01.05.2025 von SWYRL/Marko Schlichting
Sie kennen sich schon lange, aber nicht intensiv. Doch Franz Müntefering, SPD-Urgestein und erster Vizekanzler unter Angela Merkel, hat sich eine Meinung über den wahrscheinlich neuen Bundeskanzler Friedrich Merz gebildet. Die ist nicht positiv, erfährt das ARD-Publikum bei Sandra Maischberger am Mittwochabend.
Der frühere SPD-Vorsitzende und Vizekanzler Franz Müntefering ist für klare Worte bekannt. Auch in seinem hohen Alter von 85 Jahren nimmt er kein Blatt vor den Mund. Deswegen hat ihn Sandra Maischberger am Mittwochabend in ihre Sendung eingeladen.
Müntefering wirkt ruhig an diesem Abend, man muss genau hinhören, um die kleinen Bosheiten zu erkennen. Wenn es zum Beispiel um eine SPD-Personalie geht, in diesem Fall um Saskia Esken. Die sei mitverantwortlich für das schlechte Abschneiden der Partei bei den Bundestagswahlen, kritisieren viele in der SPD. Ihr Landesverband hat sie nicht erneut für den Parteivorstand nominiert.
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Welche Rolle spielen "der Lars" und "die Esken" zukünftig in der SPD?
Nein, der Parteivorstand sei nun wirklich nicht schuld an den schlechten Wahlergebnissen, sagt Müntefering. Das sei "die Regierung Scholz" gewesen. Aber vor allem nicht "der Lars". So nennt er SPD-Chef Klingbeil. Und seine Co-Vorsitzende auch nicht, irgendwie.
Saskia Esken ist gemeint. Die Nennt Müntefering "die Esken". Die müsse auch eine Zukunft haben in der Partei, wenn sie überhaupt wolle. Im Kabinett zum Beispiel. Aber die SPD könnte ja vielleicht auch mit nur einer Parteispitze auskommen. Dass das bei einer Neuwahl des Führungspersonals nach Münteferings Ansicht nicht "die Esken" sein soll, steht in seinem Gesicht geschrieben.
Müntefering über Merz: "Ein Mensch, der manchmal leicht formuliert und aus sich herausgeht"
Ein gespaltenes Verhältnis scheint der Politprofi zu Friedrich Merz zu haben, der am Dienstag zum Bundeskanzler gewählt werden soll. Ex-Bundeskanzler Kohl habe Merz nicht in sein Kabinett geholt, Merkel auch nicht, erinnert Müntefering. Ob Merz ein guter Bundeskanzler wird? Franz Müntefering ist sich da nicht so sicher.
Aber er ist zuversichtlich: Merz sei lernfähig. "Ich halte ihn für einen Demokraten", sagt Müntefering. "Aber er ist ein Mensch, der manchmal leicht formuliert und aus sich herausgeht, wo andere noch einmal nachgedacht hätten. Aber er hat eine Reihe kluger Leute um sich geschart, und vielleicht kriegen sie es ja hin."
Jetzt gehe es darum, zu handeln. Wichtig sei, dass zwei demokratische Parteien eine Regierung miteinander bilden. Das habe das Wahlergebnis ermöglicht. "Das ist ein Erfolg, den sie aus der ganzen Situation geholt haben, und nun müssen sie da den Weg finden. Ich bin sicher: Sie haben einen Großteil davon in dem Koalitionsvertrag vordiskutiert. Aber da wird noch viel vom Bundestag zu leisten sein in den nächsten vier Jahren", betont Müntefering.