Wissenschaftler im Interview

"Da war ich fassungslos": Harald Lesch sorgt sich vor wachsender Irrationalität

17.05.2025 von SWYRL

Wie blickt ein Aufklärer wie Harald Lesch auf die wachsende Wissenschaftsskepsis? In einem Interview berichtet der Professor nun von einer bleibenden Begegnung und spricht darüber, wie ihm auch die politische Irrationalität auf der Welt Sorgen bereite.

Skepsis ist ein Motor der Wissenschaft. Doch was passiert, wenn sich diese Skepsis gegen die Wissenschaft selbst richtet? - Astrophysiker und TV-Professor Professor Harald Lesch sprach in einem Interview offen über seine Erfahrungen mit Wissenschaftsverweigerern: "Da war ich fassungslos", berichtet Lesch gegenüber der Nachrichtenagentur teleschau. "Neulich hatte ich eine Begegnung mit einem U-Bahn-Fahrer, der sagte mir: 'Herr Lesch, schön, dass wir uns sehen, ich liebe Ihre Sendungen. Aber bei einer Sache sind wir uns nicht einig: Kugel oder Scheibe?' Natürlich ist die Erde eine Kugel, antwortete ich. Er verneinte das."

Dabei ist Lesch längst nicht mehr sonderlich erstaunt über solche Aussagen. Er sagt, dies sei "noch ein lustiges Beispiel". Lesch: "Es gibt natürlich diese ganz harten und unangenehmen Varianten. Und das hat sich im Laufe der Jahre verstärkt."

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"Das bereitet mir Sorgen"

Überhaupt mache ihm der "offensichtliche Wahnsinn", der derzeit auf der Welt herrsche, Angst und beunruhige ihn: "Als jemand, der im rationalen Denken sehr trainiert ist, fühlt man sich auf dem Planeten Erde gerade etwas fremd", gestand der Professor im teleschau-Interview. Es sei deshalb "so schwierig geworden, weil man nicht mehr wirklich analysieren kann, was aktuell passiert. Es ist verborgen in der Irrationalität, hinter einem merkwürdigen Nebel aus sehr viel Kränkung". Auch Psychologie spiele eine große Rolle - etwas, womit er sich nicht auskenne. "Ich kann nicht mehr bewerten, warum Menschen das tun", fasst Lesch sein Problem zusammen.

Das betrifft vor allem die Politik: Er könne etwa nicht verstehen, dass Putin die Ukraine angegriffen hat. "An seiner Stelle hätte ich eine Charmeoffensive Richtung Europa gestartet", sagt Lesch. Er finde es zudem "beunruhigend, wenn Fachleute für US-Politik nur noch mit den Schultern zucken und nicht wissen, was sie dazu noch sagen sollen. Wenn Experten nicht mehr erklären können, was geschieht. Das bereitet mir Sorgen", so Lesch.

Insgesamt könne man zur Weltlage "inzwischen nur noch 'Ballaballa' sagen". Man könne nur hoffen, "dass viele von den Verrückten, die gerade auf der Welt agieren, irgendwie verschwinden".

"Die großen Fragen können wir nicht beantworten"

In seinen aktuellen "Terra X"-Folgen (ab 18. Mai, sonntags, 19.30 Uhr, ZDF) widmet sich Harald Lesch den großen Fragen und der Faszination, die wissenschaftliche Antworten auslösen können: "Die großen Fragen sind ja eigentlich anthropologische Konstanten. Die können wir nicht wirklich beantworten. Sie werden in jeder Generation und in jeder Zeit immer wieder neu gestellt."

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