Happy Birthday. Bill Murray
Er grüßte täglich das Murmeltier, jagte Geister durch Dimensionsportale und tauchte als U-Boot-Kapitän der etwas anderen Art ab: Bill Murray, Komödien- und Dramen-Spezialist gleichermaßen, gilt als einer der vielseitigsten Schauspieler Hollywoods. Nun feiert der Publikumsliebling seinen 75. Geburtstag - und ist längst Kult. Genauso wie viele seiner Filme.
© 2021 Getty Images/Kate GreenFrüh übt sich, tragische Figur zu sein ...
Nach seinem Spielfilmdebüt in einer kleinen Nebenrolle in "Ein Haar in der Suppe" (1979) stand Bill Murray die Rolle des sympathischen Losers schon früh sehr gut: 1981 verstand er sich als Army-Rekrut (links) in "Ich glaub' mich knutscht ein Elch" mit seinem Ausbildungs-Sergeant (Warren Oates) nicht gerade blendend.
© SonyWho you gonna call?
"Elch"-Regisseur Ivan Reitman verhalf dem damals Anfang-Dreißiger drei Jahre später zum endgültigen Durchbruch: Der gelang Murray (rechts) 1984 als Großstadt-Geisterjäger in "Ghostbusters" - gemeinsam mit den Kollegen (von links) Harold Ramis, Dan Aykroyd und Ernie Hudson.
© Sony PicturesParanormaler Spaß
Dass die Sci-Fi-Komödie zum Kult-Klassiker avancierte, war zu nicht geringen Teilen Murrays hervorragender Performance als Parapsychologe Peter Venkman zu verdanken. Klar, dass die gefeierte Story um die coolen New Yorker Saubermacher auf die Leinwand zurückkehrte ...
© SonyDie doppelte Rückkehr der Helden
... nämlich 1989: In "Ghostbusters II" schlüpfte Murray erneut in die damals sehr angesagte Uniform. Auch im Sequel macht der Job Dr. Venkman (Bill Murray, zweiter von links) und seinen Kollegen Dr. Stantz (Dan Aykroyd, rechts) und Winston (Ernie Hudson, zweiter von rechts) richtig Spaß.
© SonyLiebe in Zeiten der Geister-Komödie
"Ghostbusters" bescherte uns zudem eines der schönsten Komödien-Liebespaare aller Zeiten: Als Geisterjäger Peter verliebte sich Bill Murray Hals über Kopf in Dana (Sigourney Weaver). Über eine weitere Fortsetzung des legendären Geisterjäger-Spaßes wurde danach immer wieder diskutiert. Bis das Warten der Fans ein Ende hatte, mussten jedoch viele Jahre vergehen ...
© SonyDie dunkle Seite der Comedy
Von wegen nur gutmütiger Held: Zwischen den beiden "Ghostbusters"-Filmen wechselte er kurzzeitig zu den Bösen: In der viel gelobten Weihnachts-Komödie "Die Geister, die ich rief" (1988) gab Bill Murray den erfolgsbesessenen und zynischen Frank Cross. Der will aus dem Weihnachtsmärchen von Charles Dickens ein blutrünstiges Action-Spektakel machen ...
© TM & Copyright (2017) by PARAMOUNT PICTURES CORPORATIONUnd nochmal von vorn ...
Vom zynischen Egozentriker zum bemitleidenswerten Opfer wurde Murray Anfang der 90er-Jahre in "Und täglich grüßt das Murmeltier". Als TV-Wetteransager Phil findet er sich in einer ewigen Zeitschleife wieder - und erlebt den 2. Februar wieder und wieder. Nach anfänglichem Frust macht er sich seine Situation kurzerhand zunutze ...
© SonyKomische Tragik in der Zeitschleife
... und sucht von Tag zu Tag nach dem perfekten Weg, bei seiner Kollegin Rita (Andie MacDowell) zu landen. Die ahnt nicht, was ihrem Kollegen widerfahren ist. Jeden Tag muss der sie aufs Neue von seiner Liebe - und seiner hanebüchenen Geschichte - überzeugen. Mit "Und täglich grüßt das Murmeltier" hatte Murray seine Paraderolle als tragikomische Figur gefunden.
© SonyPassiert das jetzt in echt?
Ende der 90er-Jahre schien Bill Murray eine Art Schaffenskrise durchzumachen. Zumindest in der Agenten-Parodie "Agent Null Null Nix" konnte er 1997 aber als verwirrter Banker aufspielen, der zwischen Realität und Theater nicht mehr zu unterscheiden weiß.
© Warner Bros.Ein Bosley für drei Engel
Erfolgreich, aber ebenfalls furchtbar albern war die Kino-Neuauflage der "3 Engel für Charlie" (2000). An der Seite von Drew Barrymore, Lucy Liu und Cameron Diaz (von links) spielte Bill Murray den legendären Kontaktmann der Action-Engel namens "Bosley".
