31.05.2025 von SWYRL/Eric Leimann
Die mit großem Aufwand entstandene Serie "Rise of the Raven" (Donnerstag, 5. Juni, MagentaTV) erzählt das abenteuerliche Leben des furchtlosen Feldherren Janos Hunyadi im mittelalterlichen Europa des 15. Jahrhunderts. Wer Schlachten, Hof-Intrigen und schöne Frauen liebt, ist hier richtig.
Der Rabe ist Serienfans mit Mittelalter-Faible bestens vertraut. "Send a Raven" hieß es in "Game of Thrones" in Situationen, wenn heutige Menschen eine Mail, WhatsApp oder Jüngere einen Snap versenden würden. Der Rabe, lateinisch Corvus, ist aber auch Spitzname und Wappentier des ungarischen Helden Janos Hunyadi. Die zehnteilige Serie "Rise of the Raven" (Donnerstag, 5. Juni, MagentaTV) erzählt das Leben jenes fruchtlosen Kämpfers und Feldherren, der vor allem dadurch bekannt wurde, dass er mit kleinen, aber schlagkräftigen Armeen immer wieder der Übermacht des nach Westen vorrückenden osmanischen Reiches trotzen konnte. Der durchtrainierte Ungar Gellért L. Kádár verkörpert den Titelhelden - einen Mann mit Muskeln aus Stahl, auch wenn es sich in der Realität um einen kleinwüchsigen, kräftig gebauten Mann mit rundlich-rosigen Wangen gehandelt haben soll.
Im üppigen internationalen Cast, bestehend aus 600 Schauspielenden und 100 Pferden, stechen zwei weibliche und eine männliche Rolle hervor: Janos' Ehefrau Erzsébet (Vivien Rujder), die ihrem Mann treu zur Seite steht und sogar kämpfen kann, ist eine von zwei Haupt-Protagonistinnen. Orientalisch wird es, wenn die Szenerie an den Hof des Sultans und zu Janos' erster Liebe Mara (Törőcsik Franciska) wechselt. Die Ungarin wurde aus politischen Gründen als Konkubine an den mächtigen Osmanen-Herrscher Murad II (Murathan Muslu) gegeben. In dessen Harem schwingt sich die kluge Strategin zur mächtigen Frau in Hintergrund auf.
Wer nun eine Serie auf "Game of Thrones"-Niveau, doch mit tatsächlich stattgefundener Geschichte erwartet, wird enttäuscht werden. Die Dialoge haben vor allem historische Erklär-Funktion, scheuen sich aber auch nicht, die eine oder andere politische Intrige und sexuelle Spielerei ziemlich heutig auszudefinieren. Zwischendurch gibt es viel Ausstattungs-TV, Kampf- und Schlachtenszenen sowie überraschend viel nackte weibliche Haut.
Modernes Qualitätsserien-TV ist "Rise of the Raven" nicht. Dennoch unterhält die Serie auf gewisse Art, was am körperlichen Einsatz der Darstellenden, wunderbar fiesen Bösewichten und vielen Massenszenen mit Pferden, Waffen und Muskeleinsatz liegt. Auch die Intrige kommt nicht zu kurz. "Rise of the Raven" wirft den Zuschauer in die spätmittelalterliche Welt Südosteuropas, in der große und kleinere Herrscher miteinander "dealen", sich bekämpfen und allerlei Strategie aus dem Hut zaubern. Es gibt ruchlose, verbotene Beziehungen, Erpressung, derbe Gewaltmenschen und romantische Liebe.
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60 Millionen Euro für 170 Drehtage
Die in einem ungarischen Writers Room entstandene Historienserie hat bisweilen den Sog eines Entertainment-Produktes, das sich selbst nicht bis ins Letzte ernst nimmt. Politisch unkorrekt ist die Serie auf jeden Fall, denn der "male gaze" auf weibliche Körper wird hier praktiziert, wie es wohl in keiner westeuropäischen oder amerikanischen Serie mehr möglich wäre. Und die Türken, Verzeihung: Osmanen? Werden bis auf den Sultan-Strategen als blutrünstige Reiter dargestellt, die rein als brutale Schlächter und Invasoren, nie als Menschen gezeigt werden. Helden-Männer sind indes langhaarig, mit Muskeln bepackt und agieren nach Möglichkeit mit freiem Oberkörper. Und die Frauen lüften schon mal ihr Kleid für die Hingabe hinterm Burggrabenbusch.
Gedreht wurde "Rise of the Raven" in neun Sprachen, neben Ungarisch und Deutsch auch auf Türkisch und Rumänisch. Für den aus Rumänien stammenden Regie-Veteranen Robert Dornhelm ("Das Sacher", "Vienna Blood") war es das erste Mal, dass er in seiner Muttersprache drehte.
Dass die Serie mit einem Budget von rund 60 Millionen Euro an mehr als 170 Drehtagen produziert wurde, sieht man ihr vor allem bei den Massenszenen und vielen Schauplatzwechseln an. Immer dann, wenn die Special Effects Städte, Schlösser und Burganlagen aus der Fernperspektive zaubern sollen, weist die Serie aber auch optische Schwächen auf.
Insgesamt kann man mit "Rise of the Raven" Spaß haben - wenn man historische Genauigkeit und Political Correctness für dieses "guilty pleasure" außer Acht lässt.