18.07.2025 von SWYRL/Hans Czerny
Der Schlager, ein deutsches Phänomen, was zum Mittanzen und Mitsingen, ist nun mal nicht totzukriegen. Neuerdings feiert er gar fröhliche Urständ', wenn Helene Fischer oder Roland Kaiser in Riesenhallen vor Tausenden singen. Aber auch TV-Rückblicke, wie jetzt wieder im ZDF, sind dauerhaft beliebt.
Eigentlich schon seit den 60er-Jahren, als die Pop-Musik und ihre Hits den deutschen "Schlager" abzulösen begannen, ist das Wort ziemlich verpönt - eher was zum Naserümpfen. Blickt man aber auf die Chartshows der 60er- und 70er-Jahre, wird man eines Besseren belehrt. Die Leute hatten Freude am Schlager, am Mitsingen, Mitgrölen, Mittanzen. Und wahr ist: Der Schlager ging nie unter, sei es als gefühlvolle Schnulze, Marke Heino oder Mireille Mathieu, sei es als deutscher Rock à la Lindenberg.
Die Terra X-Rückblende "Deutschland, deine Schlager. 1945 bis 1979", die das ZDF nun als Wiederholung zurück ins Programm bringt, blickt zurück auf eine Zeit, in der sich der Schlager von ollen Kamellen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit befreite. Mit Faschingsliedern - "Wer soll das bezahlen?" - und den "Caprifischern" begann's, die Sehnsucht der Deutschen nach der Ferne war groß, so groß wie der Wunsch, sich aus der Vergangenheit wegzuträumen. "Junge, komm bald wieder", sang Freddy Quinn und Caterina Valente "Ganz Paris träumt von der Liebe".
Weil Schlager aber auch Zeitgeschichte widerspiegeln, rückt in der ZDF-Dokumentation das Verhältnis zwischen Deutschland-West und -Ost in den Mittelpunkt. Es gab, so lernt man, einen Austausch der Labels, die der Mauerbau jäh beendete. Geradezu tragisch, dass fast zeitgleich die englischsprachige Popmusik aufkam und den Schlager zu verdrängen drohte. In der DDR wurden englische Texte sogar verboten. Doch Stars wie Udo Jürgens, Howard Carpendale, Mary Roos oder Wencke Myhre setzten sich durch - nicht zuletzt wegen der guten alten "ZDF-Hitparade", die noch immer genügend Stoff für Nostalgie-Lektionen liefert.