08.05.2025 von SWYRL/Matthias Deuring
Shakespeares Stoffe inspirieren bis heute immer neue Inszenierungen, ob im Theater oder auf der Leinwand. Burhan Qurbani wagt sich nun an "Richard III." und verlegt mit "Kein Tier. So Wild." die blutigen Intrigen ins heutige Berlin.
Der erbitterte Rosenkrieg zwischen den britischen Adelshäusern York und Lancaster und ein missgestalteter Unhold, der sich skrupellos in der Thronfolge nach oben mordet: "Richard III." gehört zu den großen Klassikern von William Shakespeare. Und der Stoff scheint bis heute, über 400 Jahre nach der Veröffentlichung, immer noch viele Kreative zu inspirieren. Die anhaltende Faszination steht nach zeitgenössischen Adaptionen mit Lars Eidinger (2015) und Benedict Cumberbatch (2016) auch hinter einem neuen Film von Burhan Qurbani, der Shakespeares Historiendrama mit "Kein Tier. So Wild." ins moderne Berlin verlegt.
"Ein Pferd, ein Pferd, mein Königreich für ein Pferd!", lautet eines der berühmtesten Zitate aus "Richard III.". In "Kein Tier. So Wild." wäre es wohl eher ein tiefergelegter 600-PS-Schlitten mit funkelnden Protz-Felgen. Aber die Parallelen sind doch unverkennbar. Burhan Qurbani erzählt von einer schlimmen Fehde zweier krimineller Clans in Berlin. Und von einer vermeintlichen Hinterbänkler-Figur, die sich mit allen Mitteln nach oben kämpft. Hier ist es jedoch, was damals bei Shakespeare in der Form noch undenkbar gewesen wäre, eine Frau.
Rashidas (Kenda Hmeidan) Platz in der Hierarchie der Yorks scheint fest zementiert. Als jüngste Tochter einer Familie, in der traditionell die Männer den Ton angeben, hat sie eigentlich keine Chance, jemals selbst in der ersten Reihe zu stehen. Aber genau das ist ihr Ziel, das sie mit großem Eifer und ohne Rücksicht auf Verluste verfolgt.
Intrigen, Machtspiele und Gewalt als Mittel zum Zweck: Was Shakespeares "Richard III." im Kern auszeichnete, treibt auch die Handlung der "freien Interpretation" von Burhan Qurbani ("Berlin Alexanderplatz") voran - bis zum bitteren Ende. Qurbani führte Regie und schrieb gemeinsam mit Enis Maci das Drehbuch zu "Kein Tier. So Wild.". Neben Hauptdarstellerin Kenda Hmeidan steht unter anderem auch Verena Altenberger auf der Besetzungsliste. Die Premiere des Films fand im Frühjahr 2025 im Rahmen der Berlinale statt.