12.08.2025 von SWYRL/Susanne Bald
Heiraten, Kinder kriegen und den väterlichen Betrieb übernehmen: Das Leben der jungen Zimmerin Maria ist durchgeplant. Als sie den freigeistigen wandernden Handwerker Cem kennenlernt, beschließt sie, mit ihm auf die Walz zu gehen. Ronja Rath spielt die Hauptrolle in diesem neuen ARD-Freitagsfilm.
"Heute hier morgen dort, bin kaum da, muss ich fort", singt Hannes Wader in seinem wohl berühmtesten Lied. Ein Leben ohne feste Verpflichtungen, ohne sozialen oder familiären Druck, sich treiben lassen, im Hier und Jetzt - das ist Freiheit! Und so ziemlich das Gegenteil von Marias (Ronja Rath) Leben, das von ihrem alleinerziehenden Vater Volker (Oliver Stokowski) und ihrem Freund Steffen (Silas Breiding) längst in Stein gemeißelt zu sein scheint: Bald soll die Zimmerin den väterlichen Betrieb übernehmen, heiraten und Kinder kriegen. Bisher hat Maria das nicht weiter hinterfragt. Bis der Wandergeselle Cem (Sohel Altan Gol) eines Tages in der Schreinerei steht und Maria alles infrage stellen lässt. "Auf der Walz - Drei Jahre und ein Tag" ist am Freitagabend zur Primetime im Ersten zu sehen.
Er habe auf der Walz, die ihn unter anderem nach Indonesien, Peru und Marokko führte, viel gelernt, berichtet Cem Maria. Vor allem über die Menschen. Und: "Du bist keinem Rechenschaft schuldig, außer dir selbst." Vielleicht hätte sie das nach der Gesellenprüfung auch machen sollen, sinniert Maria. Sie könne es ja immer noch tun, meint Cem.
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"Am Ende wirst du nicht mehr der Mensch sein, der du heute bist"
Volker und Steffen sind schockiert, als Maria ihnen verkündet, dass sie auf die Walz gehen wird. "Ich kann so nicht weitermachen", erklärt sie sich. Man habe sie nie gefragt, ob sie dieses Leben eigentlich wolle. "Du bist auch nicht besser als deine Mutter", schleudert ihr Volker entgegen - das letzte Zünglein an der Waage. Vater und Tochter trennen sich im Streit, Maria folgt dem Altgesellen Cem auf seine Reise.
"Entweder du packst das oder nicht, aber am Ende wirst du nicht mehr der Mensch sein, der du heute bist", prophezeit "Tippelbruder" Cem Maria. Ohne Handy, ohne Geld, ohne festes Dach über dem Kopf, teils schwere körperliche Arbeit, drei Jahre und ein Tag. Ob sie weiß, auf was sie sich da einlässt?
Die Walz war bis ins 18. Jahrhundert hinein Pflicht für junge Handwerker. Gesellen sollten nach ihrer Lehrzeit unterwegs Erfahrungen sammeln. Mit der Industriellen Revolution verlor sie an Bedeutung, dennoch ist die Walz bis heute Tradition. Aktuell sind laut Schätzung zwischen 450 und 600 Menschen im deutschsprachigen Raum auf Walz. Darunter etwa zehn Prozent Frauen. Bis heute erkennt man sie an ihrer traditionellen Kluft, bestehend aus schwarzen Hosen, Westen und Hüten, weißen Hemden und geschwungenen Wanderstöcken.
Augenöffnende Begegnungen
Für die junge Maria wird die Walz vor allem eine Reise zu sich selbst, eine Befreiung und Emanzipation in der Männerwelt zu Hause und auf der Wanderschaft. Und es kommt unterwegs zu Begegnungen mit unterschiedlichsten Menschen, teils skurril, teils augenöffnend, teils herzerwärmend.
Ihre Figur Maria habe ihr gezeigt "wie wichtig es ist, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und nicht zu versuchen, nur den Erwartungen anderer gerecht zu werden", erzählt die sympathische Neuentdeckung Ronja Rath im ARD-Interview. "Ein Risiko einzugehen und aus seiner Komfortzone herauszukommen braucht viel Mut, aber bringt dir am Ende immer eine neue Erfahrung und lässt dich auch eine neue Version deiner Selbst entdecken." Gedreht wurde das meist gemütlich vor sich hinplätschernde Roadmovie in idyllischer Landschaft rund um Wien.