Die spektakulärsten Fälle
Seit fast 60 Jahren müssen Mörder, Diebe, Betrüger und andere Verbrecher auch das Fernsehen fürchten: In bilsang über 600 Sendungen bat "Aktenzeichen XY" bisher die Zuschauer um Mithilfe bei der Fahndung. Manche Fälle begleiteten die Sendung über Jahre, manche machen einfach nur sprachlos. Unsere Galerie zeigt die spektakulärsten.
© Peter Macdiarmid/Getty Images/ZDF / Erika Hauri/Peter NeubarthDie verschwundene Rebecca
Seit 2019 sucht die Berliner Polizei nach der verschwundenen Rebecca. Um die Fahndung nach der 15-Jährigen zu beschleunigen, wandte sich die Berliner Polizei damals via "Aktenzeichen XY" an die Öffentlichkeit. Binnen weniger Stunden gingen 150 Hinweise ein. "Die Polizei geht fest von einem Tötungsdelikt aus", erklärte KHK Michael Hoffmann damals.
© PolizeiDie verschwundene Rebecca
Eine groß angelegte Suchaktion (Bild) führte damals nicht zum Erfolg, bis heute fehlt von der Leiche jede Spur. Ein Verdächtiger wurde zwar zweimal festgenommen, musste aber jeweils mangels Beweisen wieder freigelassen werden. Im Oktober 2025 untersuchte die Polizei ein Grundstück in Brandenburg, auf dem die Leiche vermutet wurde - ebenfalls ohne Erfolg.
© IMAGO / Pacific Press AgencyWo ist Maddie?
Es ist der wohl international bekannteste Fall, von dem "Aktenzeichen XY" je berichtete: Das spurlose Verschwinden des damals vierjährigen britischen Mädchens Madeleine McCann. Ihre Eltern, Kate and Gerry McCann, baten die Medien verzweifelt um Mithilfe - und waren auch bei Rudi Cerne in "Aktenzeichen XY" zu Gast.
© Miguel Villagran/Getty ImagesSpurlos im Urlaub verschwunden
Vor zwölf Jahren verschwand die kleine Maddie im Urlaub mit ihren Eltern aus einem Ferienappartement im portugiesischen Praia da Luz. Laut Aussage der Eltern schlief das Kind, während sie mit Freunden zu Abend aßen. Plötzlich war Maddie verschwunden - bis heute spurlos.
© Peter Macdiarmid/Getty Images500 Hinweise nach "Aktenzeichen XY"
Tausende Polizisten suchten vergeblich, Hunderte Hinweise führten zu nichts. Sechs Jahre nach dem Verschwinden baten Maddies Eltern bei "Aktenzeichen XY" bewegend um Mithilfe; die Szenerie wurde mit Schauspielern nachgestellt, ein Scotland-Yard-Ermittler war zu Gast. Über 500 Hinweise gingen ein. Keiner führte zum Erfolg.
© Screenshot ZDFWeltweit bekanntester Vermisstenfall
Trotz Tausender angeblicher Spuren - keine davon führte zu Maddie. Wurde sie entführt? Ermordet? Oder Opfer eines Unfalls? Im wohl bekanntesten Vermisstenfall der Welt tappen die Ermittler weiter im Dunkeln. 2019 rollte Netflix den Fall mit der achtteiligen Doku "Das Verschwinden von Madeleine McCann" neu auf - wovon die McCanns wenig begeistert waren.
© Jeff J Mitchell/Getty ImagesWer tötete Peggy?
Verbrechen an kleinen Kindern gehören naturgemäß zu den schwierigsten und meistbeachteten Fällen bei "Aktenzeichen XY". So auch der Fall Peggy Knobloch von 2001: Im Spezial "Wo ist mein Kind" befasste sich die Sendung 2015 mit dem Verschwinden der seinerzeit Neunjährigen aus ihrem Heimatort im fränkischen Lichtenberg. Zuvor hatte es Ermittlungen um einen "Mord ohne Leiche" gegeben, die Verurteilung eines Unschuldigen sowie spektakuläre Wendungen.
© ZDF/SecuritelUnschuldiger in Haft
Nur durch ein später widerrufenes Geständnis wurde der geistig behinderte Ulvi Kulaç 2004 verurteilt. Angeblich sollte er Peggy entführt, vergewaltigt und getötet haben. Doch das Verfahren wurde angefechtet, 2014 wieder aufgenommen - und Kulaç freigesprochen.
