17.09.2025 von SWYRL/Eric Leimann
Zum zweiten Mal ermittelt Philipp Hochmair als Polizei-Aussteiger und Musikstar Lukas Geier in den Bad Gasteiner Alpen. Im top besetzten "Der Geier - Freund oder Feind" treffen kurioserweise zwei "Tatort"-Kommissare in undurchsichtigen Rollen aufeinander: Mark Waschke und Wotan Wilke Möhring.
Zwei Kriminalromane von Andrea Di Stefano mit Lukas Geier als Helden wurden bisher veröffentlicht. Darin wird ein Ex-Polizist und Hobby-Musiker, der seiner Arbeit füs Zeugenschutzprogramm nach seinem Überraschungs-Superhit "Tutto Bene" den Rücken kehrte, wiederholt ins alte Leben zurückgezogen. Sprich: Er muss wieder Fälle lösen. Während die Bücher am Lago Maggiore spielen und italienisches Flair verbreiten, wurden die Verfilmungen in die österreichischen Alpen verlegt: ins dekadent morbide Bad Gastein.
In der Nähe des geschichtsschweren Urlaubsortes hat sich Lukas Geier (Philipp Hochmair) in ein rustikales Landhaus zurückgezogen. Hier gibt er sich seinem Teufelsakkordion, dicken Rauchwaren und der Einsamkeit hin. In der Nähe seiner Behausung wird jedoch ein toter Mann gefunden. Offensichtlich war er hinter Roland Büttner (Mark Waschke) her, dem Chefkiller der kalabrischen Mafia, von dem es heißt, dass er nun reumütig die Seiten wechseln will. Auch, weil er selbst auf einer Todesliste stünde.
Geier, der früher beim LKA München arbeitete, bekommt die lokale Kommissarin Franziska Conte (Julia Koch, bereits aus Film eins bekannt) sowie Rebecca Wohlfahrt (Lilja van der Zwaag) als Helferinnen zur Seite gestellt. Instruktionen erhält das Trio von einer älteren Kollegin (Jutta Speidel), die den Geier konspirativ im Bad Gasteiner Parkhaus "brieft". Seine Aufgabe ist es, herauszufinden, ob Büttner es ernst meint, und er tatsächlich im großen Stil auspacken will. Dafür wird der Mafioso zum Intensiv-Verhör in Geiers Haus gebracht. Gleichzeitig befindet sich noch ein weiterer Fremder in der Region, der offenbar nicht nur Urlaub machen will: Investor Valentin Seeliger (Wotan Wilke Möhring) stellt sich bei Lukas' Freundin und Hotelbetreiberin Lara Schnee (Patricia Aulitzky) vor. Will der Mann das Haus oder Herz von Lukas' halbplantonischer Freundin erobern? Oder was hat er sonst vor?
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Fehlende Ruhe für die Akkordeon-Meditation
Weil "Der Geier" eine Ko-Produktion von ORF und ZDF ist, hat man die Handlung nach Österreich verlagert. So können die Figuren immerhin Deutsch sprechen. Auch die Besetzung stimmt. Sie als hochkarätig zu bezeichnen, wäre fast noch untertrieben. Immerhin trifft der hochenergetische österreichische Schauspielstar Philipp Hochmair ("Die Wannseekonferenz", "Blind ermittelt") auf die beiden hauptamtlichen deutschen "Tatort"-Kommissare Mark Waschke (Berlin) und Wotan Wilke Möhring (Hamburg). Fun Fact: Beide dürfen in der ZDF-Primetime ausnahmsweise in maximal ambivalenten Rollen antreten, was das Gut-Böse-Schema betrifft. Das filmische Ergebnis ist allerdings nur halb so berauschend wie die manchmal kurz eingeblendeten wilden Musik-Sessions des Geiers. Sowohl als Krimi betrachtet wie auch in Sachen nachvollziehbare Figuren hat das alpine Thriller-Produkt Luft nach oben.
Man könnte die Geschichten des Geiers (Drehbuch: Dirk Eisfeld, Regie: Florian Baxmeyer) wohlwollend als Larger-than-Life-Krimis bezeichnen oder die tollkühnen Plot-Konstruktionen der Fälle nüchterner als Mumpitz abtun. Wen jedoch fehlende Plausibilität nicht weiter stört, kann sich hier an schönen Alpen-Landschaften und prominenten Schauspiel-Gesichtern sattsehen.
Die Originalbücher, bisher gibt es das 2020 erschienene "Tutto Bene" und den Nachfolger "Buona Notte" (2024), ernteten übrigens viel positive Kritik. "Ein Krimi wie ein Rocksong: Leise Töne, harte Riff", urteilte die 3sat-"Kulturzeit" und der Bayerische Rundfunk vermerkte: "Genreliteratur vom Feinsten! Der seltene Fall eines guten Lokalkrimis". Letzteres, also das Örtliche, kommt in der TV-Version ein bisschen zu kurz. Die sehr groß gedachten Geschichte des Geiers, der ja eigentlich nur Ruhe für seine Akkordeon-Meditation sucht, könnten überall und nirgends spielen.