© SonyAufschwung durch verrückte Familie
Mit den "Royal Tenenbaums" (2001) ging es für Bill Murray wieder aufwärts. An der Seite von Gwyneth Paltrow als seiner Ehefrau Margot Tenenbaum und Gene Hackman als altem Patriarchen der durchgeknallten Familie spielte er sich zurück in die Riege der Superstars. Wes Anderson inszenierte den Inbegriff der Tragikomödie - und Murray war wieder begehrt ...
© Buena VistaJetzt wird's ernst
Etwa bei Regisseurin Sofia Coppola: Mit deren Drama "Lost in Translation" machte er plötzlich ernst, Tragik spielte nun eine größere Rolle. Als alternder US-Star Bob Harris reist Murray in dem vielfach prämierten Film nach Tokio, um einen lukrativen Werbespot zu drehen. Weit von zu Hause entfernt wird ihm bewusst, dass er im Grunde alles hat, ihm jedoch das Glück der Zufriedenheit fehlt ...
© ConstantinEinsame Seelen in der fremden Stadt
Bis er auf die ebenfalls verloren wirkende Charlotte (Scarlett Johansson) trifft. Für kurze Zeit haben sich im fremden Tokio zwei einsame Seelen gefunden. Mit seiner Rolle begeisterte Murray die Kritiker - 2004 erhielt er dafür den Golden Globe. Nach der für ihn bislang einzigen großen Auszeichnung standen die wichtigen Filmemacher Schlange ...
© ConstantinMit Kaffee und Kippen bei Jarmusch
So auch Indie-Film-Legende Jim Jarmusch, der Bill Murray 2003 für seinen in Schwarz-Weiß gedrehten Episodenfilm "Coffee and Cigarettes" gewinnen konnte. In der Kaffee-und-Kippen-Hommage bedient Murray (rechts) im Diner die Rapper GZA und RZA - ebenso virtuos wie grotesk.
© ArthausAbsurdes Abtauchen
Überhaupt steht Murray die Absurdität des Lebens gut: In der wundervollen Groteske "Die Tiefseetaucher" taucht er 2004 als international bekannter Ozeanograf Steve Zissou ab. Der will auf seiner vielleicht letzten Expedition jenen Hai ausfindig machen und töten, der seinen besten Freund verspeist hat. Mit an Bord ...
© Buena VistaEin skurriles Team
... des eigenartigen Schiffs namens Belafonte sind auch Ned (Owen Wilson, Mitte), Steves (Bill Murray) unehelicher Sohn, sowie die schwangere Journalistin Jane (Cate Blanchett). Regisseur des skurrilen Stücks: Natürlich Wes Anderson, für den Murray erstmals 1998 in "Rushmore" spielte.
© Buena VistaErnstere Rollen, große Regisseure
Doch auch Jim Jarmusch fand an Murrays Art so großen Gefallen, dass er ihn 2005 gleich für seinen nächsten Film "Broken Flowers" als Hauptfigur Don Johnston besetzte. Dessen Midlife-Crisis erreicht in dem vergleichsweise ernsten Drama mit einem rosa Brief ihren Höhepunkt: Eine Verflossene behauptet, er habe einen 19-jährigen Sohn ...
© UniversumRoadtrip zu den Verflossenen
Also begibt sich der einstige Casanova auf einen kuriosen Roadtrip, um alle seine Ex-Freundinnen zu besuchen - und nach möglichem Nachwuchs auszufragen. Den einzigen jungen Mann (Mark Webber), der sein Sohn sein könnte, trifft Don Johnston (Bill Murray), als er wieder zu Hause ist.
© UniversumLieblingsregisseure
Seit Jahren dreht Murray am liebsten mit einer Handvoll Regisseure. Und klar: Er lieh auch Kater "Garfield" (2004) die Stimme oder war im SciFi-Drama "City of Ember" (2008) als Bürgermeister zu sehen. Wenn aber Wes Anderson ruft, ist Bill Murray stets dabei - wie etwa als Sprecher in dessen Stop-Motion-Abenteuer "Der fantastische Mr. Fox" (Bild, 2009).
© 2009 Twentieth Century FoxKleine Rollen
Und bei Wes Anderson muss er gar nicht immer die Hauptrolle spielen: In "Darjeeling Limited" (2007) und "Grand Budapest Hotel" (2014) hatte Murray nur kleinere Rollen, auch der Dachsanwalt Clive Badger in "Der fantastische Mr. Fox" (2009, Bild) gehörte nur zu den Nebenfiguren.
© 2009 Twentieth Century FoxAuf der Flucht
Und wieder Wes Anderson: 2012 machte sich Murray (hier mit Kollegin Frances McDormand, links) für seinen Lieblingsregisseur in "Moonrise Kingdom" gemeinsam mit anderen auf die Suche nach zwei ineinander verliebten Kindern, die aus ihrer Kleinstadt im Neuengland der 60er-Jahre geflohen sind ...
