Roger Waters
Ist Roger Waters ein Antisemit, wie einige Kritiker meinen? Oder ein Kämpfer für universelle Menschenrechte, wie er sich selbst sieht? Sicher ist: Der ehemalige Pink-Floyd-Frontmann, der nun mit "Roger Waters: This Is Not A Drill - Live From Prague" ein neues Live-Album vorlegt, machte in den letzten Jahren mehr mit seinen politischen Statements als mit seiner Musik Schlagzeilen. Und er ist nicht die einzige Rocklegende mit kontroversen Ansichten ...
© Tristan Fewings/Getty ImagesRoger Waters
Roger Waters, Mitbegründer von Pink Floyd, ist seit Jahren für seine politischen Botschaften bekannt. Besonders sein Engagement für die BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestition und Sanktionen) gegen Israel sorgte für Kontroversen. Kritiker werfen ihm vor, mit überzogener Symbolik und pauschalen Aussagen antisemitische Stereotype zu bedienen.
© 2022 Getty Images/Kevin WinterRoger Waters
Auch mit seinen Einlassungen zum Ukraine-Krieg sorgte Waters für Aufsehen: Im Februar 2023 wurde er per Video vor dem UN-Sicherheitsrat zugeschaltet, eingeladen hatte ausgerechnet Russland - eine Einladung, der Waters bereitwillig folgte. In seiner Rede forderte er einen sofortigen Waffenstillstand im Ukrainekrieg und wandte sich direkt an Joe Biden, Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj. "Bitte ändern Sie jetzt Ihren Kurs", appellierte er, "und stimmen Sie einem sofortigen Waffenstillstand zu."
© Kevin Winter/Getty ImagesRoger Waters
Waters verurteilte die russische Invasion zwar als "illegal", gleichzeitig warf er aber dem Westen vor, diese provoziert zu haben - eine Relativierung, die auf heftigen Widerspruch stieß. Bereits zuvor hatte er in einem Interview Joe Biden als "Kriegsverbrecher" bezeichnet und Selenskyj "extremen Nationalismus" vorgeworfen und ein Ende aller Waffenlieferungen an die Ukraine gefordert. Als Reaktion darauf erklärte ihn die Stadt Krakau zur unerwünschten Person und sagte seine Konzerte ab.
© Vittorio Zunino Celotto/Getty ImagesRoger Waters
Auch in Deutschland gab es heftige Kritik. Die Jüdische Gemeinde Frankfurt forderte die Absage seines Konzerts. Der Vorwurf: Antisemitismus. Waters hatte bei einem früheren Auftritt ein Schwein mit Davidstern aufsteigen lassen - für viele ein antisemitisches Symbol. Der Musiker selbst bestritt die Vorwürfe und klagte sich das Recht ein, trotz einer Absage durch die Stadt Frankfurt in der dortigen Festhalle auftreten zu dürfen.
© UniversalEric Clapton
Schon in den 70er-Jahren sorgte Rockikone Eric Clapton für Kontroversen: 1976 unterbrach er völlig betrunken ein Konzert, um das Publikum an seiner Bewunderung für den britischen Rechts-Außen-Politiker Enoch Powell teilhaben zu lassen. Großbritannien sei ein weißes Land, das Gesindel aus den Kolonien und die Araber sollten verschwinden ... Er entschuldigte sich später für seine Aussagen, politisch meldete er sich in der Folge kaum noch zu Wort. Bis die Corona-Pandemie kam ...
© Express/Express/Getty ImagesEric Clapton
Clapton sprach sich vehement gegen Impfungen aus, behauptete, er sei durch die Impfung "vergiftet" worden, und veröffentlichte mit Van Morrison Songs, in denen er die Maßnahmen als "Tyrannei" verunglimpfte. Kritiker warfen ihm vor, verschwörungstheoretische Narrative zu bedienen und eine Bühne für Wissenschaftsleugnung zu bieten.
