, oder wir verlieren alles."
Jason Momoa bringt seine Muskelberge zum Schwingen
Wer von Jason Momoa, der als Dothraki-Krieger Khal Drogo in "Game of Thrones" bekannt wurde, intellektuelles Geschichtsfernsehen oder komplexe Beziehungsdramen erwartet, wird von "Chief of War" enttäuscht sein. Auch wenn die Serie in manchen Bildern fast so betörend aussieht, wie es etwa ein Terrence Malick mit "The New World", einem anderen rauen Film über frühe Kolonisation vormachte, am Ende dominieren zwischen den klugen Erkenntnissen vor allem aufwendig gefilmte Schlachten und Action-Szenen, in denen Jason Momoa seine Muskelberge zum Schwingen bringt. Dass sich auch ein paar Frauen im Cast befinden, soll nicht unerwähnt bleiben. In einer Welt des Kampfes kommt ihnen eine eher subtile Rolle zu. Wer auf Hawaii um das Jahr 1800 herum weiblich war und etwas erreichen wollte, musste geschickte Strategien entwickeln und anwenden. Das gilt wohl nicht nur für die Serie "Chief of War", sondern auch fürs echte historische Hawaii und überall sonst auf der Welt zu jener Zeit.