Jenseits von Schuld - Mo. 22.09. - ZDF: 23.55 Uhr

Die Eltern eines Serienmörders

19.09.2025 von SWYRL/Paula Oferath

Die Eltern Ulla und Didi H. stehen vor einer grausamen Wahrheit: Ihr Sohn, einst Krankenpfleger, ist ein Serienmörder. Der Dokumentarfilm "Jenseits von Schuld" zeigt ihren erschütternden Alltag, ihr Ringen um Vertrauen und die Frage, wie aus Kindheit Abgrund werden kann.

Dein eigener Sohn ist ein Mörder. Für Eltern eine grausame, zerstörerische Vorstellung. Dieses Schicksal trifft Ulla und Didi H. Ihr Sohn Niels, einst fürsorglich wirkender Krankenpfleger, ist ein verurteilter Serienmörder. Der erschütternde ZDF-Dokumentarfilm "Jenseits von Schuld" begleitet die Eltern, deren Kind getötet hat. Über allem schwebt eine quälende Frage: Können Ulla und Didi ihrem Sohn vertrauen, oder unterwirft er sie denselben manipulativen Kräften, die Öffentlichkeit und Medien in ihm erkennen?

Niels sah im Vater ein starkes Vorbild. Auch er wollte ein helfender Pfleger werden. Dass dieser Wunsch in eine monströse Tragödie münden würde, ahnte niemand. "Das zieht einem den Boden unter den Füßen weg", sagt Ulla. Sie wollte gerade einen Badeanzug für den Urlaub einpacken, als der Anruf kam. Niels in Untersuchungshaft, der Vorwurf: versuchter Mord. "Knast und Verbrechen war so weit für mich weg", gesteht sie im Film fassungslos. Bis heute bleibt der Gedanke unerträglich. Über 80 Morde werden Niels H. zugeschrieben. Er tötete im Dienst, Patienten, Schutzbedürftige, Wehrlose.

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Welche Stimmen gehen im Schatten des Täters verloren?

Das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn ist zerrissen. Ulla leidet unter der Last. Auch die Dreharbeiten belasten sie schwer. Ihr Didi, ihre "Liebe des Lebens", erkrankt am Herzen. Über sechs Jahre begleiten die Filmemacherinnen Katharina Köster und Katrin Nemec das Ehepaar, tauchen ein in eine zerbrochene Welt. Sie zeigen Ulla beim Einkauf, Didi bei der Arbeit, Szenen eines Alltags, der gleichzeitig gewöhnlich wirkt und von Schmerz gezeichnet ist.

Der Film ist eine sensible Annäherung an die Familie, und doch fragt er eindringlich: Wie wird aus unbeschwerter Kindheit und liebevollen Eltern ein Serienmörder? Und wichtiger noch: Welche Stimmen gehen im Schatten des Täters verloren? "Jenseits von Schuld" verleiht diesen Stimmen Raum, zwingt zur Auseinandersetzung mit der Perspektive der Eltern und zeigt, dass ein Warum oft keine Antwort kennt. Der mithin unbequeme, aber gerade deshalb so sehenswerte Film gewann unter anderem beim "DOK.fest München 2024" den Publikumspreis.

Die Filmemacherinnen Katharina Köster und Katrin Nemec betonen in einem Statement: "Am Anfang unseres Filmprojekts stand das Thema: Der Konflikt von Eltern, die Kontakt zu ihrem Kind halten, obwohl es eine Schuld auf sich geladen hat, die nicht verzeihbar ist. Jahrelang haben wir nach Eltern gesucht, die sich trauen, ihre Geschichte zu erzählen." Dass die Frauen die Eltern eines Serienmörders begleiten würden, "war nicht geplant", teilen sie mit. Außerdem sei ihnen wichtig gewesen," jeder Sensationslust zu widerstehen und wirklich die Geschichte der Eltern zu erzählen - und nicht doch wieder die des Täters". Mit dem Film wollen sie eine "neue Perspektive schaffen", die nicht zulasse, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer "sich abgrenzen und moralisch über die Eltern erheben, sondern sie fordert, sich einzufühlen".

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