ARD Story: Im Inneren der Cybermafia - Love.Like.Lost - Di. 10.06. - ARD: 22.50 Uhr

Erpresst aus den Untiefen des Webs

06.06.2025 von SWYRL/Rupert Sommer

Die Investigativ-Doku "Im Inneren der Cybermafia" versucht ein Licht auf die Machenschaften von Verbrecherbanden aus Südostasien zu werfen, die Leichtgläubige im Westen zunächst um die Finger wickeln und dann erpressen. Ein Zentrum der neuen Form globalisierter Kriminalität ist Myanmar.

Alles fing an mit Anziehungskraft auf den ersten Klick - und liebevollen Nachrichten: Die Investigativ-Dokumentation "ARD Story: Im Inneren der Cybermafia - Love.Like.Lost" wirft einen Blick in die Schmuddelecken des Internets, wo mit Sehnsüchten Geld und mit Scham grausame Geschäfte gemacht werden. Das Recherche-Team um Svea Eckert, Christiane Justus und Angelika Henkel versucht dabei, die Machenschaften skrupelloser, weltumspannender Verbrecher-Netzwerke zu rekonstruieren, die auch hierzulande immer öfter Opfer finden.

Der Mechanismus, der sich für Cyber-Kriminelle bewährt hat, wird mit schonungsloser Stumpfheit immer wieder aus Neue wiederholt: Zunächst beginnt alles mit Versprechungen, die bei Tageslicht betrachtet zu schön sind, um wirklich wahr sein zu können. Doch in der Einsamkeit nächtlicher Stunden vor dem Schirm wirken auch ein überzogenes Lächeln, platte (Sex-)Schlüsselreize, aber auch die Aussicht, scheinbar mühelos viel Geld verdienen zu können, oft unwiderstehlich - zumindest für leichtgläubige Menschen. Wer hinterfragt schon einen Flirt, bei dem zunächst jedes Wort wie Zucker wirkt? Doch was passiert, wenn die Masken fallen und aus Träumereien plötzlich Albträume werden? Schnell ändert sich in vielen Chats der Tonfall. Und dann geht es meist um Geld. Druckmittel sind Angst und Schamgefühle.

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Inhaftiert im Verbrecherknast: Wenn Täter selbst gequält werden

Patrick K., ein junger Mann aus Hannover, ist so ein Fall: Er hat sich im Netz in eine hübsche Asiatin verliebt, die freundliche, zunehmend auch zärtliche Chat-Botschaften mit ihm austauscht. Doch wie die drei NDR-Filmemacherinnen von ihm erfahren, hat sich Patrick in einer perfiden Inszenierung verstrickt. Das Profil seiner Netz-Freundin ist gefälscht. Nun wird er von Betrügern erpresst, die intime, erniedrigende Fotos gegen ihn einsetzen wollen, um an Patricks Erspartes zu gelangen.

Etwas anders gelagert, aber ähnlich perfide eingefädelt ist der Betrug, dem ein finanziell gut gestellter Rentner aus München aufsaß. Er kommt über das Internet mit einer Geschäftspartnerin in Kontakt. Sie verspricht ihm viel - und macht ihm nicht nur kaufmännische Hoffnungen. Doch plötzlich bricht der Kontakt ab. Und der ältere Herr merkt, dass fast 250.000 Euro von seinem Konto verschwunden sind. Auch Anwaltshilfe bringt ihn zunächst nicht weiter.

Es ist die starke Leistung des Investigativ-Teams, dass sie auch der "Gegenseite" ein Gesicht gibt. So lernt man in der Doku mit Yihao Lu und James zwei Männer kennen, die vormals selbst Teil dieses kriminellen Systems waren. Sie sind aber ebenfalls Opfer: Wie so viele weitere anonyme Betroffene wurden sie brutal in Netzfälscher-Camps in Myanmar von Verbrecherbanden festgehalten, regelrecht inhaftiert und psychologisch unterdrückt. Ihre einzige Aufgabe: Kontakte in die westliche Welt herstellen und ahnungslose Oper zuerst um die Finger zu wickeln und dann auszunehmen.

Neben dem Drogenhandel hat sich skrupellose Cyberkriminalität zu einem der vielversprechendsten Tätigkeitsfelder von Verbrechern in Südostasien entwickelt. "Viele Menschen werden dort gehalten wie Sklaven, sind physischer, psychologischer Gewalt ausgesetzt", sagt Benedikt Hofmann, ein UN-Experte für Drogen- und Verbrechensbekämpfung vor Ort. Es sind Bedrohungen, die am anderen Ende der Welt geplant werden, doch die Deutschland immer näher kommen.

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