© ZDF/SecuritelEine Leiche nach 15 Jahren
Ein in der Nähe wohnender Sexualstraftäter sowie zwei Männer aus dem Bekanntenkreis der Familie gerieten anschließend ins Visier der Ermittler - erfolglos. 2016 schließlich fanden Spaziergänger im Wald 15 Kilometer vom Wohnort Peggys Knochenüberreste. Keinen Hinweis jedoch für die Mördersuche, die noch im selben Jahr zur Farce wurde: Man entdeckte angeblich die DNA des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt am Fundort von Peggys Leiche. Dorthin geraten war sie allerdings aufgrund eines Fehlers der Spurensicherung ...
© Jens-Ulrich Koch/Getty ImagesPolizistenmord von Heilbronn
Verantwortlich war Neonazi Böhnhardt jedoch in einem weiteren spektakulären Fall, der den Ermittlern lange Rätsel aufgab: Am 25. April wurde die Polizistin Michèle Kiesewetter auf der Theresienwiese in Heilbronn erschossen, ihr Kollege schwer verletzt. Jahrelang fahndete man nach dem "Phantom von Heilbronn" - 2008 auch über "Aktenzeichen XY".
© Screenshot ZDFEine von zehn NSU-Morden
Erst 2011, nachdem die grausamen Taten des "Nationalsozialistischen Untergrunds" ans Tageslicht kamen, standen die Täter fest. Kiesewetters Dienstwaffe wurde neben den Leichen der NSU-Terroristen Böhnhardt und Uwe Mundlos gefunden, die jahrelang unbehelligt gemeinsam mit Beate Zschäpe zehn Menschen ermordet haben.
© Alex Grimm/Getty ImagesÜberfall mit Maschinenpistolen
Eine andere bekannte staatsfeindliche Truppe versuchte sich im Jahr 2015 am Großraub: Die Vermummten mit Maschinenpistolen stoppten einen Geldtransporter und forderten die Besatzung auf auszusteigen. Als nichts passierte, schossen sie mit ihren Kalaschnikows auf Reifen und Blech. Der Überfall misslang. Um "gewöhnliche" Räuber handelte es sich allerdings nicht ...
© ZDFDie RAF-Rentner
Die als Polizisten getarnte Bande gehörte vermutlich der RAF an - der tödlichsten Terrorgruppe auf deutschem Boden. Oft wurde "Aktenzeichen XY" zur Hoch-Zeit der Gruppe in den 70er-Jahren um Hilfe gebeten. So auch in diesem Fall: 2016 erhofft man sich Hinweise auf den Verbleib der drei RAF-Mitglieder.
© ZDF/SecuritelImmer noch im Untergrund
Am Tatort nahe Bremen gefunden wurden nämlich die DNA-Spuren dreier gesuchter RAF-Terroristen: Ernst-Volker Wilhelm Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette. Erfolgreich war der Aufruf nicht: Die drei überfielen im Frühjahr 2016 noch einen Geldtransporter und ein Geschäft; danach sollen sie sich nach Holland abgesetzt haben.
© ZDF/SecuritelDaniela Klette
Ob der erneute Fahndungsaufruf bei "Aktenzeichen XY ... ungelöst" am 14. Februar 2024 mit dazu beitrug, ist nicht ganz klar: Sicher ist, dass Daniela Klette zwölf Tage später mit in einer Mietwohnung im Berlin-Kreuzberg gefasst wurde. Inzwischen muss sich die 67-Jährige vor Gericht wegen versuchten Mordes, unerlaubten Waffenbesitzes sowie versuchten und vollendeten schweren Raubs im Zusammenhang mit 13 Überfällen verantworten. Ihr Mitstreiter Staub und Garweg sind derweil noch auf freiem Fuß.
© Focke Strangmann - Pool/Getty ImagesDie lange Suche nach Lolita
Dass "Aktenzeichen XY" auch nach Jahrzehnten noch Erfolge verbuchen kann, zeigt der Fall Lolita Brieger: Die damals schwangere 18-Jährige verschwand im Jahr 1982 bei einem Bauernhof in Rheinland-Pfalz. Als verdächtig galt der Ex-Freund der jungen Frau - Beweise gab es jedoch nicht. Erst 29 Jahre später konnte der Fall aufgeklärt werden ...
