30.06.2025 von SWYRL/Andreas Fischer
Der Weltkrieg und die Liebe: In der meisterhaft inszenierten Miniserie "The Narrow Road to the Deep North" ergänzen sich Grausamkeit und Poesie.
Geschichten über "Heldentum und Kameradschaft", das sei es, was die Menschen vom Krieg hören wollen. Die aber kann und will Veteran Dorrigo Evans Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs dem Publikum nicht liefern. Er erzählt lieber über die Wahrheit, und die ist in der fünfteiligen Miniserie "The Narrow Road To The Deep North", ab 1. Juli bei Sky und WOW zu sehen, grausam. Gleichzeitig ist die Adaption des mit dem Man Booker-Preis ausgezeichneten gleichnamigen Romans des australischen Autors Richard Flanagan eine differenzierte, komplexe Betrachtung menschlichen Verhaltens - in besseren wie in schlechten Zeiten.
Keine Glorifizierung, keine Helden, keine einfache Einteilung in Gut und Böse: Der Krieg ist in "The Narrow Road To The Deep North" erbarmungslos in vielen Facetten. Trotzdem schafft es Regisseur Justin Kurzel in seiner komplexen Romanadaption, viel Platz für Menschlichkeit in all ihren künstlerischen und leidenschaftlichen Ausdrucksformen zu lassen.
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Meisterhaft inszenierte Betrachtung der Menschlichkeit
Die Story verwebt in fließender Eleganz drei Zeitebenen miteinander mit einer vielschichtigen Hauptfigur im Mittelpunkt: 1940 hat Dorrigo Evans (bravourös gespielt von Senkrechtstarter Jacob Elordi) eine leidenschaftliche Affäre mit Amy (Odessa Young), der Frau seines Onkels. Drei Jahre später muss er als japanischer Kriegsgefangener im Dschungel die berüchtigte Thailand-Burma-Eisenbahn bauen: Die Gräuel der Kriegsgefangenschaft übersteht Dorrigo nur dank der Erinnerungen an die kurze, heftige Liebesbeziehung.
1989 schließlich versucht er als wohlhabender Chirurg (nun gespielt von Ciarán Hinds) in einem Buch zu verarbeiten, was er vor Jahrzehnten erlebt und erlitten hat. Die Erinnerung an die "schmerzhafte und seltsame Unendlichkeit des Menschen" wird Dorrigo nie mehr loslassen. Aber sie besteht in der in allen Belangen meisterlich inszenierten Romanverfilmung nicht nur aus Leid und Qual, sondern auch aus großartigen Ideen, aus Verstand, Mut und Herz.
So viel, wie "The Narrow Road To The Deep North" über den Krieg erzählt, so viel erzählt die Miniserie auch über die Liebe.