06.08.2025 von SWYRL/Hans Czerny
Kennedy gab die Marschroute vor: "Wir fliegen zum Mond", sagte er am 25. Mai 1961 vor dem Kongress und bestimmte auch gleich den Zeitplan: "Bis zum Ende dieses Jahrzehnts." Der Wettlauf mit den Russen führte am 27. Januar 1967 zur Katastrophe: Drei Astronauten verbrannten in ihrer Kapsel.
Am 27. Januar 1967 starben drei amerikanische Astronauten bei einem Testversuch auf dem Gelände von Cape Canaveral in ihrer brennenden Raumkapsel Apollo 1. Ein bemannter Raumflug zum Mond war im Rahmen des Wettrennens mit dem Raumfahrtprogramm der Sowjetunion zwei Monate später eingeplant. Hatte die Herausforderung Kennedys, der vor dem Kongress am 25. Mai 1961 den Flug zum Mond "vor dem Ende des Jahrzehnts" versprochen hatte, zur Katastrophe geführt? Die Herausforderung der Techniker und Ingenieure in so kurzer Zeit war jedenfalls übergroß. Es scheint, als habe man erst aus tödlichen Fehlern lernen müssen, damit die Mondlandung am 21. Juli 1969 tatsächlich gelingen konnte.
Die internationale Dokumentation (USA, Großbritannien, ARTE / ZDF) legt diesen Gedanken nahe, ohne deswegen hyperkritisch zu sein. Wer hier die "wahre Geschichte" aufgedeckt wissen will, wird vielleicht sogar ein wenig enttäuscht. Die Regie von Mark Craig verbindet stattdessen persönliche Erinnerungen, Trauerarbeit und Selbstkritik durch NASA-Ingenieure und Experten.
Keine Frage, dass das alles recht ausufernd gerät. Es wird immerhin an gleich drei Astronauten und ihre Schicksale erinnert: Gus Grissom, Ed White und Roger Chaffee werden in ihrem Karriere-Werdegang vorgestellt. Als gut aussehende und fürsorgliche Familienväter unterm Weihnachtsbaum genauso wie als erfahrene Flugpiloten. Testflieger bei der Marine musste jeder künftige Astronaut schon sein. Angstlos sowieso - auch wenn man nach Reporterfragen durchaus die Furcht vor einem drohenden Unglück herauszulesen meint. Es überwiegt der Stolz, womöglich ein künftiger Mondfahrer zu sein. "He's a rocket-man" sagt das kleine Töchterchen, als man sie nach dem Beruf ihres Vaters fragt, "ein Raketenmann". Auch sonst menschelt es in den Vorzeige-Familienszenen gewaltig.
Doch über allem liegt der Wettlauf zwischen den Weltmächten, der Anspruch im "Space Race" der erste zu sein. In der NASA-Diktion, deren Archive spektakuläre Filmbilder aus Donner, Feuerflug und Raketentechnik hergeben, liest sich das ein wenig anders: Da ist die Landung auf dem Mond nur der erste Schritt hin zur Erforschung des Sonnensystems. Dagegen wirken die Statements der Astronauten eher unpathetisch: "Das All ist sehr schwarz, die Sonne sehr hell", berichtet Ed White als erster frei fligender Amerikaner im All.
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Das Unglück von Cap Canaveral
Das Unglück vom 27. Januar 1967 lässt im Film auf sich warten - man mag dafür dankbar sein. Endlich ist man dem Gegner um einen Schritt voraus: Ed White bewegt sich als erster Mensch frei im All und wird auf der Parade wie ein Held gefeiert. Andererseits landen die Sowjets mit einer unbemannten Raumsonde auf dem Mond. Es gibt "Druck, Druck, Druck", so erinnert sich ein Experte. Der Zeitplan erfordert Opfer, alles ist Neuland für die Techniker und alles ein Wagnis. Die Astronauten kritisieren die Ingenieure und umgekehrt. Am Ende sollen leicht entflammbare Klettverschlüsse, ungeeignete Kabel und der verdichtete Sauerstoff in der Kapsel schuld am Unglück gewesen sein. Monatelang wird die Kapsel danach in ihre Einzelteile zerlegt und mit einer noch nicht benutzten Neuen verglichen.
Fortan wird alles viel umsichtiger und genauer betrieben. Man hat aus Fehlern gelernt. Zweieinhalb Jahre später wird Armstrong seinen Fuß mit "einem großen Schritt für die Menschheit" in den Mondsand setzen. Auch viele Jahre danach werden die toten Astronauten als Pioniere gefeiert und einmal im Jahr wird für sie auf dem Kennedy Space Center in Florida die Totenglocke geläutet und ihrer gedacht. Auch im Film selbst herrscht kein Mangel an Pietät: Als der Brand beginnt ist es sekundenlang dunkel auf dem Schirm.