17.09.2025 von SWYRL
Schauspielerin Ulrike C. Tscharre spricht anlässlich der neuen ARD-Krankenhausreihe "David und Goliath" offen über Missstände im Gesundheitssystem. Sie kritisiert Ärztemangel, Bürokratie und Überlastung.
Charmant und dennoch ernst im Ton: Schauspielerin Ulrike C. Tscharre meldet sich anlässlich der neuen ARD-Medical-Reihe "David und Goliath" (Mittwoch, 24. September, 20.15 Uhr, im Ersten, bereits ab 17. September in der Mediathek) zu Wort und spart dabei nicht mit Kritik. Die 53-Jährige spricht im Interview mit der Agentur teleschau offen über ihre Sicht auf die Zustände in Kliniken und Praxen. Zwar gesteht sie, sie selbst "war noch nie als Patientin im Krankenhaus", doch dank intensiver Recherchen für die Serie habe sie durchaus einen Eindruck, was hinter den Kulissen los ist. Ihr ernüchterndes Fazit: "Ich kenne viele Ärzte, die ihre Praxis aufgeben, weil sie in diesem System nicht mehr arbeiten wollen."
Unter anderem sagt Tscharre im teleschau-Interview: "Auch zwei junge Männer aus der Pflege, die ich neulich kennengelernt habe, haben voller Enthusiasmus angefangen - und machen jetzt etwas anderes." Die Männer hätten den "Druck und die ständige Zeitnot nicht mehr ausgehalten", verrät Tscharre. Für die Schauspielerin ist dieser Zustand "wirklich tragisch".
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"Eine unhaltbare Situation"
Auch privat habe sie die Folgen des Ärztemangels am eigenen Leib verspürt. Nach ihrem Umzug von Berlin aufs Land brauchte sie sage und schreibe "ein Jahr", um einen neuen Hausarzt zu finden, verriet Tscharre. Nur über den Kontakt einer Bekannten klappte es schließlich. "Alle anderen Ärzte fahren wir weiterhin in Berlin an, weil es hier im ländlichen Raum kaum welche gibt - oder sie nehmen niemanden mehr auf. Das ist doch eigentlich eine unhaltbare Situation. Und das in Deutschland."
Deutlich zeigt sie dabei mit dem Finger auf die Politik: "Es braucht mehr Anreize für Ärzte und deutlich weniger Bürokratie. Ein Zahnarzt sollte sich um seine Patienten kümmern und nicht acht Seiten Papier für eine Füllung ausfüllen müssen. Politisch läuft da viel schief."
"In der Realität hakt es an allen Ecken"
Auch über die geplante Pflicht zu einem ersten Gang zum Hausarzt, bevor man einen Facharzt sehen darf, kann die Schauspielerin nur den Kopf schütteln. "Das klingt erst einmal sinnvoll, aber wie schwierig wird das auf dem Land sein, wo man kaum einen Hausarzt findet? Wie lange sollen Betroffene denn da auf einen Facharzttermin warten? Es wird viel versprochen, aber in der Realität hakt es an allen Ecken."
Und welche Rolle spielt eine Serie wie "David und Goliath" in der hitzigen Debatte um das Gesundheitssystem? Tscharre hofft bei aller Kritik auch auf mehr Verständnis beim Publikum: "Viele sind enttäuscht, weil niemand richtig Zeit für sie hat oder sie sich allein gelassen fühlen. Aber wir dürfen nicht vergessen: Auch die Arbeitnehmenden sind dort oft verunsichert, mit großem Gesprächsbedarf. Und wenn es hakt, liegt das nicht an fehlendem Willen, sondern oft an Überlastung." Mit einem klaren Appell schließt sie: "Vielleicht hilft es, zu sehen: Auch das Klinikpersonal kämpft - und meint es nicht böse, wenn die Zeit fehlt."