Ein Leben wie ein Skandalfilm
Alain Delon hatte ein bewegtes Leben. Seine Rollen schienen sich auch auf seine Welt zu übertragen: Er behielt stets den Ruf des schönen Bösen, des leidenschaftlichen Frauenhelden. Anlässlich seines ersten Todestags am 18. August präsentieren wir die Filme, die Frauen und die Skandale des großen französischen Filmstars.
© Andreas Rentz / Getty ImagesEinsam, aber preisgekürt
Er verkörperte die verwegene Erotik, man nannte ihn den französischen James Dean, eine männliche Brigitte Bardot. Im Alter aber war er der einsame Bohème. Immerhin ein preisdekorierter. Hier reckt Alain Delon im Jahr 2006 in München den "Lifetime Achievement Award" bei den Diva Awards empor. "Diva" passt überhaupt ganz gut als Motto - zumal mit Blick auf seine Frauen ...
© Jan Pitman / Getty ImagesDas deutsche Fräuleinwunder
Am berühmtesten ist Delons Liaison mit der blutjungen Romy Schneider. Bei den Dreharbeiten zu "Christine" (1958) lernte er das deutsche Fräuleinwunder ("Sissi") kennen und lieben.
© Keystone Features / Hulton Archive / Getty ImagesSie liebten und sie schlugen sich
Die Schöne und der Macho, hier im Jahr 1959 am Luganersee, waren fünf Jahre lang verlobt, sie liebten und sie schlugen sich. Nach der Trennung 1964 überlebte Romy Schneider nur knapp einen Suizidversuch. Als sie schließlich 1982 starb, soll Delon weinend an ihrem Totenbett gestanden haben. Es heißt, er hätte immer Bilder der schönen Toten in seinem Portemonnaie getragen.
© Keystone Features / Hulton Archive / Getty ImagesHeiße Küsse am "Swimmingpool"
Fünf Jahre nach ihrer Trennung standen Romy Schneider und Alain Delon für das Drama "Der Swimmingpool" (1969) gemeinsam vor der Kamera. Ein Klassiker des erotischen Kinos. Schon während ihrer Beziehung hatte es Gerüchte gegeben, der verwegene Starschauspieler nehme es mit der Treue nicht zu genau ...
© CLT-UFA InternationalEin unehelicher Sohn?
Anlass der Gerüchte war diese junge Dame: Noch während seiner Beziehung zu Romy Schneider soll Delon mit der deutschen Sängerin Nico ("The Velvet Underground And Nico") einen Sohn gezeugt haben. Delon dementierte das, dennoch wuchs der Junge, Ari Päffgen, bei Delons Eltern auf.
© Keystone / Getty ImagesEine glückliche Familie?
Nachdem Alain Delon Romy Schneider verlassen hatte, heiratete er 1964 die Schauspielerin Francine Canovas alias Nathalie Delon. Aus der Ehe ging ein Junge, Anthony Delon, hervor, aber auch diese Beziehung zerbrach. 1968 ließen sich die beiden scheiden.
© Keystone / Hulton Archive / Getty ImagesPlötzlich mordverdächtig!
Das Publikum liebte und fürchtete den smarten Star. Als sein Leibwächter und angeblicher Geliebter seiner Frau Nathalie, Stephan Marcovic, 1968 ermordet wurde, rätselte die Boulevardpresse um Delons Kontakte zur Unterwelt. Hier verlässt Delon eine Anhörung im Pariser Justizpalast zu dem ungeklärten Mordfall. Delons triumphale Miene verrät: Ihm konnte nichts nachgewiesen werden.
© Keystone / Getty ImagesSchon wieder eine Berufskollegin
Weniger skandalträchtig verlief Delons Beziehung zu seiner Schauspielkollegin Mireille Darc ("Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh"). 1968 wurden die beiden ein Paar ...
© Keystone / Getty Images16 Jahre Beziehung
... und blieben es bis 1984. Auch später pflegten die beiden ein manierliches Verhältnis. Immerhin erschienen sie 2009 gemeinsam zum Begräbnis des Produzenten Georges Cravenne.
© Pascal Le Segretain / Getty Images31 Jahre Altersunterschied
Als Alain Delon seine ersten Filmerfolge feierte, war das niederländische Model Rosalie van Breemen noch gar nicht geboren. Aber was bedeuten schon 31 Jahre Altersunterschied bei so viel Charisma? Zwischen 1987 und 2002 waren die beiden ein Paar. 2012 ließen sie sich noch mal gemeinsam bei der Pariser Fashion Week ablichten.
© Pascal Le Segretain / Getty ImagesWenn der Vater mit der Tochter ...
Zwei Kinder entstanden aus der Beziehung zu Rosalie van Breemen, eine Tochter und ein Sohn. Zum einen Anouchka, 1990 geboren, die ihren Vater hier im Jahr 2010 zu einer Filmpremiere in Cannes begleitet ...
© Pascal Le Segretain / Getty ImagesVererbtes Talent
... und zum anderen Alain-Fabien, 1994 geboren und heute vor allem als Model tätig. 2019 veröffentlichte er einen autobiografisch gefärbten Roman, in dem er auch mit seinem Vater abrechnet.
© Getty Images/Pascal Le SegretainEinsamer Schwerenöter
Die Gegenwart schöner Frauen genoss Alain Delon auch im hohen Alter gerne. Hier geht der Schauspieler auf Tuchfühlung zur frisch gekürten Schönheitskönigin von 2010, Laury Thilleman.
