Tatort: Solange du atmest - So. 11.05. - ARD: 20.15 Uhr

Kampf der Kommissarinnen

06.05.2025 von SWYRL/Eric Leimann

In ihrem siebten Fall geraten die Bremer Ermittlerinnen Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und Linda Selb (Luise Wolfram) erstmals heftig aneinander. Dies hat nicht nur mit deren aktueller Kampfsport-Ausbildung zu tun. Ermittelt wird in "Tatort: Solange du atmest" im Fall eines toten Stalkers.

Der Bremer "Tatort"-Krimi "Solange du atmest" ist ein Film voller Frauen-Power. Dies liegt nicht nur daran, dass fast alle Kreative vor und hinter der Kamera weiblichen Geschlechts sind: sämtliche Hauptrollen, Drehbuch und Regie. Nein, darüber hinaus gibt es im Krimi von der Weser auch physische Duelle, ja Kämpfe unter Frauen. Gleich zum Einstieg sieht man die Kommissarinnen Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und Linda Selb (Luise Wolfram) beim Krav Maga-Training. Der israelische Kampfsport bevorzugt Schlag- und Tritttechniken, beinhaltet aber auch Griffe, Hebel und Bodenkämpfe. Kurz formuliert: Man kann sich auf viele Arten wehtun. Perfektionistin Selb ist genervt davon, dass sie ausnahmsweise mal nicht die Beste im Kurs ist. Kollegin Moormann fühlt sich hingegen sehr wohl beim Training: eine erste Konflikt-Saat im siebten Fall der beiden Kommissarinnen, die bereits ab Minute eins gestreut wird.

Eine Leiche gibt es natürlich auch. Die ist passend zur weiblichen Dominanz im Krimi männlich. Der Tote vom Weserstrand (in Rückblenden: Jonathan Berlin) erweist sich nicht nur als investigativer Journalist, der an einer brisanten Story arbeitete, sondern auch als Ex-Freund der alleinerziehenden Rani Ewers (Via Jikeli). Offenbar hatte der Tote Rani und deren siebenjährige Tochter Mia (Pola Friedrichs) gestalkt. Rani, die Vorerfahrungen mit toxischen Beziehungen hat, lebt seit Jahren bei Paula Södersen (Sarina Radomski), die wie eine große Schwester für sie und quasi eine zweite Mutter für Mia ist.

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Wer ist Opfer, wer Täter?

Nun ist ausgerechnet die 25-jährige Alleinerziehende zum Opfer eines Stalkers geworden. Am Tag von dessen Ableben war Rani lange verschwunden. Mitbewohnerin Paula wollte sie schon als vermisst melden. Hat sich Rani ihres Peinigers entledigt? Oder ist alles ganz anders, zumal der Journalist und Stalker an einer brisanten Story mit ziemlich üblen Gegenspielern dran war? Die Kommissarinnen haben Mühe, das komplexe Beziehungsgeflecht des Falles zu durchdringen, in dem die Rollenverteilung zwischen Opfern und Tätern nicht immer ganz klar ist.

Drehbuchautorin Judith Westermann ("Unter anderen Umständen: Nordwind") und Regisseurin Franziska Margarete Hoenisch ("Wendehammer") sind beide etwa 40 Jahre alt. Damit gehören sie zu den jüngeren "Tatort"-Macherinnen. Ihre Geschichte erzählt von weiblichem Behauptungswillen, aber auch Machtkämpfen und Manipulationen unter Frauen mit Fäusten respektive Handfeuerwaffen. Männer kommen in diesem "Tatort" vorwiegend als Bedrohung oder tumbe Bürokraten rüber. So will ein Kollege Selbs unbedingt deren Waffe zur überfälligen "Revision" schicken - als die Ermittlerin just zu einem dringenden Einsatz losmuss. Männer mal auf die Hinterbank zu verfrachten - das darf im Krimi gerne passieren. Leider hat man jedoch schon besser geschriebene Frauenduelle gesehen als hier in diesem Weserkrimi.

Fälle lösen während der Kampfsport-Prüfung

Das Hauptproblem des Films ist: "Tatort: Solange du atmest" basiert auf einem ungeheuer dialoglastigen Drehbuch. Über fast die gesamte Spielzeit wird laut "geplottet" beziehungsweise der Fall im Gespräch enträtselt. Die Schauspielerinnen, deren Leistung kaum zu bewerten ist, kleben an ständigen Erklär-Zeilen. So entfaltet der Film kaum eigene Magie. Es ist ein Krimi, der den Eindruck erweckt: Die Schauspielenden müssen das Drehbuch wegarbeiten.

Selbst während einer Kampfszene, es ist die Krav Maga-Prüfung der Kommissarinnen, wird noch weiter über die Beziehungsebene und den Fall diskutiert. Eine Szene so unrealistisch wie der gesamte Plot eines der bislang schwächsten Fälle von Moormann und Selb. Selbst dessen wahrscheinlichem Erzähl-Twist kommt man früh am Abend leicht auf die Schliche. Kleiner Spoiler: Immerhin gibt es am Ende die erwartete Erlösung im spannungsreichen Kampf Moormann vs. Selb. Dass dabei der neu erlernte Kampfsport eine Rolle spielt, ist immerhin eine charmante Idee.

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