Donna Leon - Stille Wasser - Mi. 09.07. - ARD: 20.15 Uhr

Arrivederci, Commissario!

06.07.2025 von SWYRL/Wilfried Geldner

Seit 2003 spielte Uwe Kockisch 22-mal Commissario Brunetti. 2019 war allerdings Schluss mit der Krimireihe. Nun wiederholt das Erste den abschließenden Fall zur besten Sendezeit.

Da wird man jetzt doch ein paar Krokodilstränen verdrücken dürfen: Die Folge "Stille Wasser" war der letzte Fall für Commissario Brunetti. Schade drum, werden die einen sagen, denen schon beim Schwenk über die Lagune zum schrillen André-Rieu-Walzer das Herz aufging. Viele Zuschauer erinnern sich gerne an die Krimireihe mit den schönen Bildern aus dem Süden. Nicht umsonst werden die "Donna Leon"-Filme so gerne wiederholt. 2019 verabschiedete sich Guido Brunetti, seit 2003 in 22 Folgen von Uwe Kockisch mit der Mühsal und der Würde eines von Gesetzesübertretern geplagten Kommissars gespielt, vom TV-Bildschirm. Nun zeigt das Erste seinen letzten Krimi zur besten Sendezeit noch einmal.

Die Handlung der - wegen der zahlreichen Venedig-Perspekiven - als "touristischer Krimi" gebrandmarkten Reihe, in der sämtliche Rollen deutsche Schauspieler spielten, war nicht immer zum Bersten mit Spannung erfüllt. Aber es gab auch immer wieder aufregende Motive: Falsche Familienerben, die Korruption alteingesessener Familien und Umweltskandale spielten eine wichtige Rolle in der dem Untergang geweihten Stadt auf den Pfählen. Doch die Stärke der Reihe lag ja im Comichaften, im Spiel mit Prototypen und Klischees.

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Ein kranker Kommissar und ein Umweltskandal

Im 26. und letzten Fall muss sich der beurlaubte Brunetti unentwegt seiner Herzkrankheit erwehren. Nur anfänglich geht es ihm wirklich gut, weil er sich auf Vermittlung seiner Frau Paola (Julia Jäger) in einer idyllisch gelegenen Privatpension auf der Gemüseinsel Sant' Erasmo vor Venedig einquartiert hat, um Erholung zu finden. Doch die Idylle wird gestört, als ein heimischer Bienenzüchter neben seinem gekenterten Boot tot im Wasser liegt. Weil viele tote Bienen in ihren Stöcken liegen, ist sehr bald klar, dass alles auf Pestizide und einen Umweltskandal hinauslaufen wird. Wie der aber, weit zurückliegend, zustande kam, das zu entschlüsseln, ist dann doch eher eine mühsame Geschichte um einen Großkonzern, der petrochemischen Giftabfall gesetzwidrig entsorgte.

Nicht zuletzt, weil Kockisch die Krankheit des vom Dienst freigestellten Kommissars mit höchstem Einfühlungsvermögen zu spielen sucht und ihn die Umgebung, vom freundlichen Sergente bis hin zur mahnenden Kardiologin, immer aufs Neue daran erinnert, dass er sich schonen müsse, schleppt sich dieser letzte Fall arg dahin. Das alles trotz schönster Venedig-Bilder zu Wasser und aus der Luft, diesmal auch mit viel Grün in den Gärten. Ein unspektakulärer Abgang, einmal mehr inszeniert von Sigi Rothemund, der auch fast alle anderen Filme solide und wiedererkennbar drehte.

Zum Ende der Krimi-Reihe hatte sich die Produktionsfirma UFA Fiction und ARD Degeto bei allen Beteiligten herzlich bedankt, allerdings auch zu den Gründen geschwiegen. An der mittlerweile 82-jährigen Donna Leon kann es eigentlich nicht gelegen haben: Nach dem Roman "Stille Wasser" (2017) sind bislang sieben weitere Romane erschienen, zuletzt "Feuerprobe" im Jahr 2024. Inzwischen arbeitet die US-amerikanisch-schweizerische Schriftstellerin an einem 34. Fall. Keinen der Filme, bis auf einen vor sehr langer Zeit, hat sie je gesehen und beschieden, dass es "eine andere Art der Unterhaltung" sei, von der sie nichts verstehe. Von Beginn an habe sie sich deshalb in die Produktionen nicht eingemischt. Wie ihre Bücher wurden auch die Filme in Italien nicht verbreitet. "Sehr deutsch" und "sehr erfolgreich" nannte sie die Autorin. Ein durchaus sibyllinisches Lob.

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