"Das Kanu des Manitu"

Humor wie anno dazumal: Warum sich "Das Kanu des Manitu" trotzdem lohnt

14.08.2025 von SWYRL/Friederike Hilz

Nach fast 25 Jahren erscheint mit "Das Kanu des Manitu" die Fortsetzung des Kultfilms "Der Schuh des Manitu". Können die Blutsbrüder Abahachi (Michael "Bully" Herbig) und Ranger (Christian Tramitz) heutzutage noch für Lacher sorgen?

Es war einmal im Jahr 2001, da kam eine Parodie der "Winnetou"-Filme in die Kinos und wurde zu einem der erfolgreichsten deutschen Kinofilme aller Zeiten. Fast zwölf Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer strömten vor die Leinwände, um in "Der Schuh des Manitu" zu sehen, wie sich der Apachen-Häuptling Abahachi (Michael "Bully" Herbig) ständig mit seinem Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz) zankt und wieder versöhnt, wie er seiner Jugendliebe Uschi (Marie Bäumer) nachtrauert und vor Bösewicht Santa Maria (Sky du Mont) flüchtet. Dazwischen Unmengen an mehr oder weniger guten Gags, die genauso Kult sind wie der Film selbst. Ob "Das Kanu des Manitu" an den märchenhaften Erfolg herankommen kann?

In der Fortsetzung sitzen Abahachi und Ranger mal wieder in der Patsche. Sie sind vom Sheriff (Friedrich Mücke) und seinem Deputy (Rick Kavanian) verhaftet worden, angeblich sollen sie Dutzende Überfälle begangen haben. Doch die Gesetzeshüter sind auf der falschen Spur. Eine neue, aufstrebende Bande, angeführt von "Der Boss" (Jessica Schwarz) verfolgt einen scheinbar ausgeklügelten Plan: Sie wollen das Kanu des Manitu stehlen, und dafür brauchen sie den Abahachi. Wie auch bei "Der Schuh des Manitu" schrieb Herbig das Drehbuch, diesmal zusammen mit Christian Tramitz und Rick Kavanian. Produziert wurde der Film von Constantin Film und der herbx film gmbh.

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Plot? Egal, Hauptsache Gags

Vorweg sei gesagt: Wer ein Meisterwerk erwartet, der wird enttäuscht. Tiefgang und einen mitreißenden Plot sucht man in "Das Kanu des Manitu" meist vergeblich. Vielmehr dient die Geschichte als Lückenfüller zwischen vorhersehbaren Witzen und Slapstick-Humor. So bleibt beispielsweise der Deputy in klassischer Comedy-Manier auf einem Stuhl kleben, reißt sich die Hose auf und bleibt zu allem Überfluss auch noch mit seinem Fuß in einem Eimer stecken. Doch man kann mit der Gesamtsituation durchaus zufrieden sein, denn der Film macht genau das, was laut Aussage von Regisseur Herbig sein Anspruch ist: unterhalten.

Zugegebenermaßen dauert es ein wenig, bis dieser Unterhaltungs-Zug ins Rollen kommt. "Das Kanu des Manitu" nimmt sich erst einmal Zeit für die Zankereien zwischen Abahachi und Ranger - inklusive Rückblende zum ersten Teil - und lässt die beiden in einer etwas amateurhaft wirkenden Actionszene in eine Schlucht springen. Viel wichtiger sind dem Film aber sowieso die Witze, die sich daraus ergeben. Wen interessiert schon, dass vor wenigen Sekunden offensichtlich Puppen in einen Fluss stürzten, wenn kurz danach Abahachi seinem Blutsbruder auf den Brustkorb steigt und letzterer wie eine Fontäne Wasser spuckt?

Selbstverständlich darf auch der tollpatschige Grieche Dimitri (Rick Kavanian) nicht fehlen. In seiner Taverne wird zunächst jeder erdenkliche Ouzo-Witz erzählt, bevor die Geschichte langsam, aber sicher Fahrt aufnimmt. Lässt man sich darauf ein, erwarten Zuschauerinnen und Zuschauer knapp eineinhalb Stunden Nostalgie und altbekannter "Bully"-Humor.

Die Frauen bleiben angezogen

Die Charaktere in "Das Kanu des Manitu" sind, wie schon in Teil eins, in etwa so tiefgründig wie eine Pfütze. Sie sind eben das Transportmittel für den Witz, nicht mehr und nicht weniger. Dabei sind sie keinesfalls langweilige Stereotypen: Es sind nicht die starken und heterosexuellen Männer, die den Tag retten.

In der Fortsetzung dürfen die weiblichen Charaktere angezogen bleiben und sich mit demselben herrlich dämlichen Humor an den Geschehnissen beteiligen, auch wenn an der ein oder anderen Stelle offensichtlich wird, dass das Drehbuch von Männern verfasst wurde. Das tut der schauspielerischen Leistung von Jessica Schwarz als "Der Boss" und Jasmin Schwiers als "Mary" keinen Abbruch. Beide überzeugen in einem eigentlich männlich dominierten Umfeld.

Apropos Männer: Die Figur Winnetouch (Michael "Bully" Herbig) wurde wahrscheinlich schon hundertfach kritisiert - zu klischeehaft, ja, eine Beleidigung schwuler Männer sagten einige gar. Dabei ist es mit dem Zwillingsbruder von Abahachi genauso wie mit allen anderen Charakteren in "Das Kanu des Manitu". Er ist zweidimensional und teilweise übertrieben, eben weil er dem Witz des Films dient. Er wird dabei aber nie zu einer Person zweiter Klasse degradiert. So ist es wohl eher eine Frage des Humors, ob Zuschauerinnen und Zuschauer etwas mit dem tanzenden Mann im rosa Kostüm anfangen können. Herbig zeigt in dieser Rolle einmal mehr, dass er an der Grenze von Komödie zu albernem Klamauk besonders glänzt.

Ein würdiger Abschied für Sky du Mont

Schon im Vorfeld war klar, dass "Das Kanu des Manitu" der letzte Film von Sky du Mont sein wird. Entsprechend pompös ist sein Auftritt, auch wenn er - Vorsicht, Spoiler - keine besonders große Rolle spielt. Aber das muss er auch gar nicht. Alleine das Wissen um seinen Abschied reicht aus, um jede Szene des 78-Jährigen mit ein wenig Wehmut, Bewunderung und Ehrfurcht zu betrachten. So ist es auch nur richtig, dass du Mont den bereits 2011 verstorbenen Friedrich Schoenfelder als Erzähler ersetzt.

Es sind eben eher die Geschichten hinter den Kulissen, die "Das Kanu des Manitu" an der ein oder anderen Stelle doch einen Hauch von Tiefgründigkeit verleihen. Aber immerhin: Anders als noch in "Der Schuh des Manitu" arbeitete man bei der Fortsetzung mit "echten American Natives" zusammen, wie der Regisseur anlässlich der Premiere erklärte. So gelingt es in einem entscheidenden Moment am Ende, dem Film tatsächlich so etwas wie Tiefe und Emotionen zu verleihen. Fraglos ist diese Sequenz, ohne zu viel zu verraten, eine halbwegs gelungene Antwort auf immer wiederkehrende Kritik am ersten Teil. Und auch deshalb ist "Das Kanu des Manitu" in Teilen sogar besser als sein Vorgänger, aber eben auch nicht mehr als das.

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