02.07.2025 von SWYRL/Natascha Wittmann
Als Unterzeichner und Mitverfasser des Friedensmanifests sorgte SPD-Politiker Ralf Stegner für jede Menge Aufruhr. Bei "Markus Lanz" verteidigte er dennoch die Inhalte des Papiers und legte sich dabei nicht nur mit dem ZDF-Moderator an.
Beim SPD-Parteitag erhielt Parteichef Lars Klingbeil mit nur 64,9 Prozent der Stimmen eine echte Klatsche. Nachdem die Partei bereits bei der letzten Bundestagswahl schlecht abgeschnitten hatte, musste Klingbeil zugeben: "Ich sag hier mal, ich hätte mir mehr gewünscht." Grund genug für Markus Lanz, am Dienstagabend in seiner Sendung zu fragen: "Was ist das eigentlich für ein Vorgang, den neuen Parteivorsitzenden derart zu beschädigen?"
Journalistin Kerstin Münstermann offenbarte daraufhin, dass Klingbeil offenbar kurz davor gewesen sei, alles hinzuwerfen. "Aus meiner Kenntnis hat es zumindest kurzzeitig ihn mal durchzuckt", so Münstermann. Sie ergänzte: "Dass das total reingefahren ist, da hat auch sein Umfeld und auch er selber keinen Hehl daraus gemacht."
SPD-Politiker Ralf Stegner erklärte daraufhin, dass er durchaus "Verständnis" für die Reaktion gehabt hätte. Gleichzeitig bemängelte der Politiker die "ritualisierten Standing Ovations" bei schlechten Wahlergebnissen. "Wenn man jetzt das immer macht, (...) ist das ja fast ein bisschen wie Hohn", so Stegner. Kerstin Münstermann nickte: "Ich glaube, das hat Lars Klingbeil auch so empfunden." Die Journalistin ergänzte deshalb: "Das war völlig diffus, dieser Parteitag."
Statt weiter darauf einzugehen, versuchte Stegner, in die Zukunft zu blicken: "Entscheidend ist am Ende nicht die parteiinterne Wahl. Das Ergebnis wird man bald vergessen haben, glaube ich. Sondern entscheidend ist am Ende, dass man die richtige Konsequenz zieht."
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Ralf Stegner über Zustand der SPD: "Wir haben durchaus Mangel an Profil"
Markus Lanz nahm dies zum Anlass, über die fehlende Debattenkultur und Selbstkritik in der politischen Mitte zu sprechen. "Was heißt das denn, wenn wir ein Parteiensystem haben, in dem die, die tatsächlich das Sagen haben, nicht mehr in der Lage sind, vernünftige Selbstkritik zu üben?" Ralf Stegner konterte: "Ich sage meine Meinung (...) immer und denke nicht darüber nach, ob mir das jetzt nützt oder schadet!" Eine Steilvorlage für den ZDF-Moderator, der weiter nachhakte: "Was ist der Grund, dass man Ihnen, wenn es um die wichtigen Posten geht dann in der SPD, systematisch aus dem Weg geht? Könnte das damit zu tun haben, dass Sie ein Freund der offenen Aussprache sind?"
Eine Frage, auf die der SPD-Politiker ehrlich antwortete: "Karrierefördernd ist es nicht, seine Meinung zu sagen." Eine Aussage, die Lanz schockierte: "Das ist doch schlimm!" Stegner nickte: "Das finde ich jedenfalls nicht gut." Er fügte mit Blick auf den Zustand seiner Partei hinzu: "Wir haben durchaus Mangel an Profil. (...) Wir müssen als Volkspartei in verschiedene Milieus hineinwirken. Wir brauchen unterschiedliche Typen."
Dem konnte auch Grünen-Politiker Omid Nouripour nicht widersprechen. In Bezug auf die jüngsten Wahlniederlagen seiner Partei sagte er: "Wir verlieren einfach eine leichte, verständliche Sprache, weil wir halt einfach so verkantet reden." Gerade deshalb plädierte Ralf Stegner für mehr hitzige Debatten: "Ich finde nichts sympathisch an der Partei von Frau Wagenknecht. (...) Aber ich sehe, dass die Stimmen von uns holen in Bereichen, wo das nicht sein dürfte. Und wenn ich die haben will, diese Stimmen, dann muss ich mir mal darüber Gedanken machen, was ich dafür tun muss", so der Politiker.
Ralf Stegner verteidigt Friedensmanifest: "Mir geht's um Diplomatie"
Journalistin Kerstin Münstermann reagierte prompt: "Da sind wir bei Ihrem Manifest." In Bezug auf das Friedensmanifest, das unter anderem von Ralf Stegner unterzeichnet wurde, fragte auch Autor Michael Thumann: "Warum hat man das nicht alles schon diskutiert, als zum Beispiel Kanzler Scholz die Mittelstreckenraketen präsentierte als eine Lösung für die Zukunft?"
Thumann echauffierte sich weiter über die Forderung, mit Russland ins Gespräch zu gehen, denn: "Das unterschlägt natürlich, dass wir eigentlich die ganze Zeit reden." Genau das spiele laut Thumann "in Putins Propaganda". Sein bitteres Fazit? "Ich halte das für eine bewusste Irreführung!" Ralf Stegner verteidigte sich jedoch und sagte, Thumann habe die Inhalte des Manifests "nicht richtig dargestellt". "Das ist kein Papier über Putin", beteuerte der SPD-Mann.
Er erklärte weiter, dass das Papier lediglich "einen Diskussionsanstoß" liefern solle, um das ständige Wettrüsten zu beenden. "Mir geht's um Diplomatie!", erklärte der Politiker. Kerstin Münstermann blieb unbeeindruckt: "In ihrem Manifest (...) orakeln Sie ja auch über Kräfte, also einen Militärapparat, der in Europa sozusagen den Frieden gar nicht will. (...) Da sind wir doch sehr nah an Dingen, die verschwörungstheoretisch sind."
Diesen Vorwurf wies der Politiker prompt von sich: "Entschuldigung! Haben Sie die Debatte über Nuklearrüstung in Europa nicht wahrgenommen? Wissen Sie, was das kostet? Das sind ja Wahnsinnssummen!" Nicht nur Münstermann hielt dagegen, auch Markus Lanz bezeichnete es als "völlig verrückt", dass im Friedensmanifest behauptet wird, dass es keine Begründung für das Wettrüsten gebe. Ralf Stegner blieb dennoch bei seiner Meinung und sagte energisch: "Militärisch werden wir das nicht lösen. (...) Nichts anderes steht in dem Manifest."