15.08.2025 von SWYRL
Zehn Jahre nach dem Freispruch von Amanda Knox rollt Disney+ ihren Fall in "The Twisted Tale of Amanda Knox" neu auf, während Netflix mit "Fall For Me" ein erotisches Sommer-Drama veröffentlicht. Welche Streaming-Highlights die kommende Woche noch bereithält, verrät die Übersicht.
Als "Foxy Knoxy" oder - im deutschen Sprachraum - als "Engel mit den Eisaugen" wurde die Amerikanerin Amanda Knox jahrelang im Sinne einer klassischen Femme fatale dämonisiert. Als Austauschstudentin im italienischen Perugia soll die damals 20-Jährige ihre britische Mitbewohnerin Meredith Kercher ermordet haben. Mehrmals wurde die heute 38-Jährige schuldig gesprochen. Jedesmal wurde das Urteil von einem höheren Gericht Italiens wieder kassiert. Die Berg- und Talfahrt des Falles, Prozesses und Lebens der Beteiligten am vielleicht boulevardträchtigsten True Crime-Fall des Jahrtausends waren bereits Gegenstand mehrerer Filme und Doku-Serien. Nun arbeitet "The Twisted Tale of Amanda Knox" die Geschichte noch einmal fiktional bis ins Jahr 2022 auf. Was die Streamer in den nächsten Tagen noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.
Abonniere unseren Newsletter und wir versprechen, deine Mailadresse nur dafür zu verwenden.
"The Twisted Tale of Amanda Knox" - Disney+
Grace van Patten ("Tell Me Lies") spielt die Hauptrolle in "The Twisted Tale of Amanda Knox". Die achtteilige Serie startet bei Disney+ am Mittwoch, 20. August, mit einer Doppelfolge. Danach gibt es eine weitere neue Episode im Wochenrhythmus. 2015 spricht Italiens Kassationsgericht - der oberste Gerichtshof des Landes - die Amerikanerin Amanda Knox und ihren früheren italienischen Freund Raffale Sollecito (Giuseppe De Domenico) endgültig vom Vorwurf des Mordes an der britischen Studentin Meredith Kercher frei. Damit endet - juristisch betrachtet - das Bangen zweier Menschen, die eine lange Haftstrafe wegen Mordes verbüßen sollten. Immerhin vier Jahre saßen die beiden tatsächlich ein.
Schon 2016 widmete sich die Emmy-nominierte und sehenswerte Netflix-Doku "Amanda Knox" dem Fall. Auch Michael Winterbottoms Kinofilm "The Face of an Angel" (deutscher Titel: "Die Augen des Engels") mit Daniel Brühl, Kate Beckinsale und Cara Delevingne griff die Ereignisse auf. Dazu kamen unzählige TV-Dokumentationen, Fernsehfilme, Podcasts, Bücher und immer wieder "Presseenthüllungen". Warum sollte man sich 18 Jahre nach der Tat also noch einmal dem Thema widmen?
Produzentin K.J. Steinberg ("This Is Us - Das ist Leben") möchte in ihrem fast achtstündigen Epos (Regie: Michael Uppendahl) vor allem "die verheerenden Auswirkungen falscher Narrative" untersuchen und wie sie das Leben aller Beteiligten seit der Tat bestimmen. So wird Folge drei aus der Sicht des als Amanda Knox-"Jägers" berühmt gewordenen Staatsanwaltes Giuliano Mignini (Francesco Acquaroli) geschildert. Folge fünf nimmt indes die Perspektive des Mitangeklagten Raffaele Sollecito (Giuseppe De Domenico) ein. Die beiden letzten Folgen widmen sich dem Leben der Amanda Fox in Freiheit.
"The Twisted Tale of Amanda Knox" ist eine schauspielerisch und erzählerisch durchaus solide Serie mit Hang zum Melodramatischen, das der Geschichte allerdings auch innewohnt. Eine gewisse Monica Lewinsky gehört übrigens ebenso zum Kreise der Serienmacher wie Amanda Knox und ihr heutiger Ehemann Chris Robinson.
"Fall For Me" - Netflix
Manchmal ist einfach alles viel zu schön um wahr zu sein: die sonnendurchflutete Idylle Mallorcas, das unbeschwerte Liebesglück, der schicke rote Roadster. Lilli (Svenja Jung) und Tom (Theo Trebs) können sich ab 21. August im Netflix-Film "Fall For Me" unter der Regie Sherry Hormann ("3096 Tage", "Die Wüstenblume") in Instagram-tauglichen Bildern auf eine Affäre einlassen.