© UniversalStar-Gruppe auf der Suche
Der fix zusammengestellte Suchtrupp der Erwachsenen (von links: Bill Murray, Tilda Swinton, Bruce Willis, Edward Norton) macht in dem hochgelobten Tragikomödien-Abenteuer vor allem eins: viel falsch.
© TobisKunstretter im Krieg
Im Gegensatz zu Bill Murray, der seit den Nuller-Jahren ein Händchen für ausgefallene Rollen entwickelte, wie sie vielseitiger nicht sein könnten. Für seinen Kollegen George Clooney begab sich Murray 2013 gar in den Krieg: Als einer der "Monuments Men" sollte er wertvolle Kulturgüter vor den Händen der Nazis bewahren.
© 2013 Columbia Pictures Industries, Inc. / Twentieth Century FoxKeineswegs ein Heiliger
In "St. Vincent" hingegen demontierte die Melancholiker-Legende ganz nonchalant ihren eigenen Mythos. Murray verkörpert einen verbitterten Alkoholiker, der in einer Bar schlechte Witze erzählt, in einem heruntergekommenen Haus in Brooklyn wohnt und sich mit einer schwangeren russischen Prostituierten vergnügt. Bis er einen Außenseiter-Jungen kennenlernt ...
© 2014 Sony Pictures Releasing GmbHAmbivalenz als Tugend
Durch seinen Zögling Oliver (Jaeden Lieberher) wird Vincent plötzlich zum guten Menschen. Der Junge bringt ihm die weniger anzüglichen Freuden des Lebens näher - er ihm im Gegenzug Boxen und Glücksspiel. Ein ambivalenter Typus, der Murray unwahrscheinlich gut stand.
© Polyband / 2014 The Weinstein Company / Atsushi NishijimaRockt nicht!
Eigentlich war es eine Rolle wie gemacht für den Hollywood-Kauz. Aber auch ein Bill Murray ist nicht vor Flops gefeit: Seine One-Man-Show als derangierter, egomanischer Ex-Rock-Manager in "Rock The Kasbah" (2015) fiel beim Publikum und den Kritikern durch.
© SplendidSo geht Weihnachten!
Netflix ließ ihn bald darauf wieder ganz er selbst sein: Im Weihnachtsspecial "A Very Murray Christmas" (2015) begegnete Bill Murray dem Weihnachtsfest mit dem ihm eigenen Sarkasmus und mancher Gehässigkeit, ist am Ende aber doch bester Laune. Und: Er überzeugte als talentierter Sänger!
© Netflix / Ali GoldsteinProbier's mal mit ...
Er ist ein bisschen brummig, hat aber ein gutes Herz und gibt Mogli Lebenstipps in Liedform: Als Bär Balu in Disneys Realverfilmung des Klassikers "The Jungle Book" (2016) machte Murray eine gute Figur respektive Stimme.
© 2016 Disney EnterprisesIn einer kleinen Stadt
Und wieder gilt: Mit ihm vertrauten Regisseuren arbeitet er am liebsten - und besten. In Jim Jarmuschs lakonisch und beiläufig erzählter Zombie-Komödie "The Dead Don't Die" (2019) begeisterte Bill Murray (Bild, links) als Kleinstadt-Sheriff Cliff Robertson an der Seite von Chloë Sevigny und Adam Driver.
© UniversalTut er's wirklich?
Betrügt der Schwiegersohn seine Tochter Laura (Rashida Jones)? Felix (Bill Murray), Charmeur und Dandy alter Schule, will ihr helfen, den vermeintlichen Ehebrecher zu entlarven. Für die Komödie "On the Rocks" (2020) arbeitete Murray einmal mehr mit Regisseurin und Drehbuchautorin Sofia Coppola zusammen - wenngleich weniger erfolgreich als noch bei "Lost in Translation".
© AppleTV+Wieder auf der Geisterjagd
2021 war es dann endlich so weit: Für die Fortsetzung "Ghostbusters: Legacy" schlüpften Bill Murray, Dan Aykroyd (links, bei der Filmpremiere in New York) und Ernie Hudson ein drittes Mal in ihre legendären Rollen als Geisterjäger. Und fanden offenbar Gefallen daran, denn auch im bald folgenden vierten Teil der Reihe, "Ghostbusters: Frozen Empire" (2024), waren die drei wieder mit von der Partie.
© 2021 Getty Images/Mike CoppolaAlles Gute!
Nun feiert der unvergleichliche Bill Murray am 21. September seinen 75. Geburtstag - vielleicht ja im Kreise seiner Kinder: Sechs Söhne aus zwei Ehen hat der Jubilar. Wo und wie auch immer: Wir wünschen alles Gute!
© Vittorio Zunino Celotto/Getty Images for RFF