01.08.2025 von SWYRL/Elisa Eberle
Was bedeutet es, als Bruder oder Schwester des Thronerben ein Leben lang in zweiter Reihe zu stehen? DieDoku "ZDFroyal: Royal Family Englands königliche Geschwister" geht dieser Frage am Beispiel der britischen Königsfamilie nach.
Sie gilt als das fleißigste Mitglied der Royal Family und als unverzichtbare Stütze für König Charles III.: Prinzessin Anne, die Zweitgeborene von Queen Elizabeth II. und Prinz Philip. Wie ihre jüngeren Brüder, Prinz Andrew und Prinz Edward, stand sie ihr Leben lang nur in zweiter Reihe als "Ersatz" für den wahren Thronerben, sollte diesem einmal etwas zustoßen. Dabei hielten viele die 1950 geborenen Prinzessin geeigneter für das Amt des Staatsoberhaupts als ihren zwei Jahre älteren, weitaus schüchterneren Bruder. Von diesem Widerspruch und der ambivalenten Rolle der "spares to heir" handelt die neue Doku "ZDFroyal: Royal Family - Englands königliche Geschwister".
Filmemacherin Annette von der Heyde nimmt das Leben von Anne, Andrew und Edward genau unter die Lupe. Genießt die Prinzessin hohes Ansehen im Volk, ist ihr zehn Jahre jüngerer Bruder Prinz Andrew nicht nur Monarchiekritikern ein Dorn im Auge: Das angebliche Lieblingskind der Queen sorgte in den vergangenen Jahren für zahlreiche Skandale, von denen seine Freundschaft mit dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein wohl am schwersten wog.
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Der gefallene Prinz
So war ihm vorgeworfen worden, 2001 die damals 17-jährige Virginia Giuffre sexuell missbraucht zu haben. Letztlich einigten sich beide Parteien auf einen Vergleich, der nach Einschätzung des Historikers Andrew Lownie einem Schuldeingeständnis gleichkommt: "Man zahlt keine zwölf Millionen Pfund als Vergleich in einem Zivilprozess, nur um es der Mutter recht zu machen, wenn da gar nichts dran ist", erklärt der Autor des Buches "The Rise and Fall of the House of York" im Film: "König Charles war, soweit ich weiß, besorgt, dass noch mehr herauskommen könnte. Er wollte die Geschichte frühzeitig abschließen, das nenne ich gutes Krisenmanagement." Seit Mai 2020 darf Andrew das Königshaus nicht mehr offiziell vertreten, 2022 gab er alle Schirmherrschaften und Ehrentitel ab.
Nach seiner Thronbesteigung ernannte Charles neben Anne stattdessen seinen jüngsten Bruder, Prinz Edward, als Staatsrat. Seither darf auch der heute 61-Jährige seinen Bruder vertreten, wenn dieser krank oder im Ausland ist. Ein wichtiger Schritt, denn 2024 fielen sowohl Charles als auch seine Schwiegertochter Prinzessin Kate aufgrund ihrer Krebserkrankungen monatelang aus. Die Aufgabe der "Ersatzerben" war somit unverzichtbarer denn je.
Kritik an Prinz Harry
Der wenige Jahre zuvor vollzogene Rückzug von Prinz Harry von royalen Pflichten kam in dieser Krisenzeit besonders zu tragen. Der jüngere Bruder von Thronfolger Prinz William hatte das Königshaus und Großbritannien 2020 verlassen und damit ein einmaliges Exempel statuiert. Gemeinsam mit seiner Frau Herzogin Meghan und den Kindern Prinz Archie und Prinzessin Lilibet lebt er seither in Kalifornien und verdient unter anderem durch Verträge mit Netflix sein Geld, was für umfangreiche Kritik sorgte: "Wenn man in der Thronfolge weiter hinten steht, wenn der Job an der Spitze unerreichbar ist, dann muss man eine Tätigkeit finden, in der man aufgeht", erklärt Königshausexpertin Katie Nicholl: "Wenn es dabei aber ins Kommerzielle geht, dann wird immer der Vorwurf im Raum stehen, dass man aus den royalen Beziehungen Kapital schlägt."
Wie die Schwestern der niederländischen Kronprinzessin Amalia ihr Leben im Licht der Öffentlichkeit meistern, zeigt der zweite Teil der Doku-Reihe "ZDFroyal: Royal Family - Hollands königliche Geschwister" von Julia Melchior. Das ZDF zeigt den Film am Dienstag, 12. August, um 20.15 Uhr. In der ZDFmediathek stehen beide Beiträge bereits ab Dienstag, 29. Juli, zum Abruf bereit.