© Kevin Winter/Getty Images for Crossroads Guitar FestivalVan Morrison
Wirklich verstehen konnt und wollte Van Morrison die Aufregung um seine kontroversen Äußerungen, um den Anti-Masken-Song mit Eric Clapton ("Stand And Deliver") nicht verstehen. In einem Interview mit der "Sunday Times" klagte die Rockikone: "Wenn man Lieder singt, die ein Ausdruck der Meinungsfreiheit sind, bekommt man sehr negative Reaktionen." Er fühle sich ungerecht behandelt - schließlich, so Morrison, müsse Meinungsfreiheit genauso gelten wie Pressefreiheit.
© Bradley QuinnVan Morrison
Was Morrison als "Meinung" verteidigte, empfanden viele Kritiker als brandgefährlich. In Songs wie "No More Lockdown" verglich er Corona-Maßnahmen mit Sklaverei und nannte Polizisten "Faschisten". Nordirlands Gesundheitsminister Robin Swann nannte Morrisons Aussagen "bizarr und gefährlich" - sie könnten Menschen verleiten, das Virus nicht mehr ernst zu nehmen.
© Gareth Cattermole/Getty ImagesBryan Adams
Nur ein einmaliger Wutausbruch? Als er 2020 seine geplanten Auftritte in der Londoner Royal Albert Hall aufgrund der Corona-Pandemie absagen musste, schimpfte Bryan Adams in einem Social-Media-Post, dass "dank einiger Fledermaus fressender, Tiere vom Nassmarkt verkaufender, Viren erzeugender gieriger Bastarde" die "ganze Welt nun auf Eis" liege.
© UniversalBryan Adams
Nachdem zahlreiche Kritiker seine Wortwahl als rassistisch und beleidigend bezeichnet hatten, entschuldigte sich Adams für seinen Beitrag. Er habe nur darauf aufmerksam machen wollen, dass es auf den Tiermärkten grausam zugehe und niemand beleidigen wollen.
© 2017 Getty Images/Harry HowJohnny Rotten
John Lydon, alias Johnny Rotten, war mit den Sex Pistols das Gesicht des britischen Punk - radikal, provokant, gegen das Establishment. Umso erstaunlicher war seine öffentliche Unterstützung für Donald Trump 2020, inklusive roter "Make America Great Again"-Kappe. Viele Fans reagierten fassungslos.
© Graham Wood/Evening Standard/Getty ImagesJohnny Rotten
Lydon verteidigte sich: Der "linksliberale Mainstream" sei genauso autoritär wie das, wogegen er früher kämpfte. Kritiker halten das für reinen Populismus. Statt Systemkritik sei es nun Provokation ohne Haltung - ein Punk, der den einst bekämpften Mächten applaudiert.
© Emma McIntyre/Getty ImagesMorrissey
Seit er Anfang der 80er-Jahre als Sänger der Smiths auf der Bildfläche erschien, beherrscht im Vereinigten Königreich keiner die Kunst der politischen Kontroverse wie er: Morrissey arbeitete sich bevorzugt an den Royals ab und verteidigte die englische Arbeiterklasse gegen Margaret Thatcher. Umso entsetzter reagierten viele Fans, als Morrissey Rechtsaußen-Positionen zu übernehmen schien.
© 2004 Getty Images/Karl WalterMorrissey
2018 sah man Morrissey mit einem Anstecker der rechtsextremen Partei For Britain im US-TV. Auch der UKIP-Rechtspopulist Nigel Farage wurde von ihm gelobt. Aufsehen erregte ein Interview, das der Sänger 2017 dem "Spiegel" gab. Darin behauptete er unter anderem, Berlin sei im Zuge der Flüchtlingskrise zur europäischen "Vergewaltigungshauptstadt" geworden.
© 2023 Getty Images/Joe MaherMorrissey
Morrissey, der Rassismusvorwürfe während seiner Karriere stets zurückwies, gab hinterher an, die Interview-Zitate seien ihm untergeschoben worden. Die "Spiegel"-Journalistin sah sich genötigt, den Audio-Mitschnitt zu veröffentlichen. Siehe da: Medienkritiker Morrissey hatte alles wörtlich so gesagt, wie es gedruckt wurde.
