Our house in the middle of our street - Mi. 25.06. - ARTE: 21.45 Uhr

Wie Madness eine der wichtigsten Bands des UK wurde

21.06.2025 von SWYRL/Eric Leimann

In der ARTE-Doku "Our house in the middle of our street" erzählen Madness-Sänger Graham "Suggs" McPherson und seine Weggefährten die Geschichte der Londoner Arme-Leute-Band, die zum nationalen Phänomen und Kulturschatz aufstieg. Im Anschluss läuft der Konzertfilm "Madness Live at House of Common".

Was waren das für Zeiten Ende der 70-er in Großbritannien: Minen und Werften schlossen, Arbeitslosigkeit und Inflation schnellten in die Höhe, Streiks und Unruhen waren an der Tagesordnung. Die streng konservative Margaret Thatcher wurde 1979 zur Ministerpräsidentin gewählt - was den Konflikt zwischen Arm und Reich weiter anheizte. Der Jahreswechsel 1978/79 ging als "Winter of Discontent" in die britischen Geschichtsbücher ein. Mit Streikwellen im öffentlichen Dienst - Müllabfuhr, Krankenhäuser, sogar Totengräber legten die Schaufeln nieder. Man könnte auch sagen: Ein ganzes Land hatte die Schnauze voll.

In eben jener Zeit formierte sich die Londoner Arme-Leute-Band Madness und nutzte zum Transport ihrer subtil durchaus politischen Spaßtexte eine Mischung aus Ska, Punk und New Wave. Während ähnliche Bands jener Zeit und Musikwelle heute nur noch Musikkennern etwas sagen, wurden Madness zu einer Art britischem Heiligtum. In der neuen ARTE-Doku "Our house in the middle of our street" erzählen die Protagonisten von einst diese Zeit nach: unter anderem Madness-Sänger Graham "Suggs" McPherson oder Kutlabelbetreiber Dave Robinson von Stiff Records. Nach der auch zeitgeschichtlich interessanten Doku zeigt ARTE um 22.40 Uhr den gut einstündigen Konzertfilm "Madness Live at House of Common" aus dem Jahr 2016.

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Erdbeben-Alarm und ein Konzert auf dem Buckingham Palace

Auch in Deutschland kannte man Anfang, Mitte der 80-er die Band Madness. Hits wie das treibende Halbinstrumental "One Step Beyond" durften bei keinem Party-Exzess fehlen. Auch der Klamottenstil oder das alberne Gehen der Band mit absurden Riesenschritten in einer Art Band-Polonaise war ikonografisch und wurde oft kopiert.

Was man hierzulande meist nicht kannte, waren die Hintergründe der linken Band, die nebenbei großartige Song mit tollen Geschichten schrieben: "My Girl", "House Of Fun" oder "Our House" (in the middle of our street) - ihr international größter Hit. Während die Band im Ausland eher ein 80er-Jahre-Phänomen blieb, wurden sie im Vereinigten Königreich zu einer Art Nationalheiligtum. Bei ihrem Londoner Comeback-Konzert 1992 - nach sechsjähriger Pause - hüpften zehntausende Fans so euphorisch, dass in London tatsächlich Erdbebenalarm ausgelöst wurde. Und als die Queen am 5. Juni 2012 ihr 60. Thronjubiläum feierte, spielten Madness auf dem Dach des Buckingham Palace.

Madness lösten Nicole als No.1 der britischen Charts ab

Ein paar Zahlen verdeutlichen den irren Erfolg der Band: Die ersten 20 (!) Madness-Singles erreichten sämtlich die Top 20 der britischen Charts - ein Erfolg, den noch nicht einmal die Beatles oder Elvis Presley schafften. Kleiner Fun Fact: Einen Nummer-1-Hit erlebte die Freunde-Gang aus Camden Town allerdings nur einmal: Mit "House of Fun" erreichte Madness am 29. Mai 1982 die Top-Position der britischen Charts und verdrängte dadurch die deutsche Grand-Prix-de-la-Chanson-Siegerin Nicole mit "A Little Peace", der englischen Version von "Ein bisschen Frieden", von der Spitzenposition.

Im Film erzählen weitere Bandmitglieder und Zeitzeugen wie Madness-Produzent Clive Langer, Specials-Gitarrist Lynval Golding oder Bodysnatchers-Sängerin Rhoda Dakar vom Abenteuer 2 Tone - jenem Stil, mit dem Madness und andere Bands damals groß wurden. Gefeiert wird der hüpfend zu genießende Zweivierteltakt von Madness bis heute.

Die Band spielt nach wie vor Konzerte vor großem Publikum. Jedes Jahr organisiert sie das Festival "House of Common" im Park Clapham Common im Londoner Süden. 2016 entstand dort der Konzertfilm "Madness Live at House of Common", den ARTE im Anschluss an die Doku um 22.40 Uhr zeigt.

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