28.04.2025 von SWYRL/Susanne Bald
Zwei Jugendliche werden Zeugen eines Dreifachmordes und werden entdeckt. Fortan macht der unbekannte Täter Jagd auf die Jungen, die Polizei vermutet derweil einen Bandenkrieg. Packender, etwas überladener Vierteiler nach norwegischem Vorbild, starbesetzt unter anderem mit Nicolette Krebitz und Lucas Gregorowicz.
Es beginnt zunächst wie eine leichte Coming-of-Age-Geschichte: Jan (Philip Günsch) und Lukas (Marven Gabriel Suarez-Brinkert) rauschen unbeschwert mit ihren Mountainbikes durch das Voralpenland rund um Bayrischzell. Sie sind 16, und sie sind verliebt. Doch die Idylle wird sich schon bald in einen Höllenschlund verwandeln für die beiden Teenager. Alle vier Folgen der atemlosen ARD-Thrillerserie "Die Augenzeugen" werden am Samstagabend am Stück ausgestrahlt.
Nach einem nächtlichen Schäferstündchen in einer Waldhütte beobachten Jan und Lukas, wie drei Mitglieder der Rockerbande "Balkan Barbarians" einen gefesselten Mann aus dem Kofferraum ziehen. Doch er kann sich befreien, schnappt sich eine Pistole und tötet seine Entführer - gezielt, schnell, professionell. Er entdeckt die Fahrräder der Jungs, geht mit gezogener Waffe auf die Hütte zu und zielt. Jan und Lukas entkommen in letzter Sekunde, jedoch nicht bevor der Killer ihre Gesichter sehen konnte.
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Jede Menge Heimlichkeiten
Jan könnte nun seine Tante Helen Severing (Nicolette Krebitz) einweihen, mit der er zusammenlebt. Sie ist seit Kurzem Chefin der hiesigen Mordkommission und war vorher in München beim Dezernat für organisierte Kriminalität. Doch Lukas überredet Jan, zu schweigen. Niemand soll erfahren, was sie in der Hütte getan haben.
Während der Killer fortan nach den Augenzeugen sucht, übernimmt Helen die Ermittlungen. Aus München wird ihre Nachfolgerin Corinna Will (Lana Cooper) hinzugezogen. Zunächst, wie das immer so ist im Krimi, knirscht es zwischen ihnen. Bis auch noch die Tochter des Mafiabosses Fontana (Michele Cuciuffo) ermordet aufgefunden wird: "Ne 17-Jährige ist tot, wir sollten zusammenarbeiten", schlägt Helen vor. "Wir müssen ja keine Freunde werden." Die Frauen sind sich sicher: In München ist ein Bandenkrieg zwischen den "Balkan Barbarians" unter Franjo Pranjic (Shenja Lacher) und Fontanas Leuten ausgebrochen, es scheint um Drogengeschäfte zu gehen. Die Luft brennt - und die Zeit läuft.
Was derweil nur die Zuschauerinnen und Zuschauer wissen: Der Killer hatte nicht nur eine Affäre mit der jungen Francesca Fontana, er ist auch ihr Mörder. Aber wer ist dieser Mann, den Lucas Gregorowicz hier so ungewohnt abgebrüht wie erschreckend überzeugend verkörpert? Was man erfährt, ist dass er offenbar ein Doppelleben führt. Er hat eine Frau hat und eine Tochter, die, wie es der Zufall so will, mit Jan und Lukas in eine Klasse geht ...
Die Serie hat ein norwegisches Vorbild
"Die Augenzeugen" ist eine Adaption der norwegischen Serie "Øyevitne - Eyewitness" von 2014, die bereits in den USA, Rumänien und Frankreich neu verfilmt wurde. Für das Drehbuch zeichnen Jens-Frederik Otto, Anil Kizilbuga und Michael Vershinin verantwortlich, Regie führte Anna-Katharina Maier. Sie und Hauptdarstellerin Nicolette Krebitz arbeiteten bereits bei den Fernsehfilmen "Trauung mit Hindernissen" (2018) und "Eltern mit Hindernissen" (2020) zusammen. Diese Erfahrung habe sie "zusammengeschweißt", verrät die Schauspielerin.
Als die Dreharbeiten begannen, seien die Bücher noch nicht fertig gewesen, ihre Figur Helen entwickelte sich auf dem Weg. So sei ihr, so Krebitz, anfangs auch nicht bewusst gewesen, welche Traurigkeit Helen in sich trägt. Ansehen kann das Publikum sie ihr von Anfang an. Doch von der Familientragödie, die dahintersteckt, erfährt man erst nach und nach.
Bandenkrieg, Drogen, Korruption, Mord, Familiendramen und mittendrin zwei verliebte Jungs: Ganz schön was los in der Miniserie, die viele gute Ansätze mitbringt und eigentlich mehr als nur vier 45-minütige Folgen bräuchte. So wirkt sie leider arg überfrachtet, die ständig neuen Informationen überfahren einen geradezu: Jemand hat die Jungs beim Sex in der Hütte gefilmt, nun werden sie auch noch erpresst. Lukas' Vater steckt mit den Rockern unter einer Decke, und er ist nicht der einzige, der Dreck am Stecken hat: Stellenweise sollte man nicht einmal blinzeln, sonst droht man etwas zu verpassen.
Für einen Riesenknaller, in mehrfacher Hinsicht, sorgt das Ende der zweiten Folge. Da sitzt man, bei allem vermeintlichen Vorwissen, tatsächlich kurz mit offenem Mund vor dem Bildschirm.