© Franck Prevel / Getty ImagesPolitische Anschauungen
Auch ob seiner politischen Anschauungen sorgte Delon für Aufsehen: Er outete sich früh als Verehrer des späteren Staatslenkers Charles de Gaulle. Später bekannte er Sympathien für den rechtspopulistischen Le-Pen-Clan. Dass Delon 2013 sehr charmant mit der sozialistischen Politikerin Aurelie Filippetti auf dem roten Teppich in Cannes posierte, ist folglich eine Betonung wert.
© Ian Gavan / Getty ImagesEnfant terrible
Was Alain Delon wohl in seiner Weltanschauung geprägt hat? Wahrscheinlich doch die Jugendjahre. Seine Eltern trennten sich, und er zog zu einer Pflegefamilie. Das Enfant terrible flog von sechs Schulen und landete schließlich, nach dem Tod der Zieheltern, auf dem Internat. Auch danach hielt der rebellische Jugendliche nicht viel von feinen Künsten: Er absolvierte eine Schlachterlehre.
© Keystone / Hulton Archive / Getty ImagesJunger Krieger
Nach der Lehre diente Delon in den Jahren 1953 und 1954 im Indochinakrieg als Fallschirmjäger. Vielleicht war es diese Zeit, die dem Schönen die Aura des Gefährlichen verlieh. Im Film "Sie fürchten weder Tod noch Teufel" (1966, das Foto entstand während einer Drehpause) schlüpfte Delon dann wieder in eine Soldatenuniform - zum Glück nicht in einem echten Krieg.
© Gianni Ferrari / Cover / Getty ImagesIn bester Gesellschaft
Rückblickend verklärte Delon seine Kriegsjahre zu der glücklichsten Zeit seines Lebens: "In einer einzigen Nacht habe ich dort die Gesetze des Dschungels und des Tötens gelernt und mich, mit der Waffe in der Hand, als richtiger Mann gefühlt", schwärmte Delon, der selbst prominente Freunde und Bewunderer hatte: Hier diniert er 1967 mit dem Musikerpaar Marianne Faithfull und Mick Jagger.
© Express / Hulton Archive / Getty Images"Rocco und seine Brüder"
"Rocco und seine Brüder" wurde 1960 in Italien zum kommerziellen Erfolg und für Alain Delon zum Sprungbrett für eine atemberaubende Karriere. Luchino Viscontis Drama erzählt von einer süditalienischen Familie, die in Mailand ein neues Leben sucht, dort aber in einem Strudel der Gewalt zu versinken droht.
© Studiocanal"Nur die Sonne war Zeuge"
Seine größten Rollen waren zwielichtige Figuren: 1960 verkörperte Alain Delon Tom Ripley in "Nur die Sonne war Zeuge", nach der Romanvorlage von Patricia Highsmith. Der Film war ein großer internationaler Erfolg.
© Hulton Archive / Getty ImagesDer Leopard (1963)
Luchino Viscontis Historiendrama "Der Leopard" (Bild) ist ein weiteres Highlight aus Delons früher Filmografie. In der bildgewaltigen Romanadaption spielt Delon einen jungen Prinzen im Italien des 19. Jahrhunderts (Szene mit Claudia Cardinale und Burt Lancester, rechts).
© 20th Century StudioDer eiskalte Engel, 1967
Eine von Delons größten Rollen war die des Auftragskillers Jeff Costello in "Der eiskalte Engel" (1967): Nachdem er einen Nachtclubbesitzer beseitigt hat, wird der Auftragskiller trotz eines Alibis zum Hauptverdächtigen. Als Costello erkennt, dass es keinen Ausweg mehr gibt, sucht er konsequent den Tod.
© Pathé"Asterix bei den Olympischen Spielen"
2008 spielte Alain Delon eine Rolle, die wie für ihn gemacht zu sein schien. In "Asterix bei den Olympischen Spielen" porträtierte er mit viel Selbstironie Julius Cäsar. Das Projekt war wohl nach seinem Geschmack. Im Interview ließ der Star verlauten: "Wenn ich einen letzten Film in meinem Leben, innerhalb meiner Karriere machen will, dann diesen."
© Constantin / Les Editions Albert René / Goscinny-UderzoGroße Ehre
2019 stand Delon dann noch einmal im Rampenlicht, um eine große Auszeichnung entgegenzunehmen: Bei den Filmfestspielen von Cannes wurde er in jenem Jahr für sein Lebenswerk geehrt. Der Preis wurde ihm von seiner Tochter Anouchka überreicht. Das Statement des Prämierten: "Es ist lange her, dass ich so viel geflennt habe."
© Getty Images/Eamonn M. McCormackKritik an Alain Delon
Gegen die Auszeichnung Alain Delons in Cannes hatte sich Widestand geregt. Kritiker warfen ihm unter Berufung auf seine früheren Äußerungen Rassismus, Homophobie und Frauenfeindlichkeit vor. Auf die Anschuldigungen nahm Delon bei seiner Dankesrede indirekt Bezug: "Man muss mit mir nicht einverstanden sein", sagte er. "Aber es gibt eine Sache, deren ich mir sicher bin, auf die ich stolz bin, wirklich nur eine, das ist meine Karriere."
© 2019 Getty Images/John PhillipsAlain Delon
Am 18. August starb Alain Delon im Alter von 88 Jahren, "friedlich in seinem Haus in Douchy" südlich von Paris, wie seine Kinder Alain-Fabien, Anouchka und Anthony meldeten. Damit ging einer der Größten des Kinos. "Alain Delon", kondolierte der französische Präsident Emmanuel Macron, "hat legendäre Rollen verkörpert und die Welt zum Träumen gebracht".
© 2019 Getty Images/John Phillips