21.06.2025 von SWYRL/Eric Leimann
Zwei Londoner (Andrea Riseborough und Domhnall Gleeson) verlieben sich in der britischen Serie "Alice und Jack" ineinander. Dennoch kommen sie über viele Jahre nie so richtig zusammen. Der ungewöhnliche, melancholische und ziemlich großartige Sechsteiler ist ein Must-see in Sachen Herzschmerz 2025.
Liebesbeziehungen, glückliche und tragische, nehmen in der Film- und Seriengeschichte einen wichtigen Platz ein. Meist sieht man jedoch nur einen Ausschnitt des Lebens in Zweisamkeit. Ganz anders in der britischen Serie "Alice und Jack", die ihre deutsche Premiere in der ZDF Mediathek (Mittwoch, 25. Juni) feiert. Die beiden Londoner Alice (Andrea Riseborough) und Jack (Domhnall Gleeson) lernen sich - wie könnte es anders sein - über ein Dating-Portal in der Bar kennen. Schnell ist klar: Man findet sich gegenseitig attraktiv, witzig, anziehend - und landet im Bett. Biochemiker Jack, Typ "feiner Kerl", merkt aber bald, dass mit der wohlhabenden Fondsmanagerin Alice in Beziehungsdingen etwas nicht stimmt. Sie ist hochintelligent, überraschend schroff und behält lieber die alleinige Kontrolle über ihr Leben. Die Oscar-nominierte Andrea Riseborough ("To Leslie") zaubert mit Alice einen faszinierenden Charakter ins Streaming-Wohnzimmer. Über sechsmal 45 Serienminuten erlebt man eine sich ständig wandelnde On-off-Beziehung über insgesamt 16 Jahre.
Abrupte Zeitsprünge, welche die Erzählung macht, erinnern an die David Nicholls-Literaturverfilmung "Zwei an einem Tag" ("One Day"), aus der 2011 ein Film mit Anne Hathaway und 2024 eine erfolgreiche Netflix-Serie wurden. Man schaut darin der Liebe zweier Menschen an einem konkreten Tag des Jahres über eine lange Strecke zu.
Der Serie "Alice und Jack", die in Großbritannien bei Channel 4 lief, den Vorwurf zu machen, man habe die Nicholls-Idee geklaut, führt allerdings zu weit. Erstens ist die Beziehung zwischen Alice und Jack eine ganz andere, zweitens geht die Serie auch unterschiedlich mit der Zeitlinie um: Manchmal wird über viele Jahre hinweggesprungen, dann bleibt man über fast eine gesamte Folge beinahe in Echtzeit im Hier und Jetzt.
Abonniere doch jetzt unseren Newsletter.
Ein Must-see in Sachen Herzschmerz 2025
Neben großem Schauspiel und klugen, funkensprühendem Dialogen (auch in Englisch mit Untertiteln verfügbar) ist die Serie des finnischen Regisseurs Juho Kuosmanen eine ziemlich kluge Reflexion über das Auf und Ab des Lebens und der Liebe. Selbst wenn die ein oder andere dramatische Wendung gewagt ist und die Protagonisten über 18 Jahre erstaunlich sanft altern, verbirgt sich hinter dem britischen Stoff eine der bewegendsten Liebesgeschichten des Jahres: Man erlebt zwei geistreich-warmherzige und witzige Menschen in einer Art Zeitraffer des Lebens. Mindestens zwei Dinge nimmt man mit: Momente schöner Erinnerung machen das Lebensglück aus. Diese Erkenntnis feiert die Serie wie wenige zuvor.
Und noch ein Learning: Sprache und Humor sind es, die manchmal Menschen zum Glück des anderen machen, auf das man keinen Tag verzichten will. Zwei Erkenntnisse über den Sinn des Lebens also, sanft angedeutet und keinesfalls plump verkündet, sind schon mal nicht schlecht für nur eine Miniserie. Victor Levin, der sich die Geschichte ausdachte, darf man als Spezialisten für anspruchsvolle, verdrehte Liebesgeschichten bezeichnen. Der mittlerweile 64-jährige New Yorker schrieb Stoffe wie die Sitcom "Verrückt nach dir", 13 Folgen "Mad Men" und Beziehungsfilme wie "Von 5 bis 7: Eine etwas andere Liebesgeschichte" oder "Destination Wedding". Ein Mann vom Fach, vierfach Emmy-nominiert, der mit "Alice und Jack" ein absolutes Must-see in Sachen Herzschmerz 2025 abliefert.