Ida rettet die Welt - Fr. 11.07. - ONE: 22.30 Uhr

Wie schwer doch das Leben manchmal ist: Norwegische Serie thematisiert die Ängste einer ganzen Generation

07.07.2025 von SWYRL/Paula Oferath

In der norwegischen Miniserie "Ida rettet die Welt" kämpft eine Psychologiestudentin mit ihrer Angst vor der Welt. Die achtteilige Kurzserie erzählt von einer belasteten Generation, bleibt aber trotz allem recht heiter im Ton.

Ida sitzt in der Vorlesung und starrt auf die Tür. Während ihre Kommilitonen aufmerksam zuhören, versinkt sie in einem düsteren Gedankenexperiment: Was, wenn gleich jemand hereinstürmt? Was, wenn genau jetzt ein Amoklauf beginnt? Solche Gedanken schleichen sich nicht zum ersten Mal in Idas (Elli Müller Osborne) Kopf. Die Angst ist ständiger Begleiter ihres Alltags. In der norwegischen Dramedy-Serie "Ida rettet die Welt" (ab Freitag, 11. Juli, um 22.30 Uhr, auf ONE und ab 5.30 Uhr in der ARD Mediathek zu sehen) taucht man ein in die Gedankenwelt einer jungen Frau, die Gefahr hinter jeder Ecke wittert und deren Leben davon maßgeblich beeinflusst wird.

Die Story, inszeniert von Autorin und Regisseurin Rikke Gregersen, basiert auf dem Debütroman der norwegischen Psychologin Kjersti Halvorsen. Die achtteilige Kurzserie wirft einen sensiblen Blick auf eine Generation, die mit sozialen Netzwerken, permanenten Negativnachrichten und einer Dauerflut an potenziellen Bedrohungen aufgewachsen ist. Trotz der Thematik, die einem schwer im Magen liegt, gibt es hier auch Platz für Leichtigkeit und den ein oder anderen Schmunzler. Das muss man erst mal schaffen.

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Tagträume statt Partys

Ida zieht für ihr Psychologiestudium von einem kleinen Ort nach Oslo. Eine aufregende Zeit. Für Ida aber ist es vor allem eines: ein riskanter Neuanfang. Sie analysiert, beobachtet, wägt ab. Während andere Menschen sich beim Studienstart mit neuen Freundschaften, WG-Partys und Orientierungstagen beschäftigen, schaut Ida sich lieber YouTube-Videos an: "Wie verhalte ich mich im Fall eines Amoklaufs?" Der Gedanke, sich einfach treiben zu lassen, ist ihr fremd.

Die Psychologiestudentin wirkt auf den ersten Blick etwas naiv. Doch hinter ihrer Unsicherheit verbirgt sich ein wacher Verstand. Ihr Vertrauen in andere ist so gering, dass sie selbst harmlose Begegnungen hinterfragt. Besonders deutlich wird das, als sie Axel (Arthur Hakalahti) kennenlernt. Der zurückhaltende, etwas verstockte junge Mann weckt in ihr einen ganz bestimmten Verdacht: Er muss ein Incel sein.

Incel, abgeleitet von "involuntary celibate", bezeichnet Männer, die unfreiwillig im Zölibat leben und sich heutzutage mithin in frauenfeindlichen Online-Foren radikalisieren. Viele dieser Gruppenmitglieder geben Frauen die Schuld an ihrer Misere. Manche von ihnen begingen schon Gewalttaten. Für Ida ist Axel damit nicht nur eine seltsame Figur, er ist ein potenzielles Risiko. Ida könnte vielleicht die Einzige sein, die es erkennt.

Angst vor Kontrollverlust

"Ich glaube eigentlich immer an das Gute im Menschen", sagt Ida während sie mit einer scheinbar neu gewonnenen Freundin in der U-Bahn sitzt. Ein Satz, der viel über ihre Zerrissenheit aussagt. Während sie an das Gute glauben möchte, sieht sie sich ständig gezwungen, das Schlechte zu antizipieren. Auch als Fahrradkurier Jonas (Mohammed Aden Ali) in ihr Leben tritt, kämpft Ida mit ihrer inneren Blockade. Der Wunsch nach Nähe kollidiert mit der Angst vor Kontrollverlust.

Die Serie gelingt, was vielen Produktionen misslingt: Sie zeigt den Studienbeginn nicht als rosaroten Neustart, sondern als eine Phase voller Unsicherheit, sozialer Überforderung und realer Hürden. Ganz ohne Klischees.

"Ida rettet die Welt" ist nichts für schwache Nerven, aber auch keine düstere Dystopie. Vielmehr erzählt die Serie davon, wie unterschiedlich Menschen mit Risiken umgehen, und sie fragt: Wann ist Angst berechtigt, und wann wird sie zur Belastung? Es ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden, über die Kunst des Vertrauens und darüber, wie schwer es sein kann, das Leben einfach zuzulassen. Man möchte Ida oft zurufen: "Entspann dich, es wird nichts passieren!" Und doch bleibt immer ein Rest Zweifel.

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