"Sterben ist auch keine Lösung" - Fr. 09.05. - ARD: 20.15 Uhr

Eine Liebe für den Tod

06.05.2025 von SWYRL/Jasmin Herzog

Die meisten suchen die Liebe fürs Leben - Hermann (Walter Sittler) sucht sie für den Tod. Um nach seiner Krebsdiagnose selbstbestimmt sterben zu können, benötigt er die Hilfe von Hanne (Andrea Sawatzki). Doch bald merkt er in der nun wiederholten ARD-Freitagskomödie von 2022: "Sterben ist auch keine Lösung."

Früher oder später muss sich ein jeder mit dem Tod befassen. Der Zeitpunkt kann unerwartet oder absehbar sein. Er kann mit Angst behaftet oder lange verdrängt worden sein. Nur vermeidbar ist sein Eintreten nicht. Die Zeit genießen, die man auf Erden hat, scheint ein unverfänglicher Rat zu sein. Doch was ist, wenn jemand das Leben nicht mehr lebenswert findet und unbedingt sterben will? Eine nun wiederholte, prominent besetzte ARD-Freitagskomödie gibt darauf schon im Titel die Antwort: "Sterben ist auch keine Lösung". Regisseur Ingo Rasper führt darin den Beweis, dass auch ganz schwere Themen eine Prise Leichtigkeit vertragen.

Bücherwurm Hermann Weber (Walter Sittler) lebt zurückgezogen in seiner eigenen Welt. Sein einziger sozialer Kontakt ist der Bücherclub, in dem er mit seinem hoffnungslosen Weltbild aneckt. Festgefahren in seinen pessimistischen Ansichten geißelt er vom Smartphone bis zur Tätowierung manches Zeitgemäße als "allgemeinen Kulturverfall". Hermann findet einfach "alles furchtbar": "Menschen schauen nur noch auf ihre Handys und lassen sich Bilder von grenzdebilen Rockmusikern in die Haut stechen." So kann man es natürlich sehen.

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Der todsichere Plan - und dann kommen Gefühle

Als bei diesem hoffnungslosen Schwarzmaler Krebs diagnostiziert wird, lehnt er die Behandlungsvorschläge seines Arztes Dr. Hoffmann (Omar El-Saeidi) ab. Schließlich hätten sie bei seiner Frau auch nichts genützt, die vor 30 Jahren verstorben ist. Hilfe will Hermann sowieso schon aus Prinzip nicht. Lieber nimmt er das Schicksal selbst in die Hand und trägt sich mit dem Wunsch nach einem selbstbestimmten Tod.

Diesen in die Tat umzusetzen, gestaltet sich aber schwieriger als gedacht. Um Sterbehilfe in der Schweiz in Anspruch nehmen zu können, muss ihn jemand begleiten. Mit seiner Tochter Claudia (Anja Knauer) und Enkel Lenny (Arthur Gropp) hat Hermann jedoch keinen Kontakt mehr. Was tun?

Das Schicksal scheint Hermanns Ansinnen in die Karten zu spielen, als er die Literaturliebhaberin Hanne (Andrea Sawatzki) kennenlernt. Ebenfalls verwitwet und neues Mitglied in seinem Bücherclub, ist Hanne das komplette Gegenteil zu Hermann: lebensfroh, offen, schwingt gerne das Tanzbein und nimmt an Protestaktionen gegen Tierversuche im Labor teil.

Hermann kommt zu Ohren, dass Hannes drei Ehemänner jeweils kurz nach der Eheschließung verstorben seien. Verdächtig: Hanne ist gelernte Apothekerin und kennt sich mit Gift bestens aus. Der Lebensmüde erkennt in der "Schwarzen Witwe" seine Chance. Er will sie heiraten, um selbstbestimmt sterben zu können.

Schon bald findet sich Hermann zwischen Tanzabenden, Handyläden, Videoanrufen und Besuchen bei Tochter und Enkel wieder. Und er muss feststellen, dass das Leben gar nicht so übel ist - ebenso wie Hanne, für die er Gefühle entwickelt.

Aus dem Leben gegriffen

Regisseur Ingo Rasper und Drehbuchautor Matthias Lehmann haben mit "Sterben ist auch keine Lösung" zusammengefügt, was nur vermeintlich nicht zusammenpasst: Humor und Ernsthaftigkeit rund um das schicksalsschwere Thema Tod. Und das alles in der idealen Dosierung, wie aus dem Leben gegriffen, mit Anspielungen auf das heutige Zeitgeschehen.

Trefflich ist auch das Aufeinanderprallen der Generationen in Szene gesetzt. Mit viel Einfühlungsvermögen wird geschildert, welche Schwierigkeiten Senioren haben, sich an neue Errungenschaften zu gewöhnen, verbunden mit einem subtilen Aufruf an die Jungen, die Älteren hier sanft an die Hand zu nehmen. Das wiederum verbunden mit der Einsicht, dass die "Alten" lernen müssen, manchmal über ihren Schatten zu springen und festgefahrene Ansichten zu überdenken. Wie umgekehrt die Jungen verstehen sollten, dass eine "Aufmerksamkeitsspanne von 30 Sekunden" keine Errungenschaft ist. Auch kleine Dinge sollte niemand für selbstverständlich erachten.

Sich über das Leben als solches Gedanken zu machen, ist nie ja verkehrt. Schließlich geht es dabei um was. Wie es im Film so schön heißt: "Angesichts der Tatsache, dass wir alle schon bald nicht mehr da sein werden, sollte es uns doch eigentlich gelingen, alles leichter zu nehmen."

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