Radprofi über seinen Schockmoment bei der Tour de France

Jens Voigt über seinen Radunfall: "Man behält etwas zurück von solchen Ereignissen"

03.07.2025 von SWYRL

Die Tour de France steht in den Startlöchern. Radprofi Jens Voigt nahm bereits 17 Mal an dem beliebten Sportevent teil. Im Jahr 2009 stürzte er schwer. Im Interview erinnert sich der 53-Jährige an seinen Sturz und spricht darüber, wie der Unfall auch seine Mentalität zum Radsport geändert hat.

Frankreich verwandelt sich in diesem Jahr erneut in ein Mekka des Profiradsports. Die Tour de France 2025 findet vom 5. Juli bis 27. Juli statt. Doch neben sportlicher Höchstleistung und heroischem Siegeswillen ist die "Grande Boucle" auch Schauplatz riskanter Abfahrten und gefährlicher Stürze. Radsport-Ikone Jens Voigt verlor 2009 auf der rasanten Abfahrt vom Kleinen Sankt Bernhard die Kontrolle und krachte mit voller Wucht auf den Asphalt. Im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau erinnert er sich an den schrecklichen Radunfall: "Damals kam der Rettungshubschrauber, und ein Kommentator im Fernsehen sagte, glaube ich, sogar, die Chancen für Jens Voigt, den nächsten Morgen zu erleben, lägen bei 50 Prozent." Ein Schockmoment - live übertragen, auch für seine Familie. "Die Kinder erlebten das am Fernseher und fragten meine Frau: 'Stirbt Papa jetzt?'. Natürlich bin ich nicht gestorben."

Doch das Erlebnis hinterließ Spuren bei dem 53-Jährigen. Körperlich wie mental. "Danach war meine Komfortzone bei 60 oder 70 zu Ende. Wenn ich nach diesem Erlebnis Abfahrten von 80 bis 100 Kilometern pro Stunde zu bewältigen hatte, fühlte ich mich sehr, sehr unwohl. Man behält etwas zurück von solchen Ereignissen."

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"Du machst Fehler, weil du Angst hast"

Es war nicht nur die Furcht vor neuen Stürzen, die Jens Voigt begleitete. "Meine größte Angst war der Druck. Es war die Angst zu versagen, die Mannschaft hängenzulassen", gesteht er. "Da hieß es: 'Jens, wir bauen auf dich. Für die weitere Taktik brauchen wir dich in der Spitzengruppe.' Dann wusste ich: Jetzt gilt's, ich darf nicht versagen."

Der Erfolgsdruck lastete schwer, denn hinter Voigts Leistung stand weit mehr als nur sportliche Ehre. "Von mir waren Favoriten auf den Gesamtsieg oder potenzielle Trikotgewinner abhängig. Letztendlich ging es da um Millionen von Euro. Geld, von dem wiederum gute Freunde und viele Mitarbeiter im Team bezahlt wurden. Ich glaube, meine größte Angst war stets, den Anforderungen nicht gerecht zu werden."

Um sich mental zu wappnen, fand Voigt Inspiration in der Science-Fiction-Literatur. Die "Dune"-Reihe wurde zu einer wichtigen Stütze. "Ich bin ein großer Fan der 'Dune'-Romane von Frank Herbert. Eine der Aussagen darin lautet: Die Angst tötet das Bewusstsein. Es stimmt tatsächlich und gilt auch für den Profi-Radsport. Wenn du Angst hast, sitzt du steif auf deinem Arbeitsgerät. Du bremst im falschen Moment, nimmst die falsche Linie oder guckst auf den falschen Punkt der Kurve. Du machst Fehler, weil du Angst hast."

Jens Voigt fuhr seine letzte Tour de France im Jahr 2014. In diesem Jahr kommentiert der ehemalige Radprofi die erste Hälfte der Tour de France vom Motorrad aus. In der zweiten Hälfte des Radsportevents wirkt Voigt bei der Nachbereitung der Etappen im Eurosport-Studio mit. Die ARD zeigt die Tour ab Samstag, 5. Juli, ab 14 Uhr live im Ersten, bei sportschau.de und in der ARD Mediathek.

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