14.08.2025 von SWYRL
Experten sind sich einig: Eine zu intensive Nutzung sozialer Medien kann negative Auswirkungen auf die Psyche von Heranwachsenden haben. Daher plädieren sie dafür, Plattformen wie Facebook und TikTok für Kinder und Jugendliche per Gesetz einzuschränken.
Für Kinder und Jugendliche stellt der intensive Gebrauch digitaler Geräte wie Smartphone und im Besonderen die häufige Nutzung sozialer Medien wie Facebook, Instagram und TikTok eine potenzielle Gefahr da. Daher appelliert eine Expertengruppe an die Politik, zum "Schutz" der Betroffenen drigend "vorbeugende Maßnahmen" zu ergreifen. Ihre Empfehlung: Kindern und Jugendlichen soll der Zugang zu Smartphone und sozialen Netzwerken deutlich eingeschränkt werden.
In einem am Mittwoch vorgestellten Diskussionspapier betonen die Forschenden, dass eine intensive Nutzung sozialer Netzwerke bei Heranwachsenden negative Auswirkungen auf das psychische und emotionale Wohlbefinden habe. Es sei "sehr, sehr auffällig", dass weltweit bei Kindern und Jugendlichen ein Anstieg psychischer Erkrankungen zu beobachten sei, sagte die Psychologin Silvia Schneider in der Pressekonferenz.
Schneider ist Professorin für klinische Kinder- und Jugendpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum und gehört zu den Autorinnen des Diskussionspapiers, das die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina veröffentlicht hat. "Es gibt immer mehr Ängste und Depressionen", so die Expertin. Zudem beeinträchtige Social Media die soziale Kompetenz der Kinder und Jugendlichen. Durch die viele Zeit, die diese mit dem Smartphone verbringen, fehlten ihnen wichtige Bewältigungsstrategien für den Umgang mit Emotionen.
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Kein Social Media für Kinder unter 13 Jahren
Um diesen Gefahren entgegenzuwirken, empfehlen die Forschenden, Kindern unter 13 Jahren das Einrichten von Social-Media-Accounts zu untersagen. Für Heranwachsende zwischen 13 und 15 Jahren soll die Nutzung sozialer Netzwerke nur nach elterlicher Zustimmung möglich sein. Und: Für 13- bis 17-Jährige müssen die Plattformen altersgerecht gestaltet sein, etwa durch Anpassung der algorithmischen Vorschläge oder ein Verbot personalisierter Werbung.
"Politischen Handlungsbedarf" sehen die Expertinnen und Experten auch beim Thema Smartphone. In Kitas und Schulen soll die Nutzung der Geräte bis einschließlich Klasse 10 untersagt werden. Ihren dringenden Appell richten sie an die EU-Politik, wo sie "Möglichkeiten der Regulierung" sehen. Aber auch die deutsche Politik hat sich für entsprechende Regelungen einzusetzen.
Was unternimmt die Politik?
Immerhin: Das Problem ist in der Politik angekommen. Sogar erste Lösungsvorschläge gbt es. Auf der EU-Ebene ist das sogenannte "EUDI-Wallet" geplant, die einen digitalen Altersnachweis ermöglichen soll. Nach Ansicht der Forschenden handelt es sich um einen "vielversprechenden Ansatz".
Aus den Reihen der deutschen Politik wagte zuletzt Cem Özdemir einen Vorstoß. Der frühere Agrarminister plädiert dafür, Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren Plattformen wie TikTok oder Instagram zu verbieten. "Wir lassen Jugendliche auch nicht einfach ohne Führerschein hinters Steuer. Es gibt Fahrstunden und ein schrittweises Ranführen. So müssen wir es auch mit den sozialen Medien halten", sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. "Darum halte ich eine Altersgrenze für TikTok und andere soziale Medien für richtig. Diese sollte bei 16 Jahren liegen."