Es dauert nicht lange, bis sich die schönen Menschen gefunden haben: Lilli wird von ihrer Schwester Valeria (Tijan Marei) in eine Bar geschleppt, um ihre spontane Verlobung mit Manu (Victor Meutelet) zu feiern. Die beiden wollen ein Luxus-Hostel eröffnen. Die passende Finca hätten sie schon: Um sie zu finanzieren, muss Lilli nur zustimmen, ein gemeinsam geerbtes Grundstück zu verkaufen. Überfordert und generell misstrauisch, landet Lilli unverzüglich in den Armen von Barkeeper Tom. Der allerdings, es geht schließlich auch um Immobilien, hat nicht nur Sex im Kopf.
Angepriesen als "der erste deutsche Netflix-Film, der erotische und dramatische Elemente in sich vereint", erinnert "Fall For Me" an die Softsex-Langweiler, die früher im Nachtprogramm des Privatfernsehens liefen. Die Nebenfiguren sind immerhin mit Thomas Kretschmann und Antje Traue hochkarätig besetzt.
"Chabos" - ZDFmediathek
2006, das Jahr des deutschen Sommermärchens: Eine Zeit, in der Facebook, ICQ und Vanille-Deos "voll in" und die Personalausweise noch größer als das heutige Scheckkartenformat waren. Einen ehrlichen, wenig verklärten Blick zurück auf diese Zeit wagt "Chabos", eine neue, achtteilige Serie ab Freitag, 22. August, in der ZDFmediathek.
Die von BBC Germany produzierte Serie wurde von der britischen Comedy-Serie "Landhood" (2019) inspiriert: Hier wie dort wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Peppi (Johannes Kienast) ist 36, als er in der Kneipe zufällig einen alten Schulkameraden trifft. Der erzählt ihm vom Klassentreffen in einer Woche: "Hä? Was denn für ein Klassentreffen?", wundert sich Peppi. Kann es sein, dass er absichtlich nicht eingeladen wurde? Und wenn ja: Warum? Auf der Suche nach einer Antwort reist Peppi zurück in seine Heimat Duisburg und zu seinen Eltern (Anke Engelke und Peter Schneider).
"'Chabos' ist ein Generationenporträt über Freundschaft, toxische Männlichkeit und die ungeschönte Nostalgie einer Jugend im Ruhrgebiet", erklären die Serien-Macher Mickey Paatzsch und Arkadij Khaet (beide Jahrgang 1991). In der Tat ist das, was da in den vielen Szenen auf der zweiten Zeitebene, also im Jahr 2006 nacherzählt wird, alles andere als schön: Peppi (in jungen Jahren gespielt von Nico Marischka) war Teil einer Jungs-Clique, wie sie wohl alle Kinder der 1990-er und frühen 2000-er aus ihrer Schulzeit kennen: Er, PD (Jonathan Kriener), Alba (Loran Alhasan) und Gollum (Arsseni Bultmann) drücken ihre gegenseitige Zuneigung vor allem durch körperliche wie verbale Demütigungen aus. "Chabos" ist als "Comedy-Serie" deklariert. Das Lachen bleibt einem beim Betrachten aber doch recht häufig im Hals stecken. Vielmehr beginnt man die eigene verklärte Erinnerung an die Jugend kritisch zu hinterfragen.
"Long Story Short" - Netflix
Mit "BoJack Horseman" gelang Raphael Bob-Waksberg ein bissiger Animationsserien-Klassiker. Nun meldet sich der Macher mit "Long Story Short" bei Netflix zurück. Ab 22. August können Serienfans die Schwooper-Geschwister Avi, Shira und Yoshi über zehn Folgen hinweg auf ihrer turbulenten Reise von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter begleiten. Im Laufe der Jahre erleben sie Herausforderungen, Triumphe und Niederlagen. Die Serie über die dysfunktionale Familie folgt dabei keiner linearen Erzählweise. Stattdessen springt die Story munter in der Zeit vor und zurück.
Ziel ist es, zu zeigen, wie einzelne Erlebnisse in der Kindheit die Figuren später in ihrem Erwachsenenleben prägen. Wie "BoJack Horseman" mag "Long Story Short" zwar gezeichnet sein, richtet sich aber zweifellos an ein erwachsenes Publikum. Netflix scheint bereits an einen ähnlichen Erfolg wie vor rund zehn Jahren bei "BoJack Horseman" zu glauben: Noch bevor "Long Story Short" überhaupt startete, bestellte der Streaming-Riese bereits eine zweite Staffel.