23.10.2025 von SWYRL/Eric Leimann
Dass es in deutschen Großstädten bei der Wohnungsvergabe mithin fies zugeht, ist kein Geheimnis: hohe Mieten, fragwürdige Verträge, Gentrifizierung. Die Doku "ARD Story: Crashkurs für Immobilienhaie" schickt Schauspieler Matthias Matschke als Undercover-Fiesling zu Geschäftemachern und Wohnungssuchenden.
Die 45 Minuten lange "ARD Story: Crashkurs für Immobilienhaie" ist eine ungewöhnliche Dokumentation, denn sie arbeitet mit den Mitteln der Satire und Mockumentary. Matthias Matschke spielt einen Immobilienhai in Ausbildung. Die Doku von Melanie Stucke und Gesine Enwaldt begleitet ihn bei der Wohnungsvergabe und dem Streben nach noch mehr Gewinnchancen - vor allem auf dem immer heftiger umkämpften Wohnungsmarkt Berlins. Zu Beginn der Doku wird der bei Darmstadt aufgewachsene Matthias Matschke ("Professor T.") in einen Mann mittleren Alters mit Gelfrisur, Hornbrille und starkem südhessischen Dialekt verwandelt.
Mit versteckter Kamera bewegt sich der erfundene Wohnraum-Hai fortan durch die Grauzonen des städtischen Immobilienmarktes - investigativ, entlarvend und sehr komisch. Er besucht Seminare und "Ausbilder", die ihm die richtigen Tricks beibringen, wie man beim Vermieten richtig Asche macht. Man begleitet ihn allerdings auch als Fake-Makler mit kaum tragbaren Vermietungsangeboten, bei denen sich echte Mietinteressenten dennoch mit gequältem Lächeln der Tristesse stellen. Dabei lernt man beim Zusehen Tricks der Wohnraum-Optimierung. Große Zimmer beispielsweise nützen dem Vermieter kaum. Wer einen größeren Raum in mehrere kleine Zellen verwandelt, kann - bei Vermietungen an WGs - deutlich mehr Kasse machen.
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Goldene Zukunft als Wohnraum-Abzocker?
Die von Matschke erfundene Fake-Persona bewegt sich auf ihrem Weg durch den städtischen Immobilien-Dschungel stets haarscharf an der Grenze zur Parodie. Dennoch agiert sie dabei so messerscharf präzise, dass man bei diesem Schauspiel nicht wegsehen kann. Und das trotz der Fremdscham vor allem bei Begegnungen mit armen Mietinteressenten, die für einen auf zwei Jahre befristeten Mietvertrag für eine heruntergekommene Mini-Wohnung mit Klo auf dem Flur noch die Renovierungskosten tragen und sich am besten selbst eine Dusche einbauen sollen.
Andererseits sind auch jene Immobilien-Hai-Seminare, die Selbständigen in spe der Marke Matschke eine goldene Zukunft als Wohnraum-Abzocker in rosaroten Farben vermitteln, fast schon Realsatire pur. Dass es auf dem Großstadt-Wohnungsmarkt mit hohen Mieten, fragwürdigen Verträgen und Gentrifizierung mithin heftig zugeht, ist kein Geheimnis. Andererseits vermittelt die originelle Machart dieser Mockumentary-Doku noch mal einen frischen Blick auf die Materie. Sehr erfrischend, lustig und lehrreich ist sie, diese "ARD Story" aus dem Hause SWR.



