Kriminelle Clans in Deutschland - Di. 01.07. - ZDF: 20.15 Uhr

"Das ist Wahnsinn, man glaubt es kaum": Wie kriminelle Clans den Staat unterwandern

27.06.2025 von SWYRL/Maximilian Haase

Drogen, Villen, Geld und Macht: Kriminelle Clans treten nicht mehr nur in Metropolen, sondern im ganzen Land in Erscheinung. Was können Staat und Polizei dagegen ausrichten? Eine ZDF-Doku zeigt, wie sich das Netz der Clans bis in die Behörden spinnt.

Sie kontrollieren das Drogengeschäft, kaufen Immobilien im großen Stil und scheinen ihre Hinterleute fast überall zu haben: Kriminelle Clans bestimmen hierzulande immer wieder die Schlagzeilen. Wer jedoch glaubt, dass sie ausschließlich in Metropolregionen wie Berlin, Bremen und dem Ruhrgebiet aktiv sind, wird nun in einer ZDF-Doku eines Besseren belehrt: Clanstrukturen herrschen inzwischen in der gesamten Bundesrepublik - vom Drogenhandel in der niedersächsischen Provinz bis zu den Villen für die Bosse in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Nicht nur das: Das organisierte Verbrechen scheint bis in staatliche Behörden zu reichen, wie der Film "Kriminelle Clans in Deutschland" aufdeckt, der dabei eine Antwort auf die wichtigste Frage sucht: "Ist der Staat machtlos?".

Filmemacher Arnd Piechottka und sein Team zeigen anhand exklusiver Recherchen, wie die Clans ihre gigantischen Drogenverkäufe organisieren, illegal riesige Vermögen anhäufen und auf diese Weise immer mächtiger werden. Insider-Interviews sollen belegen, wie sie "ein Netz aus Abhängigkeiten bis hinein in den Sicherheitsapparat" spinnen.

Ungesehene Einblicke liefern Gesprächspartner aus den Reihen derjenigen, die die Straftaten eigentlich verhindern und aufklären sollen: "Es herrscht auch bei der Polizei auf manchen Dienststellen Verzweiflung", berichtet ein erfahrener LKA-Ermittler über die Unterwanderung staatlicher Behörden: "Immer wenn wir große Telefonüberwachungsverfahren hatten, sind immer wieder Polizisten in diese Verfahren hineingefallen. Das ist Wahnsinn, man glaubt es kaum."

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"Man geht am nächsten Tag ganz anders in den Dienst"

Wie involviert die Strafverfolger in Clanstrukturen sind, zeigen aktuelle Ermittlungen gegen mehrere Polizeibeamte. Sie sollen in einem Clan-Brennpunkt gegen hunderttausende Euro Bargeld und Luxusartikel interne Informationen weitergegeben und Drogenhandel gedeckt haben. Für Kolleginnen und Kollegen im Dienst bedeute das permanente Alarmbereitschaft. "Solche Dinge treffen einen ins Mark", beschreibt ein Beamter die Belastung: "Man geht am nächsten Tag ganz anders in den Dienst, weil man große Angst hat, dass sich der Kollege gegenüber oder die Kollegin im Nachbarbüro ebenfalls hat kaufen lassen - und man dadurch möglicherweise in große Gefahr geraten kann." Wer dem Rechtsstaat dienen soll, so suggerieren die Recherchen, lebt mit der Unsicherheit, ob er von innen heraus sabotiert wird.

Zu Wort kommen im Film auch Insider aus den Clanfamilien selbst - und die fördern Erstaunliches zutage: Beispielsweise die angeblichen Verbindungen der Clans in die Zollbehörden, die eigentlich dafür zuständig sind, die kriminell erwirtschaftete Gelder wieder einzuziehen: "Wer den Zoll in der Hand hat, kann fast machen, was er will. Das ist das Tor für viele Geschäfte", wird ein Mann im Interview zitiert.

Einzelfälle oder systemisches Problem?

Geld gegen Loyalität, Einfluss durch Erpressbarkeit. So lautet das Muster nicht nur in den staatlichen Behörden, sondern auch in der Privatwirtschaft, wie die ZDF-Dokumentation illustriert. Die Mechanismen der Korruption sind bekannt, anders ist jedoch die Art, wie Clanstrukturen sie nutzen: "Das ist für die Korruptionsforschung ein relativ neuer Bereich, weil das, was Clans entwickelt haben, wie sie Korruption für ihre kriminellen Ziele nutzen, eine Kombination aus verschiedenen Methoden ist, die wir in den Jahren zuvor so vielleicht noch gar nicht gesehen haben", erklärt Karin Holloch von Transparency International Deutschland im ZDF-Interview. Was können Maßnahmen wie Razzien dagegen bewirken?

Bleibt eine entscheidende Frage, die die Reportage ebenfalls aufgreift: Handelt es sich um Einzelfälle und Ausnahmen - oder sind sie Ausdruck eines tiefgreifenden, systemischen Problems?

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