© ZDFEndlich Gewissheit
2011 rollte "Aktenzeichen XY" den Fall wieder auf - insbesondere auch, um der betagten Mutter Lolitas Gewissheit zu Verschaffen. Der Hinweis auf Verjährung eventueller Mittäterschaft half: Unter 76 Anrufen fand sich der wichtigste Hinweis - eine Frau berichtete von einem Mitwisser.
© ZDF / Nadine RuppAufklärung nach 29 Jahren
Dieser bestätigte, dass er damals geholfen habe, die Leiche zu beseitigen - bei dem Täter handelte es sich tatsächlich um Lolitas Ex-Freund. Auf einer Mülldeponie fand man die Knochen der Vermissten, der Mörder wurde festgenommen. 2012 wurde der 50-Jährige jedoch aufgrund der Verjährung der Tat freigesprochen.
© ZDFGrundlos attackiert
Wie erschreckend zufällig Unschuldige zu Opfer werden können, zeigt ein denkwürdiger Fall aus München: Ein junges Pärchen radelt Ende Mai 2013 nachts an der Isar. Dabei kommt es zu einer Konfrontation mit einem Unbekannten, der die junge Frau bespuckt. Zur Rede gestellt, zückt er plötzlich ein Messer und sticht mehrfach auf den Verlobten der Radlerin ein.
© ZDF/SecuritelMord an der Isar
Für das Opfer kommt jede Hilfe zu spät. Wer war der Unbekannte, der am Tatort ebenfalls Blut verlor? Die Polizei überprüfte über 15.000 Menschen, nahm 5.700 DNA-Proben. Keine Spur. Die letzte Hoffnung: ein Aufruf bei "Aktenzeichen XY", das den Fall im Januar 2016 zum zweiten Mal thematisierte ...
© ZDF/Securitel70 Hinweise, keine Spur
10.000 Euro Belohnung setzte die Polizei aus. Nach der Sendung erhielt man 70 Hinweise aus der Bevölkerung. Keiner davon führte zum Mörder des italienischen Ingenieurs. Bis heute tappt die Polizei im Dunkeln.
© ZDF/SecuritelFußballfan grundlos geprügelt
Der Schrecken des unvermittelten Angriffs ohne Grund - er traf im Jahr 2012 einen Fan des Fußballvereins Kickers Offenbach: Der 23-jährige Mark Herbert (Spielszene) wird Opfer eines unbekannten Schlägers, der scheinbar grundlos auf ihn einprügelt. Die Folgen der Attacke, die nichts mit Fanrivalitäten zu tun hatte, sind tragisch: Der Fußballfan ist seither vom Hals abwärts gelähmt.
© ZDF / Erika HauriNicht mehr anonym
Über einen Aufruf in "Aktenzeichen XY" erhofft sich die Polizei 2015 neue Hinweise zum Täter. Mit großem Erfolg: Die zuvor aus Angst nur anonymen und damit juristisch nutzlosen Hinweisgeber meldeten sich mit vollem Namen - und halfen, den bereits zuvor Verdächtigen zu überführen.
© ZDF / Erika HauriDer erste aufgeklärte Mord
Erinnerungswürdig auch der erste überhaupt aufgeklärte Mord in "Aktenzeichen XY". 1968 erwischte der Verleger Bernhard Boll einen Einbrecher in seinem Ferienhaus - und wurde von diesem ermordet. Boll wurde mit einer Axt getötet, das Haus in Brand gesetzt. Vor allem aber stahl der Täter eine Uhr, die zum wichtigsten Objekt werden sollte ...
© ZDF / Renate SchäferEine Uhr als Lösung
Drei Monate später zeigte die Polizei die Uhr in der Sendung bei Eduard Zimmermann. Einem "Aktenzeichen XY"-Zuschauer kam das Stück bekannt vor: Sein Sohn hatte es in einem Pfandhaus zu Geld gemacht. Schon am nächsten Tag wurde der Mörder des Verlegers festgenommen.
© ZDF / Peter G. NeubarthSie halfen fahnden
Zwei Generationen "Aktenzeichen XY": Sendungs-Schöpfer Eduard "Ede" Zimmermann, der 2009 verstarb, und der aktuelle Moderator Rudi Cerne behandelten in inzwischen fast 60 Jahren so manchen spektakulären Fall. Es werden noch so einige mehr werden ...
© ZDF / Rainer Friedl