25.08.2025 von SWYRL
Mit dem Drama "Systemsprengerin" wurde Helena Zengel über Nacht berühmt. Bald durfte sie sogar in der Traumfabrik mit anpacken. Nun hat die 17-Jährige den Oscar anvisiert.
Mit einer Wucht, wie dies zuvor kaum einem anderen deutschen Schauspieler oder Schauspielerin gelang, platzte Helena Zengel vor sechs Jahren in die deutsche Filmlandschaft. In "Systemsprenger" spielte die damals zehnjährige ein Mädchen, das mit seinem aggressiven, System sprengenden Verhalten die Behörden-Mitarbeiter vor eine gewaltige Herausforderung stellt. Es war Zengels großer Durchbruch, was nicht wirklich wundert, denn ihre überragende Leistung konnte nicht übersehen werden. A Star was born.
Das 2008 in Berlin geborene Naturtalent wurde für "Systemsprenger" (zu sehen am 25. August, 0:00 Uhr im ZDF) nicht nur mit Preisen überhäuft, darunter der Deutsche Filmpreis, sie konnte sich danach auch vor Rollenangeboten kaum retten. Sogar aus Hollywood rief man an, was schließlich zu einem Auftritt Zengels in "Neues aus der Welt" führte - einem Western mit Rang und Namen. Regie führte Paul Greengrass, Tom Hanks spielte die Hauptrolle. Mit einem Streich war Zengel gelungen, wovon deutsche Schauspieler oft vergeblich träumen: Sie wurde zu einem Hollywood-Star.
"Das ist so unglaublich für mich, ich bin immer noch total überwältigt, irgendwie sprachlos, und gleichzeitig könnte ich schreien vor Glück", sagte Zengel 2021 der "Süddeutschen Zeitung" mit Blick auf ihren steilen Aufstieg. "Überwältigt", "sprachlos", "Glück" - das klingt fast bescheiden - so, als hätte das Schicksal zu viel und Zengel selbst zu wenig Anteil an ihrem Erfolg. Dabei hatte sie ihr Talent erneut unter Beweis gestellt. Für "Neues aus der Welt", wo sie wieder ein traumatisiertes Kind spielte, war sie sogar für einen Golden Globe nominiert.
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Helena Zengel peilt den Oscar an
Andererseits mangelt es der Autodidaktin, die nie eine Schauspielschule besucht hat, nicht an Selbstbewusstsein. Ihre Zusammenarbeit mit Greengrass und Co. sah sie unerschrocken als Kollektivleistung - mit ihr als aktiv-kreativem Teil des Ganzen. Wenn sie Ideen zur Umsetzung des Stoffs hatte, scheute sie nicht davor zurück, ihre Vorstellungen selbst dem so erfahrenen Regisseur mitzuteilen. "Ich konnte mit ihm reden, wenn ich fand, eine Szene wirkt so nicht authentisch", erklärte sie im "SZ"-Interview.
Dass die internationale Karriere der ehrgeizigen Schauspielerin nach "Neues aus der Welt" nicht schon vorbei ist, zeigt sie mit ihrem aktuellen Film "Die Legende von Ochi", wo sie seit Mai an der Seite von "Stranger Things"-Darsteller Finn Wolfhard und der Hollywood-Ikone Willem Dafoe im Kino zu sehen ist. Oder mit der internationalen Co-Produktion "Transamazonia" (2024) der deutschen Regisseurin Pia Marais ("Im Alter von Ellen"), in der sie eine junge Frau spielt, die als einzige einen Flugzeugabsturz im Amazonasbecken überlebt hat und seither von den Einheimischen als Wunderheilerin verehrt wird.
Man kommt nicht umhin, bei der Rolle an Zengels Karriereverlauf zu denken. Auch ihr liegt die Welt seit ihrem phänomenalen Durchbruch mit "Systemsprenger" zu Füßen. Mit einem Wunder hat ihr Aufstieg indes wenig zu tun. Das hat sie sich selbst erarbeitet - mit ihrem Talent, ihrem Ehrgeiz und ihrer Zielstrebigkeit. Jetzt hat die 17-Jährige das nächste Ziel vor Augen: "Ich würde sehr gern irgendwann einen Oscar bekommen", sagte sie im April im rbb-Interview. Um dann doch wieder bescheiden hinzuzufügen: "Natürlich" sei der Weg dorthin das eigentliche Ziel.