Staffel zwei ab 2. Juli bei Sky und WOW

Detektivserie "Poker Face": Was für ein Land, was für eine Frau!

28.06.2025 von SWYRL/Eric Leimann

Charlie Cale (Natasha Lyonne) zieht in der klugen Detektiv-Comedyserie "Poker Face" wieder durch die amerikanische Provinz. Ihre Mission: Lügen und fies ausgedachte Morde aufklären. Staffel zwei der für einige Emmys und Golden Globes nominierten Serie läuft mittwochs bei Sky und Wow in Doppelfolgen.

Als im April 2023 die erste Staffel von "Poker Face" bei Sky und Wow startete, fielen - eher älteren - Rezensenten der US-Detektivkomödie eine Menge Referenzprodukte ein: "Columbo" natürlich, "Detektiv Rockford" oder auch "Mord ist ihr Hobby". Natasha Lyonne spielt in "Poker Face" den menschlichen Lügendetektor Charlie Cale: Während sie sich auf der Dauerflucht vor Gangstern mit McJobs in der amerikanischen Provinz über Wasser hält, trifft sie auch im Arbeitsalltag der zweiten Staffel (ab Mittwoch, 2. Juli) auf vertrackte Kriminalfälle. Zwölf neue Folgen von "Knives Out"-Mastermind Rian Johnson gibt es bei Sky und WOW immer mittwochs in Doppelfolgen. Zahlreiche Gaststars wie Giancarlo Esposito, Katie Holmes, Kumail Nanjiani, John Cho oder Lili Taylor sind auch diesmal wieder dabei. Dabei ist das Prinzip der Serie stets gleich: Pro Episode wird man in ein obskures, meist in der amerikanischen Provinz beheimatetes Setting geworfen.

Selten spielen die Geschichten bei ganz normalen Leute, sondern in einem nerdigen Umfeld: am Filmset in der gruseligen Familienvilla eines Bestatters oder im Leben eines an den realen Joe Exotic erinnernden Florida-Cops und Influencers mit Vorliebe für große Alligatoren. Normal ist hier nichts - ebenso wie Amerika ja auch irgendwie nicht mehr normal ist. Die in der Serie auftretenden Charaktere mögen mit schrullig noch nett beschrieben sein. Im Prinzip trifft die bodenständige Alltags-Philosophin Charlie, die wie ein Automat ausgesprochene Lügen erkennen kann, auf einen Querschnitt des irre gewordenen Trash-Amerikas: Waffennarren, Drogensüchtige, Ausgegrenzte oder anderweitig zutiefst gedemütigte Menschen. Die reagieren in ihrem Frust aufs Leben öfter mal mit einem Mordplan.

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Die USA der Job-Hobos und prekären Existenzen

Wie früher beim guten alten Inspektor Columbo sieht man zu Beginn einer jeden Folge erst mal Täter, Opfer und Tat. Erst nach zehn oder auch mal 15 Minuten kommt - meist über Charlies neue Jobs - die "Bullshit"-Detektivin ins Spiel. Das Schimpfwort kommt Natasha Lyonnes in Staffel eins mit einer Emmy- und einer Golden Globe-Nominierung belohnten Rolle immer dann über die Lippen, wenn sie Zeugin einer Lüge wird. Wer Rian Johnsons Filme "Knives Out" oder "Glass Onion" kennt, die immer ein bisschen wirken, als hätte sie sich Agatha Christie auf Speed erdacht, wird auch "Poker Face" mögen. Wobei wie schon in Staffel eins manche Folgen geradezu genial und andere nur "ganz nett" geraten sind.

"Poker Face" hat hinter dem "Bullshit"-Humor aber noch einen weiteren Bedeutungspfeil im Köcher: Charlie Cales Reise durch die Provinz ist auch ein Kommentar zum gegenwärtigen Amerika. Ein Land, in dem die Reichen immer hemmungsloser und die Armen immer verzweifelter durchs Leben stolpern. Wo Rian Johnson, der 1973 in Maryland zur Welt kam, seine Sympathien verortet, wird bei "Poker Face" schnell klar. Die clevere Retro-Serie feiert die kleinen Leute des Landes, die Job-Hobos und prekären Existenzen mit funktionierendem moralischen Kompass. Charlie führt die Bösen ihrer gerechten Strafe zu. Wer zwischen den Zeilen der Serie liest, und das ist der Unterschied zu den Serien der 70-er, erkennt allerdings auch: In diesem Land und in dieser Gegenwart hat der Irrsinn Methode. Und gäbe es keine Charlie, die durch die Lande zieht und meist in ihrem Auto schläft, niemand würde uns mehr retten.

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