14.08.2025 von SWYRL/Jasmin Herzog
In "Bullyparade - Der Film" holte Michael Herbig 2017 die Kultfiguren von damals zurück. Gut gealtert waren manche davon allerdings nicht. RTL wiederholt die Episodenkomödie kurz nach dem Kinostart von "Das Kanu des Manitu", mit dem Herbig seinen größten Erfolg fortsetzt.
Wie oft kann man denselben Witz erzählen, bis keiner mehr lacht? Wenn er richtig gut ist, der Witz, dann ziemlich oft. Michael "Bully" Herbig hat das zur Genüge bewiesen mit seiner "Bullyparade". Von 1997 bis 2002 machte er sehr erfolgreich die immergleichen Späße, leicht variiert, aber im Kern doch immer ähnlich. Einige brachte er später auf die Leinwand, auch das funktionierte prächtig, beim "Schuh des Manitu" (2001) und bei "(T)Raumschiff Surprise" (2004). 2017 dann klopfte Herbig zum Jubiläum seiner ProSieben-Kultshow nach 20 Jahren in "Bullyparade - Der Film" seine alten Gags abermals auf ihr Kalauerpotenzial ab. RTL wiederholt die episodenhafte Komödie nun zur Primetime - kurz nach dem Kinostart des neuen Bully-Films "Das Kanu des Manitu", der den größten Erfolg des Münchners fortsetzt.
Im "Bullyparade"-Film, der damals sogleich Platz 1 der Kinocharts erreichte, setzt Herbig auf Nostalgie-Gefühl. Schließlich wuchsen viele mit den Bully-Figuren auf, rund 20 Millionen Deutsche sahen die ersten beiden Bully-Filme in den Kinos. Herbig schuf eine Art Zwitterwesen aus seinen alten Sketchen und den Erfolgsfilmen: fünf Episoden, alle zwischen zehn und vielleicht 30 Minuten lang.
Den Auftakt machen die Kasirske-Brüder, heute wie damals von Christian Tramitz und Rick Kavanian verkörpert. Um die DDR nachträglich vorm Untergang zu bewahren - und der Welt einen singenden David Hasselhoff auf der Berliner Mauer zu ersparen - reisen die beiden Herren aus Sachsen zurück ins Jahr 1989 und finden sich auf Günter Schabowskis legendärer Pressekonferenz wieder. Unter den Journalisten an jenem 9. November waren, so lehrt es diese Alternativgeschichte, auch Pavel Pipovic und Bronko Kulicka, die kettenrauchenden Kult-Tschechen aus der "Bullyparade". Diese kleinen "Gastauftritte" - die drei Kastagnetten tauchen etwa in jeder Episode auf - gehören zu den charmantesten Momenten des "Bullyparade"-Films.
Abonniere unseren Newsletter und wir versprechen, deine Mailadresse nur dafür zu verwenden.
Zwischen gut gealtert und enttäuschend
Gut gealtert ist die noch immer köstliche Sissi-Parodie, die nichts von ihrem Wortwitz verloren hat, und auch die "(T)Raumschiff"-Episode macht Spaß. Zumal man hier erfährt, wie aus einer gestandenen Weltraum-Crew der tuntige Haufen wurde, der Millionen in die Kinos lockte. Östrogene auf einem gewissen Planeten der Frauen spielen dabei keine unwesentliche Rolle.
Allerdings haben sich Bully und Co. zu sehr auf den Kultcharakter ihrer Figuren verlassen und darüber schlicht vergessen, dass ein Film, anders als ein Sketch, durchaus so etwas wie eine Handlung benötigt. Daran ändern die zahlreichen Promi-Gastauftritte (Peter Maffay, Elyas M'Barek, Matthias Schweighöfer, Til Schweiger, ...) nicht viel. Richtig peinlich wird das etwa, wenn sich die beiden Öko-Heinis Lutz (Hebrig) und Löffler (Kavanian) in einer "Wolf Of Wall Street"-Parodie plötzlich inmitten einer zusammengeschusterten Finanzgeschichte wiederfinden.
Enttäuschend gerät ausgerechnet auch die Wild-West-Episode, in der sich Winnetou (Herbig) zwischen seinem Blutsbruder Old Shatterhand (Tramitz) und seiner großen Liebe (Cornelia Ivancan) entscheiden muss. Die Story, die Herbig für seine "Schuh des Manitu"-Helden gestrickt hat, ist schlicht lieblos zu Papier gebracht. Bleibt die Hoffnung auf das lang erwartete Langfilm-Sequel "Das Kanu des Manitu", das am 14. August in den deutschen Kinos startet und zeigen wird, ob Michael "Bully" Herbig nach seinem Wechsel ins ernste Fach ("Ballon") mit seinen bekanntesten Figuren noch einmal durchstarten kann.