29.05.2025 von SWYRL/Paula Oferath
Die ARTE-Miniserie "Lost Boys and Fairies - Wenn Söhne Väter werden" zeigt die emotionale Achterbahnfahrt eines queeren Paares auf dem Weg zur Adoption. Gabe und Andy kämpfen nicht nur mit bürokratischen Hürden, sondern auch mit den Schatten ihrer eigenen schwierigen Kindheit.
Das klassische Bild von Familie - Vater, Mutter, Kind - prägt bis heute viele Vorstellungen. Doch in der Realität ist Familie längst vielfältiger, offener und menschlicher. Sie definiert sich nicht mehr nur über Blutsverwandtschaft, sondern über Fürsorge, Verbundenheit und Liebe. Einen bewegenden und eindrucksvollen Beitrag zu einem erweiterten Familienverständnis liefert die neue ARTE-Miniserie "Lost Boys and Fairies - Wenn Söhne Väter werden" (ab 29. Mai in der Mediathek). Jede der drei Folgen dauert etwa eine Stunde.
Im Fokus stehen Gabe (Sion Daniel Young) und Andy (Fra Fee), ein schwules Paar, das sich nach acht Jahren Beziehung entschließt, ein Kind zu adoptieren. Für Andy ist es "der nächste natürliche Schritt", wie er zu Beginn der Serie Sozialarbeiterin Jackie (Elizabeth Berrington) anvertraut. Sie begleitet die beiden mit professioneller Empathie und der nötigen Strenge durch den aufwendigen Adoptionsprozess und sieht früh, dass nicht nur organisatorisch, sondern auch emotional viel auf dem Spiel steht.
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"Jungs machen immer nur Ärger"
Besonders Gabe muss sich seiner Vergangenheit stellen. Als Performer im queeren Club "Neverland" inszeniert er sich selbstbewusst und glitzernd. Doch unter all dem Make-up brodeln alte Verletzungen: eine Kindheit voller Instabilität, Ablehnung durch den eigenen Vater, Suchterfahrungen und tiefe Selbstzweifel. Die Bühne wird zur Flucht und zur Therapie zugleich. In jeder Episode liefert Gabe einen musikalischen Auftritt, der tief in seine Gefühlswelt blicken lässt.
Anfangs möchte Gabe ein Mädchen adoptieren. Zu groß ist die Angst, dass ein Junge ihn an seine eigene schwierige Kindheit erinnert. "Jungs machen immer nur Ärger", sagt er zu Jackie. Doch dann lernen er und Andy den kleinen Jake (Leo Harris) kennen, und alles verändert sich. Zwischen Nähe und Überforderung, Fürsorge und alten Ängsten entfaltet sich ein stilles Drama: Wie gelingt Elternschaft, wenn man selbst nie wirklich Kind sein durfte? Wie gibt man Liebe weiter, wenn man sie kaum erfahren hat?
Drehbuchautor Daf James verarbeitet in der Dramaserie eigene Erfahrungen, denn auch er hat gemeinsam mit seinem Ehemann zwei Kinder adoptiert. Gedreht wurde die Serie in Cardiff, Wales, wo nicht nur queeres Leben, sondern auch die walisische Sprache gefeiert wird: Hauptdarsteller Sion Daniel Young spricht sie fließend und verleiht Gabe damit noch mehr Tiefe.