11.07.2025 von SWYRL/Natascha Wittmann
Die jüngste Klimakatastrophe in Texas lässt auch deusche Politiker nicht kalt. Bei "Markus Lanz" machte Ex-Grünen-Mann Boris Palmer seiner größten Sorge Luft. Zeitgleich brachte er konkrete Vorschläge, wie die deutsche Klimapolitik effizienter umgesetzt werden könnte.
Bei der Generaldebatte im Bundestag sorgte Kanzler Friedrich Merz für Aufruhr, als er sagte, dass es niemandem helfe, wenn Deutschland alleine klimaneutral werde. Demnach würde laut Merz "keine einzige Naturkatastrophe auf der Welt weniger geschehen, würde kein einziger Waldbrand weniger geschehen, würde keine einzige Überschwemmung in Texas weniger geschehen".
In Bezug auf die dramatischen Fluten in Texas, die mehr als 100 Menschenleben gefordert hat, stellte Klimaforscher Jochem Marotzke am Donnerstagabend bei "Markus Lanz" fest, dass es "eine Menge sehr, sehr betrüblicher Parallelen zwischen der Katastrophe im Ahrtal und dem, was jetzt in Texas passiert ist", gebe. Journalist Axel Bojanowski konnte dem nur zustimmen.
Er ergänzte, dass der Klimawandel vor allem "deswegen ein Problem" sei, "weil er sehr langfristig wirkt und eben Rahmenbedingungen verändert. Er verändert die Umweltrisiken - und zwar langsam, aber stetig (...) über Generationen hinweg". Besonders gefährlich sei dabei laut Bojanowski, dass man nicht genau wisse, "was in der Zukunft passieren wird". "Das heißt, es besteht Handlungsbedarf", so der Journalist.
Auch Klimaforscher Jochem Marotzke machte wiederholt deutlich, dass die weltweiten CO2-Emissionen "gesenkt werden" müssen, "ansonsten kommen wir in ein unbeherrschbares Klima-Regime hinein". Gerade deshalb sorgte Merz' Klima-Aussage im Bundestag bei dem Experten für Unverständnis: "Es ist ein absoluter Scheinwiderspruch, den er aufbaut, wenn er sagt: 'Wir müssen nicht um alles in der Welt die letzte Tonne vermeiden'. Es geht nicht um die letzte Tonne!"
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Ex-Grünen-Politiker Boris Palmer: "Wenn sowas in Tübingen passiert, werden wir immense Schäden haben"
In dem Zusammenhang warnte der Klimaforscher vor zunehmenden Hitzewellen, die "immer stärker" werden. Laut Marotzke sei es "ausgeschlossen, dass die Menschheit sich auf Dauer an diesen Klimawandel wird anpassen können, wenn der immer weitergeht. Absolut ausgeschlossen." Lanz hakte interessiert nach: "Das heißt, es gibt den Punkt, an dem wir dann einfach aufhören zu existieren?" Der Experte nickte: "Wenn man sich da nicht schützt, ja." Irgendwann werde es "richtig gefährlich".
Eine Steilvorlage für Lanz, der von Boris Palmer wissen wollte, wie er als Politiker auf Katastrophen wie die in Texas reagiere. Der Tübinger Oberbürgermeister gab zu: "Wenn ich sowas sehe, dann kriege ich große Sorgen." Laut Palmer seien besonders Sturzfluten "nicht beherrschbare Situationen", da man auch in Tübingen "die Rückhaltebecken gar nicht so hoch bauen" könne, "dass das nicht durchkommt. Das heißt, wenn sowas in Tübingen passiert, werden wir immense Schäden haben. (...) Wir müssen die Stadt abreißen, um das auszuschließen".
Palmer fügte hinzu, dass er gerade deshalb mit Hochdruck daran arbeite, Tübingen in eine "grüne Stadt" zu verwandeln. Dafür investiere er unter anderem "in Entsiegelungen" und versuche, "Bäume natürlich in die Stadt reinzubringen".
Markus Lanz: "Beten Sie, dass diesen Satz keiner gehört hat"
Zeitgleich sprach Boris Palmer auch die vielen Solarparks entlang der Tübinger Bundesstraßen an. Der Ex-Grünen-Politiker erklärte: "Ich hätte gerne ein ganz einfaches Gesetz, wo drinsteht: Da darf man Solaranlagen bauen. Stattdessen machen wir jahrelange Planungsverfahren. Das ist ja auch so ein Kunstwerk! Eine Hauptaufgabe des Oberbürgermeisters ist, irgendwie zu gucken, wie man diese Vorschriften möglichst ignoriert. Wenn's geht, weglegen und trotzdem machen, sonst kommt man ja gar nicht zum Ziel."
Mit dieser Aussage ließ er Lanz aufhorchen: "Beten Sie, dass diesen Satz keiner gehört hat." Der Tübinger Oberbürgermeister stichelte jedoch unbeirrt weiter: "Doch, doch. Den sag ich offiziell und laut, damit die Bürokratie endlich vereinfacht und abgebaut wird." In Bezug auf die deutsche Klimapolitik ergänzte Palmer energisch: "Wir müssen einfach die Hindernisse, die wir uns selber in den Weg stellen, aus dem Weg räumen. Wir müssen kosteneffizienter werden. Die Energiewende ist nicht kosteneffizient in Deutschland!"