29.07.2025 von SWYRL/Johann Ritter
Ein "Tatort"-Klassiker wird wiederholt: Matthias Schweighöfer, Milan Peschel und Adele Neuhauser - damals noch nicht Kommissarin - bescherten einen TV-Ausnahmemoment. Der hessische "Tatort: Weil sie böse sind" mit Dellwo (Jörg Schüttauf) und Sänger (Andrea Sawatzki) ist ein geniales Krimi-Stück.
Wie wird man zum Mörder? Was muss geschehen? Manchmal genügt ein einziger Moment, heißt es. Die Geschichte von Rolf Herken (Milan Peschel) im hessischen "Tatort: Weil sie böse sind" mit den Ermittlern Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) und Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) zeigt, wie so etwas geht. Herken, alleinerziehender Vater eines autistischen Sohnes, steht vor dem beruflichen Aus. Und für seinen Kleinen gibt es keinen Therapieplatz. In der größten Verzweiflung wendet er sich an den schwerreichen Reinhard Staupen (Markus Boysen), für den es ein Leichtes wäre, dem Kind über eine familieneigene Stiftung eine Therapie zu verschaffen.
Doch Staupen will einfach nicht. Womöglich nur deshalb, weil er böse ist. Kalt lässt er den Vater abblitzen. Lacht ihn aus, demütigt ihn - so lange, bis Herken den Mann im Affekt erschlägt. Aus einem normalen, offensichtlich durch und durch guten Menschen wird ein Mörder. Es ist nur der Anfang eines packenden Szenarios. Für den Ausnahmekrimi gab es unter anderem den Deutschen Fernsehpreis 2010 als Bester Fernsehfilm und eine Grimme-Preis-Nominierung.
Die Tat setzt ein seltsames Spiel in Gang, bei dem die Frankfurter Kommissare Dellwo und Sänger kaum mehr als Statisten sind. Balthasar Staupen (Matthias Schweighöfer), Sohn des Ermordeten und ein melancholischer Bonvivant vor dem Herren, ist dermaßen hocherfreut über das Ableben seines despotischen Vaters, dass er sich in eine völlig irrationale Verehrung für den Mörder hineinsteigert. Balthasar sieht in Herken einen Gefährten. Der jedoch sieht sich in die Enge getrieben. Doch wie einem Mann entkommen, der ihn in der Hand hat? Balthasar ist in Besitz einer Kameraaufzeichnung von der Bluttat - und er hilft dem Jungen sowie Herken selbst mit allem, was ein Millionär im Repertoire hat.
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Adele Neuhauser im Jahr vor Bibi Fellern
Als Gegenleistung zieht er Herken in die Familienangelegenheiten der Dynastie hinein. Bald schon wird Mike Staupen (Peter Davor), der unfassbar arrogante und brutale Bruder des Toten, aus dem Main gefischt. Auch die Tante Freya Staupen (Adele Neuhauser), eine eiskalte Businesslady, steht auf Balthasars Liste. Ein junger Snob sieht die Chance gekommen, es seiner verhassten Familie heimzuzahlen.
Ergreifend am "Tatort: Weil sie böse sind" ist die Art und Weise, wie der Fall erzählt wird, wie übliche Klischees von Gut und Böse, von Tätern und Opfern einfach so auf den Kopf gestellt werden. Regisseur Florian Schwarz hatte sich für seinen durchaus gewagten Film zwei Starschauspieler geholt: Matthias Schweighöfer und Milan Peschel liefern sich in den Episodenhauptrollen ein brillantes Duell. Auch das Mitwirken von Adele Neuhauser tut dem Krimi-Gesellschaftsstück gut. Im Jahr nach diesem Auftritt, am 6. März 2011, feierte Neuhauser übrigens ihr Debüt als "Tatort"-Kommissarin Bibbi Fellner im Wiener Fall "Vergeltung". Nun macht die 66-Jährige bald Schluss. Der letzte ORF-Tatort mit Fellner und Moritz Eisner wird Ende 2026 ausgestrahlt. Die beiden Schauspieler, Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser, legen ihre Rollen auf eigenen Wunsch nieder.