ZERV - Zeit der Abrechnung - Fr. 25.07. - 3sat: 20.15 Uhr

Über sieben Brücken musst du gehn

21.07.2025 von SWYRL/Eric Leimann

"ZERV - Zeit der Abrechnung" mit Nadja Uhl und Fabian Hinrichs erzählt von einer historischen SOKO, die Wiedervereinigungs-Verbrechen aufarbeiten soll. Die starke sechsteilige ARD-Miniserie von 2022 wiederholt 3sat an drei Freitagen in Doppelfolgen zur besten Sendezeit.

1992 beginnt die Zentralstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität, kurz "ZERV", ihre Arbeit. Ihr Ziel: Sie soll Verbrechen im Zuge der DDR-Abwicklung und der Wiedervereinigung aufdecken. 20.327 Ermittlungsverfahren, die den beiden Referaten Wirtschaftskriminalität und Regierungskriminalität zugeordnet waren, gab es bis Ende 2000. Dann wurde die Behörde abgewickelt. Obwohl es sich um die größte Kriminalpolizei-SOKO in der Geschichte der Bundesrepublik handelt, blieb sie lange Zeit weitgehend unbekannt. Was sich 2022 mit der sechsteiligen ARD-Miniserie "ZERV - Zeit der Abrechnung" änderte. 3sat wiederholt die Serie an drei Freitagen in Doppelfolgen zur besten Sendezeit.

Erzählt wird von Peter Simon (Fabian Hinrichs), der als ZERV-Ermittler aus dem Westen ins ehemalige Ostberlin kommt, und seiner Kollegin Karo Schubert (Nadja Uhl), einer Kriminalkommissarin mit DDR-Vergangenheit. Kaum hat die ZERV ihre neuen Büroräume bezogen, gibt es einen ersten Toten: Matthias Trockland, mitverantwortlich für die Auflösung der NVA im wiedervereinigten Deutschland, hängt in seinem Kleingarten tot vom Baum.

Simon und Schubert müssen gemeinsam ermitteln - was sie erst mal nur schwer akzeptieren können. Schubert geht mit ihrer Kollegin und Freundin Uta Lampert (Fritzi Haberlandt) davon aus, dass Trockland ermordet wurde. Peter Simon trifft in Trocklands Dunstkreis auf Hajo Gärster (Thorsten Merten). Der hatte bereits zu DDR-Zeiten für die Regierung mit Kriegsgerät gehandelt. Auf einem alten NVA-Übungsgelände machen die Ermittler nun einen Waffenfund in ungeahnter Dimension.

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Fabian Hinrichs und Nadja Uhl in Paraderollen

Entstanden ist die historische Kriminalserie, die 1991 spielt, in einem Writers Room. Darin feilten Kai Hafemeister, Miriam Klein, Jens Köster, Kim Zimmermann, Dustin Loose (auch Regie) und Produzentin Gabriela Sperl an Geschichten aus der Wendezeit. Damals befand sich Deutschland für kurze Zeit in einer Art Wildwest-Modus. Viel Geld gab es seinerzeit mit halbseidenen bis illegalen Großgeschäften zu verdienen.

Nadja Uhl spielte als schnodderiges Ost-Original kurz nach der Wiedervereinigung eine ihrer besten Rollen seit langem. Und Fabian Hinrichs? Der "Tatort"-Kommissar aus Franken macht eben Fabian Hinrichs-Dinge. Sprich: Er spielt einen dieser schnöseligen Nervbolzen, dessen sensible, ja unsichere Seite ihn am Ende doch berührbar erscheinen lässt.

Maffay oder Karat?

Sehr effizient und ebenso prominent sind die Nebenrollen besetzt: Fritzi Haberlandt als Kollegin und beste Freundin liefert sich mit Nadja Uhl ostberlinernde Wortgefechte zum Niederknien. Thorsten Merten als windiger Kriegsgewinnler, Rainer Bock in seiner "Paraderolle" als Chefbeamter, Arnd Klawitter als schmieriger Staatssekretär und Peter Schneider als Caros Ex-Mann Andi, mit dem sie immer noch ab und an ins Bett geht, machen ebenfalls einen prima Job.

Auch verschmitzten Humor bietet "ZERV" auf oft überraschende Weise. Nur ein Beispiel: In Folge fünf, als sich Simon und Schubert endlich zusammengerauft haben, feiern die Polizisten in einer Berliner Karaoke-Bar einen feuchtfröhlichen Abend. Als Simon mit minderbegabter Stimme Grönemeyers "Bochum" anstimmen will, wird er ausgepfiffen. Dann kann er sich mit Karo Schubert doch noch auf eine - absolut berührende - Duett-Version von "Über sieben Brücken musst du geh'n" einigen. Wahnsinn, dass die im Osten den Maffay-Song mögen, glaubt der Wessi. Dabei wurde das Lied im Original 1978 von der DDR-Rockband Karat geschrieben und veröffentlicht. Maffays West-Coverversion folgte erst 1980. Wie hörte man es früher noch des Öfteren: Es war nicht alles schlecht in der DDR ...

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