15.08.2025 von SWYRL/Hans Czerny
Mit "Pina" drehte Wim Wenders eine Hommage an seine Freundin, die Choreografin Pina Bausch, die im Sommer 2009 verstarb. ARTE zeigt den Film im Rahmen einer Reihe anlässlich des 80. Geburtstages des legendären Regisseurs.
Die Choreografin Pina Bausch und den Filmemacher Wim Wenders verband eine 20 Jahre alte Freundschaft. Lange schon wollte der Regisseur einen Film über ihr Tanztheater machen. Doch er wusste nicht, wie er ihre Körperlichkeit ins Kino übertragen konnte. Als die 3D-Technik ausgereift genug war, gingen Bausch und er das gemeinsame Vorhaben 2009 endlich an. Während der Vorbereitungen starb Pina Bausch plötzlich und unerwartet. Wenders hat den Film, den er bei der Berlinale außer Konkurrenz uraufführte, dennoch fertiggestellt. Nun nicht mehr mit, sondern für Pina Bausch. ARTE wiederholt "Pina - Ein Film von Wim Wenders" (2011) nun im Rahmen einer Wenders-Reihe anlässlich des 80. Geburtstags des Meisterregisseurs, der am 14. August 1945 in Düsseldorf zur Welt kam.
Wenders musste so lange warten, denn zuvor sah man noch nie eine so ausgereifte 3D-Technik im Kino. Eine Technik, die sich um den Gegenstand, den es zu erzählen gilt, schmiegt. Die Tänzer scheinen tatsächlich in den Raum zu fliegen oder laufen in die Tiefe. Im Kino war das ein faszinierendes, vielleicht sogar erschreckendes Bild. Aber auch zweidimensional behält der Film viel von seiner Faszination.
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Weite Strecken kommentarloses Tanztheater
Die revolutionäre Kunst der Pina Bausch, die seit 1973 in ihrer Heimat Wuppertal wirkte, spaltete das Publikum, trennte die Progressiven von den Konservativen. Vier ihrer Stücke wählte sie aus für diesen Film: "Sacre du Printemps", eines ihrer meistaufgeführten Stücke mit der Musik von Igor Stravinsky, "Kontakthof", das sie selbst schon auf verschiedene Arten variierte, schließlich "Café Müller" aus dem Jahr 1978, das von der Sehnsucht, zueinanderzufinden, und von der Einsamkeit erzählt. Einmal mehr eine reduzierte, schmuckfreie Arbeit. Das vierte Werk ist "Vollmond", ein reichhaltigeres, buntes Erleben vom Kampf der Geschlechter.
Wenders wollte in erster Linie die Kraft der Bausch wirken lassen, was wiederum dazu führte, dass über weite Strecken kommentarlos nur Tanztheater zu sehen ist. Dazwischen erzählen Tänzer und Mitarbeiter von der großen Künstlerin und wie sie gearbeitet hat. Pina Bausch bleibt, vielleicht bewusst, dabei im Hintergrund, Wenders wahrt ihr Geheimnis. Nur selten werden Archivaufnahmen der Künstlerin integriert. Wenders' Zurückhaltung mag durch seine Trauer und den großen Respekt der guten Freundin gegenüber zu erklären sein. So fehlt das ganz Persönliche in dieser posthumen Hommage, die dem Werk den Vortritt lässt.
Kurz nach seinem 80. Geburtstag am 14. August zeigt ARTE im Schwerpunkt unter dem Titel "Erzähler, Erneuerer, Visionär" weitere Filme von und über Wim Wenders: Dazu gehören der Klassiker "Paris, Texas" (Montag, 18. August, 20.15 Uhr) ebenso wie die biografischen Doku "Anselm - Das Rauschen der Zeit" (Mittwoch, 20. August, 21.55 Uhr) sowie der dokumentarische Blick auf sein Leben und Werk "Wim Wenders: Der ewig Suchende" (Montag, 18. August, 22.35 Uhr) und die Biografie seiner Entdeckung Nastassja Kinski (Montag, 18. August, 23.30 Uhr).