Manchester by the Sea - Mi. 24.09. - ARTE: 20.15 Uhr

Bestes Drehbuch, bester Hauptdarsteller: Lange nicht gezeigter Oscar-Gewinner bei ARTE

21.09.2025 von SWYRL/Jasmin Herzog

Ausnahme-Regisseur Kenneth Lonergan inszenierte 2016 eine außergewöhnliches Geschichte um Trauma und Schuld mit einem brillanten Casey Affleck in der Hauptrolle. Nun holt ARTE das selten gezeigte Drama "Manchester by the Sea" ins Programm.

Für das Drehbuch seines Erstlings "You Can Count on Me" (2000) erhielt er direkt eine Oscar-Nominierung, wenig später arbeitete er mit Scorsese an "Gangs of New York" (2002): Unter Cineasten ist Kenneth Lonergan schon lange weit mehr als nur ein Geheimtipp. Sein drittes Regie-Werk "Manchester by the Sea" offenbarte 2016 einmal mehr das Können des New Yorkers. Das präzise inszenierte Drama brachte Lonergan einen Oscar für das beste Drehbuch ein. Hauptdarsteller Casey Affleck durfte für seine großartige Performance ebenfalls einen Oscar sowie den Golden Globe als bester Schauspieler entgegennehmen. Ein Jammer, dass "Manchester by the Sea" nach dem Kinostart über Jahre (bis 2024, Premiere beim RBB) nicht im deutschen Free-TV zu sehen war. Umso mehr sollten Film-Fans mit hohen Ansprüchen nun die Ausstrahlung bei ARTE im Blick haben. Alternativ ist das Drama auch für wenige Wochen in der Mediathek abrufbar.

Lee Chandler (Casey Affleck) arbeitet als Hausmeister in Boston; ziemlich leidenschaftslos kümmert er sich um die Anliegen der Bewohner. Sein Leben, das ist vor allem Routine und Gleichförmigkeit; hin und wieder besäuft er sich in der nächsten Bar. Als Lee die Nachricht erhält, dass sein Bruder Joe (Kyle Chandler) gestorben ist, muss er sein selbst gewähltes Schneckenhaus verlassen und zurück in seinen Heimatort Manchester-by-the-Sea, den er vor langer Zeit verlassen hat. Lee soll sich um seinen 16-jährigen Neffen Patrick (Lucas Hedges) kümmern, der sich in seiner Sturm-und-Drang-Phase befindet. Aber die Rückkehr an den Ort seiner Vergangenheit reißt bei Lee tiefe, alte Wunden auf, die ohnehin keine Chance auf Heilung haben. Erst recht nicht, als er seiner Ex-Frau Randi (Michelle Williams) begegnet ...

Abonniere doch jetzt unseren Newsletter.

Abonniere doch jetzt unseren Newsletter
Mit Anklicken des Anmeldebuttons willige ich ein, dass mir die teleschau GmbH den von mir ausgewählten Newsletter per E-Mail zusenden darf. Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und kann den Newsletter jederzeit kostenlos abbestellen.

Keine Aussicht auf Erlösung

Regisseur Lonergan, der auch das Drehbuch schrieb, lässt das Publikum lange darüber im Unklaren, was eigentlich passiert ist. Zunächst gilt sein Fokus seiner traumatisierten Hauptfigur, dessen Unbeholfenheit in manchen Situationen durchaus komisch ist. Was Lee zu dem gemacht hat, was er ist - das Drama seines Lebens, ausgelöst durch die Unaufmerksamkeit eines Augenblicks -, das erfährt man erst allmählich, in nicht chronologisch arrangierten Flashbacks, die wie Puzzleteile nach und nach ein ganzes Bild ergeben. Dadurch gelingt es dem Regisseur, über den ganzen Film Spannung und Anspannung zu halten. Eine Erlösung wird es nicht geben. Besonders deutlich wird dies in der Begegnung von Lee und Randi, die das Trauma der Vergangenheit für immer entzweit hat, aller Liebe zum Trotz.

Die Inszenierung dieser zutiefst menschlichen Erzählung erfolgt dabei nicht nur elliptisch, sondern mit einer dezidierten Beobachtungsgabe, die dokumentarisch anmutet. Auch wird hier niemals der moralische Zeigefinger erhoben oder mit dem Zaunpfahl gewunken, um Aufmerksamkeit und Verständnis einzufordern. Im Gegenteil: "Manchester by the Sea" ist ein leiser Film, der eine ergreifende Geschichte mit authentischen Figuren erzählt und peu à peu seine volle Wucht entfaltet.

Das könnte dir auch gefallen


Trending auf SWYRL