37°: Weiblich, Ü50, viele Liebhaber - Di. 10.06. - ZDF: 22.15 Uhr

Wenn das wahre Leben beginnt

07.06.2025 von SWYRL/Rupert Sommer

Erfüllter Sex - jenseits kleingeistiger Moralvorstellungen: Eine ZDF-Reportage von Max Damm aus der "37°"-Reihe stellt drei starke Frauen ins Zentrum, die sich um vermeintliche Tabus, aber auch um Vorbehalte gegenüber Sexualität jenseits des gebärfähigen Alters angenehm wenig scheren.

Es ist eine mutige Reportage: Wie "Weiblich, Ü50, viele Liebhaber" aus der ZDF-Dienstagabendreihe "37°" zeigt, wird zwar in Medien und Werbung gerne das Bild von der Befreiung moderner Menschen von den Zwängen einer engstirnigen Zuordnung auf Geschlechteridentitäten, gesellschaftliche Rollen und Moralvorstellungen beschworen. Die Realität sieht allerdings oft anders aus. Und der Wunsch vor allem nach sexueller Freizügigkeit solle doch, bitteschön, den Jüngeren vorbehalten bleiben.

Es ist dann eben doch eine weitgehend patriarchale Sicht, wenn selbstbewusste Frauen mit dem nicht immer schmeichelhaft gemeinten Beinamen "reiferen Alters" sich auch tatsächlich für eine emanzipierte Form von Sexualität entscheiden. Max Damm möchte in seiner Reportage Beispiele vorstellen, die durchaus Mut machen sollen. So ist die Direktheit der Medizinerin Christiane sympathisch ehrlich: Die 62-Jährige besucht regelmäßig Swingerklubs. Ihre Erwartungen an diese Erlebnisse? "Viele Männer", gibt sie im Filmbeitrag offen zu Protokoll. Warum auch herumdrucksen?

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Filmemacher Damm hat Christianes Vertrauen gewonnen. Er profitiert von ihrer Offenheit und ihrer Bereitschaft, eine Kamera auch dorthin mitzunehmen, wo prüde Mitmenschen immer noch Schmuddeliges vermuten. Es ist die Stärke der Reportage, dass sie nicht vordergründig oder reißerisch angelegt ist, sondern durchaus in die Tiefe geht. Es geht um Fragen, was ihre Gelassenheit in Körperfragen mit Christiane macht, wie sie Erfüllung sucht und findet, aber auch wie ihr Umfeld reagiert: Die Ärztin hat Mann und Kinder, die von ihren Vorlieben wissen.

Auf Widerstände stieß die 58-jährige Lio immer wieder: Ihr Weg zu einer selbstbestimmten Sexualität war lang und nicht immer einfach. Lange experimentierte sie mit Dates, fand aber erst vergleichsweise spät zu einer Einstellung, die sie heute neumodisch "sexpositiv" nennt. In der einschlägigen Szene von Berlin mit Treffpunkten wie dem KitKatClub ist sie eng verwurzelt. Ihre Tochter sieht Lios Präferenzen durchaus skeptisch. Die Veränderungen ihrer Mutter verwirren sie gelegentlich. "Du hättest auch eine richtig gute Mutti werden können", sagt sie und muss selbst lachen, als sie sich mit Lio alte Familienfotos ansieht.

Noch nicht ganz da angekommen, wohin es sie zieht, ist schließlich die dritte Gesprächspartnerin des Films. Sandra will sich über eine offene Sexualität selbst besser kennenlernen. Sie spürt aber auch, dass sie sich oft noch Ängsten stellen muss. "Es geht mir nicht darum, eine möglichst große Anzahl zu sammeln oder tabulos zu sein", sagt sie in der Doku. Zumindest das ZDF-Reportageteam lässt sie ebenfalls nahe heran an Momente, in denen sie selbst Unsicherheit spürt - etwa wenn es zu Sex-Treffen geht. Normalität im Umgang miteinander ist auch für Sandra ein Wunsch. Und auch sie wirft die richtigen Fragen auf: Was ist denn eigentlich schon "normal" - und wer sollte das festlegen?

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