© 2013 Getty Images/Kevin WinterPaul Stanley
2023 sorgte KISS-Frontmann Paul Stanley (rechts) mit einem kontroversen Statement für Aufsehen. Darin kritisierte er Eltern, die ihre Kinder zu geschlechtsangleichenden Maßnahmen ermutigen. Diese Entwicklung bezeichnete er als "traurige und gefährliche Modeerscheinung". Die empörten Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten: The-Offspring-Gitarrist Noodles zeigte sich enttäuscht: "Deine Band lehrte mich, ich könne alles sein, was ich will. Am Ende war das wohl nur Gerede."
© Kevin Winter/Getty Images for ABAPaul Stanley
Kurz darauf versuchte Stanley, die Wogen zu glätten. In einem neuen Post erklärte er, seine ursprünglichen Aussagen seien "nicht deutlich" genug gewesen. Er betonte, dass er all jene unterstütze, die mit ihrer sexuellen Identität kämpfen oder sich für eine Geschlechtsangleichung entscheiden. "Die Überzeugung, die man dafür braucht, ist nur schwer vorstellbar." Gleichzeitig wünschte er sich mehr Raum für differenzierte Gespräche: Zwei Absätze seien zu wenig, um ein derart komplexes Thema fair zu behandeln.
© 2025 Getty Images/Unique NicoleNeil Young
Neil Young war stets politisch: Der Kanadier kämpfte musikalisch unter anderem gegen Saatgutgiganten ("The Monsanto Years") und setzte sich lautstark für die Umwelt ("Greendale") ein. Doch seine 2022 gestartete Kampagne gegen Spotify - wegen der Impfkritik des erfolgreichen Podcasters Joe Rogans - löste auch unter seinen Fans eine Debatte über Zensur, Meinungsfreiheit und Moral im Musikbusiness aus.
© Emily Dyan Ibarra / Warner MusicNeil Young
Denn Young ließ alle seine Songs von der Streaming-Plattform entfernen. Während viele Fans seine Haltung als mutig lobten, warfen Kritiker ihm Doppelmoral vor: Auf anderen Plattformen, etwa Amazon, fänden sich schließlich ebenfalls problematische Inhalte. Als Spotify keinen weiteren Exklusiv-Vertrag mit Rogan mehr schloss, kehrte Young mit seiner Musik zurück: Denn Apple und Amazon würden nun "denselben Desinformations-Podcast servieren" wie Spotify, so Young.
© Tristan Fewings/Getty ImagesTed Nugent
Angesichts seiner jüngeren Vergangenheit kann es fast in Vergessenheit geraten: In den späten 60er- und 70er-Jahren galt Ted Nugent - zunächst als Teil der Amboy Dukes, später auch als Solokünstler - zu den größten Hardrock-Gitarristen seiner Generation. Doch dieser Ruhm verblasste schon seit den 90er-Jahren, als Nugent sich zunehmend als politischer Aktivist einen Namen machte.
© Getty ImagesTed Nugent
Als glühender Waffenlobbyist, Mitglied der NRA und erklärter Gegner jeglicher Drogen vertritt Nugent seit Jahrzehnten stramm konservative Positionen. Der Gitarrist war und ist einer der lautesten Unterstützer Donald Trumps und lehnte sich während der Corona-Pandemie lautstark gegen Schutzmaßnahmen auf und bezeichnete die Corona-Todesstatistiken als Betrug.
© Rey Del Rio/Getty ImagesKid Rock
Südstaaten-Rocker Kid Rock ("All Summer Long") selbst sagte einst über sich, dass er "überall Freunde" habe - sowohl unter Demokraten wie unter Republikanern. Man müsse "eine gemeinsame Basis finden und miteinander auskommen", so der Musiker. In den letzten Jahren zeigte er sich aber eher als Symbolfigur des rechtskonservativen Amerikas und trat für Donald Trump in dessen Wahlkampf 2024 auf.
© Kevin WinterKid Rock
Aufsehen erregte Kid Rock (links, mit Donald Trump) im April 2023, als er ein Video auf Twitter postete, in dem er mit einer Maschinenpistole auf Bierdosen schießt. Der Clip, in dem der Musiker unvermissverständlich auf den Getränke-Konzern schimpfte, war eine Reaktion auf eine Werbekampagne, in der der Transgender-Influencer Dylan Mulvaney aufgetreten war.
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