Meine Freundin Volker - Mi. 14.05. - ARD: 20.15 Uhr

Ein modernes Drag-Märchen mit sehr viel Zuckerguss

11.05.2025 von SWYRL/Elisa Eberle

Dragqueen Vivan (Axel Milberg) wird Zeugin eines Mafiaanschlags und muss untertauchen: Als heterosexueller Volker kommt sie bei der Familie einer Grundschullehrerin unter. Deren Sohn Lukas (Bruno Thiel) sieht Volker bald als Vorbild ... "Meine Freundin Volker" erzählt eine Geschichte, die fast zu schön ist.

Der 17. Mai ist seit 2005 der internationale Jahrestag, an dem homo-, trans-, bi- und interesexuelle Menschen auf die Diskriminierung aufmerksam machen, die ihnen regelmäßig im Alltag widerfährt. Es ist kein Zufall, dass das Erste dieses Datum im Jahr 2023 für die Erstausstrahlung von der im Auftrag des NDR produzierten Komödie "Meine Freundin Volker" (Regie: Piotr J. Lewandowski) mit Axel Milberg in der Hauptrolle wählte. Im Hinblick auf Toleranz und Offenheit erzählt der Film von Julia Penner und Andreas Wrosch eine hoffnungsvolle Geschichte, die am Ende fast zu schön ist. Zwei Jahre später und abermals kurz vor dem Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie und -feindlichkeit wird der Fernsehfilm nun wiederholt.

Vivian Bernaise (Axel Milberg) ist der Star der Dragszene in St. Pauli. Ihre Auftritte in der Hamburger Donauwelle sind so berühmt, dass sie sogar auf ein Engagement in den USA hoffen kann. Vorher jedoch muss sie ihren Sponsor Anton (Jacob Matschenz) überzeugen. Leider hat Anton Beziehungen zu Mafia, und als Vivian Zeugin eines nächtlichen Überfalls wird, muss sie fliehen: Unter ihrem bürgerlichen Namen Volker Weinreich soll sie als Heteromann in der schleswig-holsteinischen Kleinstadt Itzehoe leben: "Das ist die perfekte Tarnung", meint Manager Georg (Carsten Strauch). Doch Vivian sieht es eher als "Vorhof zur Spießerhölle".

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Axel Milberg begeistert als Dragqueen

Als Grundschullehrerin Katja (Kim Riedle), die Volker ein Zimmer untervermietet, ihn im Korsett erwischt, reagiert sie kurz irritiert. Dann aber aber wittert die frisch getrennte Zweifachmutter ihre Chance: Als erfahrener Bühnenmensch könnte Volker ihr doch bei der Inszenierung des Schulmusicals helfen. Katjas Sohn Lukas (Bruno Thiel) ist begeistert: In Volker findet der Zehnjährige ein neues Vorbild.

Der kürzlich aus dem "Tatort"-Dienst geschiedene Axel Milberg ist zweifellos das größte Highlight des Films: Der Schauspieler, der in der ZDF-Reihe "Familie Bundschuh" mit Andrea Sawatzki eher als Spießer bekannt ist, beweist hier sein außergewöhnliches komödiantisches Talent: "Die Überzeichnung ist ein Element der Welt, in der Vivian sich bewegt", erklärt Milberg seine Rolle: "Ihre Über-Inszenierung ist gewiss auch eine Parodie, ein Riesenspaß und eine Huldigung an das Weibliche. Das habe ich gelernt: Übertreibe! Gehe in die Maßlosigkeit! Geschmack und Dezenz sind bürgerliche Tugenden, die hier fatal wären."

Der sichere Gang auf High Heels erfoderte viel Training von dem inzwischen 68-Jährigen. Am Ende konnte er aber sogar die zahlreichen echten Dragqueens, die als Statistinnen und Kleindarstellerinnen mitwirkten, begeistern. Ihrer "Performance in ihren eigenen Kostümen und ihrem eigenen Make-up" gilt im Abspann des Films der besondere Dank.

"Ein Familienfilm, der Mut machen soll"

Ein wenig schade ist, dass der Film letztlich über seine eigenen hohen Ansprüche stolpert: Der Handlungsstrang mit der Mafia hätte eine genauere Erklärung bedurft. So ist er letztlich nur ein Mittel zum Zweck. Schade ist auch, dass der Film die Diskussion und Ausräumung von Vorurteilen tunlichst vermeidet: Natürlich wünscht man jedem Jungen, der gerne die Prinzessin spielen möchte, dass er eine ebenso verständnisvolle Mutter und Lehrerin hat wie Lukas im Film. Die einzige Szene, in der Eltern Sorgen um ihre Kinder haben, wird vom Schulleiter (Helgi Schmid) jedoch geradezu absurd schnell beendet: "Wenn Frau Schulze zum Pilates muss, dann machen wir jetzt Schluss", sagt er bloß.

"Für mich ist 'Meine Freundin Volker' tatsächlich ein Familienfilm", sagt Filmautor Andreas Wrosch, "der jungen Menschen Mut machen soll, so zu sein, wie sie sind, zu sich selber zu stehen und damit nach außen zu gehen." Etwas weniger Zuckerguss und Märchenstaub wäre trotzdem schön gewesen.

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