09.05.2025 von SWYRL
Verschärfte Flaggenregeln sorgen für Empörung um Vorlauf auf den Eurovision Song Contest in Basel. Die Veranstalter wollen das Event vor politischer Instrumentalisierung schützen. Die LGBTQ+-Community wittert Doppelmoral.
Die neuen Flaggenregeln beim Eurovision Song Contest sorgen für Unmut - besonders in der LGBTQ+-Community. Die Europäische Rundfunkunion (EBU) erlaubt auf der Bühne künftig nur noch die offiziellen Landesflaggen. Wer bei seinem Auftritt andere Fahnen zeigt, etwa die Regenbogen- oder die Nonbinary-Flagge, riskiert Konsequenzen. Im schlimmsten Fall droht sogar der Ausschluss vom Wettbewerb.
Die Entscheidung stößt auf breite Kritik. Viele queere Fans empfinden die Maßnahme als Rückschritt. Sie sehen in den bunten Fahnen nicht nur ein politisches Symbol, sondern ein Zeichen der Sichtbarkeit. "Der ESC lebt von Vielfalt", ist der Tenor zahlreicher Kommentare in sozialen Netzwerken. Die Regenbogenflagge sei längst ein fester Bestandteil des Wettbewerbs - auf der Bühne, im Publikum und in der Community.
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Entfernt sich der ESC von seinen Wurzeln?
Vergangenes Jahr bot sich noch ein anderes Bild: In Malmö hatte Nemo, der nicht-binäre Act aus der Schweiz, nach dem ESC-Sieg die Nonbinary-Flagge in die Kamera gehalten. Nach den neuen Regeln der EBU wäre das nun untersagt. Demgegenüber sind andere Flaggen im Zuschauerbereich weiterhin erlaubt. Medienberichten zufolge dürfen sogar palästinensische Banner gezeigt werden. Für viele stellt sich daher die Frage: Warum wird Vielfalt auf der Bühne beschnitten, wenn sie im Publikum sichtbar bleiben darf?
"Die neuen Regeln treffen genau die Menschen, für die der ESC immer ein sicherer Raum war", heißt es in mehreren Stellungnahmen queerer Organisationen. Der Wettbewerb, der jahrzehntelang als Ausdruck von Toleranz und Offenheit galt, entferne sich damit von seinen Wurzeln.
Frühere ESC-Acts fordern Ausschluss Israels
Die EBU verweist auf ihre Neutralitätslinie. Ziel sei es, den ESC frei von politischen Gesten zu halten. Doch der Zeitpunkt der Regelverschärfung wirft Fragen auf. Beim ESC 2024 kam es zu heftigen Protesten gegen die Teilnahme Israels. Die israelische Sängerin Eden Golan wurde ausgebuht, vor der Halle demonstrierten Tausende. Auch dieses Jahr fordern über 70 frühere ESC-Acts den Ausschluss Israels - wegen des Militäreinsatzes im Gazastreifen.
Die EBU hält dagegen: Israel dürfe teilnehmen, weil es durch den öffentlich-rechtlichen Sender KAN vertreten werde, nicht durch die Regierung.
Ob der ESC 2025 tatsächlich unpolitisch bleibt, ist vor diesem Hintergrund mehr als fraglich. Die Veranstaltung steigt vom 13. bis 17. Mai in Basel. Das Finale wird am Samstag, 17. Mai, um 21 Uhr live im Ersten übertragen.