25.06.2025 von SWYRL/Jasmin Herzog
Wenn Selma (Corinna Harfouch) in ihren Träumen ein Okapi sieht, ist der Tod zum Greifen nah. Wen wird es diesmal treffen, fragt sich die Dorfgemeinde in der skurrilen, lebensbejahenden Romanverfilmung "Was man von hier aus sehen kann"?
Schon als Buch war "Was man von hier aus sehen kann" ein absoluter Volltreffer. Der Roman von Mariana Leky aus dem Jahr 2017 war von den Spitzenplätzen der "Spiegel"-Bestsellerliste lange nicht wegzudenken, wurde über 800.000-mal verkauft und in 22 Sprachen übersetzt. 2022 erfolgte der fast schon logische Schritt: Der erfolgreiche Stoff wurde fürs Kino adaptiert. Drei Jahre später ist das skurrile Drama nun erstmals im Ersten in der "ARD SommerKino"-Reihe zu sehen.
Ein Okapi zu Gesicht zu bekommen, das ist außerhalb von Tierparks quasi unmöglich. Der Bestand der scheuen Paarhufer gilt als "stark gefährdet". Wenn überhaupt, dann treiben sich die Tiere aus der Familie der Giraffenartigen in Naturschutzreservaten der Demokratischen Republik Kongo herum. Was also haben Okapis mit einem verschlafenen Dorf im Westerwald zu tun? Auf den ersten Blick erst einmal gar nichts. Und doch wissen im Filmdrama "Was man von hier aus sehen kann" alle Angehörigen der verschworenen Dorfgemeinschaft ganz genau über das exotische Tier Bescheid. Denn immer, wenn Selma (Corinna Harfouch) in ihren Träumen einem der rötlich-braunen Tiere mit weiß-schwarz gestreiften Beinen begegnet, verheißt das nichts Gutes.
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Ein Okapi als Todesomen
Der tierische Unglücksbote sagt nämlich zielsicher den Tod eines der Dorfbewohner voraus. Wer es jeweils ist, bleibt indes stets unklar, weshalb das Dorf nach einer erneuten Vision Selmas in Aufruhr gerät. Verborgene Wahrheiten werden plötzlich ausgesprochen, Liebesbekenntnisse nicht weiter hinausgezögert. Da ringt sich der Optiker (Karl Markovics) des Dorfes endlich durch, Selma seine Liebe zu gestehen. Und auch Selmas Enkelin Luise (Luna Wedler) handelt ab sofort aus dem Bauch heraus und nicht vom Kopf gesteuert.
Schon in Buchform war der einerseits skurrile, andererseits aber auch philosophisch angehauchte Stoff ein voller Erfolg. Regisseur und Drehbuchautor Aron Lehmann ("Highway to Hellas", "Das schönste Mädchen der Welt") transferiert den berührenden Stoff in einen Film. Obwohl der Tod im wahrsten Sinne des Wortes an der Türschwelle steht, gelingt dem Filmemacher ein lebensbejahendes Drama mit einer wertvollen Botschaft: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!