26.05.2025 von SWYRL/Jasmin Herzog
Am 31. Mai wäre Rainer Werner Fassbinder 80 Jahre alt geworden. ARTE ehrt den jung verstorbenen Meisterregisseur mit einem seiner wichtigsten Filme, "Die Ehe der Maria Braun". Um dessen gefeierte Hauptdarstellerin dreht sich im Anschluss die Doku "Hanna Schygulla".
Rainer Werner Fassbinders Film "Die Ehe der Maria Braun" (1979) beginnt mit einer Kriegshochzeit, als die deutschen Städte im Bombenhagel der alliierten Flugzeuge liegen. Und er endet mit der Explosion eines Küchenherds im Juli 1954 - just zu der Stunde, da die Nation vor den ersten Bildschirmen sitzt, um den Endspiel-Sieg der Fußball-Nationalmannschaft in Bern mitzuerleben. Es ist eine beispielhafte Geschichte aus der deutschen Nachkriegszeit, verfilmt von einem der größten deutschen Regisseure aller Zeiten. Anlässlich Fassbinders 80. Geburtstags wiederholt ARTE das meisterhafte Drama nun; im Anschluss widmet sich eine Doku der Schauspielerin Hanna Schygulla, die mit ihrer Hauptrolle damals zum Star wurde.
Als Maria (Hanna Schygulla) und Hermann Braun (Klaus Löwitsch) 1943 heiraten, muss der Ehemann bereits anderntags an die Front. Bei Kriegsende gilt er später als vermisst. Maria wird Animierdame in einer amerikanischen Bar. Als der totgesagte Hermann schließlich doch aus der Gefangenschaft zurückkehrt, lebt Maria mit Bill (George Byrd) zusammen, einem Besatzungssoldaten.
Bei einem Kampf zwischen den beiden Männern erschlägt Maria wie in Trance ihren amerikanischen Freund. Hermann geht an ihrer Stelle ins Zuchthaus, und Maria lernt währenddessen den Unternehmer Oswald (Ivan Desny) kennen. Aus der Ex-Trümmerfrau wird jetzt die Villenbesitzerin und Prokuristin. Sehnsüchtig wartet sie auf Hermann. Doch dieser hat heimlich mit Oswald ein Abkommen getroffen: Er kehrt erst nach dessen Tod zurück.
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Doku über Hanna Schygulla
"Was Fassbinder zeigt, ist von einer leuchtenden Einfachheit", urteilte die französische "Le Monde" über den vielfach preisgekürten Film, der unter anderem den Deutschen Filmpreis gewann. "Was ist aus Maria, was ist aus Deutschland geworden? In höhnischen und grausamen Bildern gibt Fassbinder die Antwort: ein Wesen, das mit auffälligen, teuren Kleidern angetan ist, das aber seine Seele verloren hat." Und der Kritiker der "Süddeutschen Zeitung" schrieb nach der Premiere: "Es geht um das, was in der Bundesrepublik in den Jahren nach dem Krieg geschah. Wie es äußerlich aufwärts ging, aber mit den Gefühlen abwärts, ins Leere."
Von jener beeindruckenden Schauspielerin, die den Film damals fast im Alleingang trug, handelt die im Anschluss gezeigte Dokumentation "Hanna Schygulla" (ab 22.10 Uhr). Das Porträt von André Schäfer begleitete die Ikone des europäischen Autorenfilms über zwei Jahre hinweg - zwischen Paris, Berlin, Barcelona und Hamburg.
Der Film zeigt sie nicht nur als gefeierte Fassbinder-Darstellerin, sondern auch als engagierte Persönlichkeit: In Berlin dreht die Schygulla mit geflüchteten Mädchen, in Barcelona arbeitet sie mit Jugendlichen aus der Psychiatrie. François Ozon würdigt ihre künstlerische Kraft, und sie selbst gewährt seltene Einblicke in ihr Leben - in ihre Münchner Kindheit als Flüchtlingskind, in ihre Liebesbeziehungen und in ihre Arbeit als Filmemacherin. Daneben gibt es viel Archivmaterial zu sehen, zudem einen inszenierten Dialog mit Fassbinder zum 75. Geburtstag.