"The Iris Affair" auf WOW

"Fluch der Karibik"-Star über eigene Abhängigkeit: "Mein Gedächtnis ist an mein Telefon ausgelagert"

25.10.2025 von SWYRL/Rachel Kasuch

Wie viel Macht hat künstliche Intelligenz? Die Thrillerserie "The Iris Affair" zeichnet ein gefährliches Bild. Hauptdarsteller Tom Hollander spricht im Interview über seine eigene Beziehung zu Technologie und blickt besorgt in die Zukunft.

Florenz, Sonne, enge Gassen - und mittendrin eine Verfolgungsjagd, die weniger mit Blut als mit Algorithmen zu tun hat. In "The Iris Affair" (zu sehen auf Sky Atlantic & WOW) spielt Tom Hollander (58) den Tech-Visionär Cameron Beck, einen Mann, der zwischen Genie und Größenwahn taumelt. "Am Anfang sah es so aus, als wäre er ein klassischer Schurke", erzählt Hollander im Gespräch mit der Agentur teleschau. "Das war nicht so reizvoll. Doch Neil Cross - der Schöpfer von 'Luther' - wollte etwas viel Nuancierteres. Diese Ambivalenz fand ich spannend."

Beck ist charismatisch, brillant und gefährlich - ein Mann, der mit künstlicher Intelligenz das Denken der Welt verändern will. Als die geniale Rätsellöserin Iris Nixon (Niamh Algar) das Potenzial seiner Technologie erkennt und die Aktivierungscodes stiehlt, beginnt eine Jagd quer durch Italien.

Für Hollander ist Beck kein Monster, sondern ein Spiegel unserer Zeit: "Er ist zerrissen. Er glaubt, etwas Großes zu schaffen, und merkt erst spät, dass er etwas entfesselt, das sich nicht mehr kontrollieren lässt."

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Tom Hollander kann sich ein Leben ohne Smartphone "heute kaum vorstellen"

Während die Serie ethische Fragen rund um KI und Verantwortung verhandelt, spricht Hollander im teleschau-Interview erstaunlich offen über die eigene digitale Abhängigkeit. "Ich habe fast 40 Jahre ohne Smartphone gelebt - und kann mir heute kaum vorstellen, wie das war", sagt er. "Mein Gedächtnis ist an mein Telefon ausgelagert. Wir haben uns in einen Zustand gebracht, in dem wir ohne Technologie gar nicht mehr funktionieren."

Dann wird er nachdenklich - und fast politisch: "Ich frage mich, ob irgendwann eine Krise kommt, eine Art Aufstand gegen all das", überlegt Hollander. "Aber im Moment passiert das Gegenteil: Der Aktienmarkt wächst, die Menschen werden reich. Der einzige reale Wert in Rentenfonds liegt derzeit in KI-Unternehmen, die sich in einer riesigen Blase befinden. Das ist beängstigend. Selbst wenn wir sagen würden: 'Schluss mit AI, Schluss mit Nvidia' (weltweit führender Anbieter von KI-Computing, d.Red.) - es gäbe einen gewaltigen Crash. Wir sind in einem Zustand gefangen, aus dem es kein Zurück gibt."

Rolle in "The Iris Affair" war "ungewohnt, aber sehr befreiend" für Tom Hollander

Diese Ambivalenz spiegelt sich auch in seiner Figur. Beck ist kein typischer Bösewicht, sondern ein Mann im Dauer-Krisenmodus. "Während des Drehs war ich ständig im Kampf-oder-Flucht-Zustand", erzählt Hollander. "Es gibt nichts in Camerons Leben, das ich für mich übernehmen möchte - außer vielleicht das Gegenteil: Ruhe, Zufriedenheit, ein stilles Leben als buddhistischer Eremit."

Nach intensiven Rollen wie Truman Capote in "Feud" empfand er es als Befreiung, diesmal niemanden imitieren zu müssen. "Ich durfte einfach ich selbst sein", sagt Hollander. "Keine Stimme, kein fremdes Gesicht - nur meine eigenen Reaktionen. Das war ungewohnt, aber sehr befreiend."

Auch der Drehort habe den Schauspieler begeistert. "Italien ist wie ein eigener Charakter", schwärmt Hollander. "Voll von Denkmälern menschlicher Genialität - und ihrer Zerstörung. Diese Kulisse spiegelt das Thema perfekt: Fortschritt und Ruinen liegen eng beieinander."

Tom Hollander: "Wir wollen alles verstehen und beherrschen"

Autor Neil Cross, bekannt für seine psychologisch dichten Thriller, experimentierte laut Hollander bis zuletzt mit Struktur und Rhythmus. "Er ist im Schnitt sehr stark, fast schon rücksichtslos mit seinem eigenen Drehbuch", sagt er. "Er sucht nach der klarsten Form, selbst wenn er ganze Stränge opfern muss."

Am Ende bleibt von Hollanders Cameron Beck weniger der skrupellose Unternehmer als der warnende Gedanke: Was, wenn die Maschinen gar nicht die Bedrohung sind - sondern unsere eigene Gier nach Kontrolle? "Wir wollen alles verstehen und beherrschen", sagt Hollander. "Vielleicht ist genau das unser größter Fehler."

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