12.06.2025 von SWYRL/Marina Birner
Eine neue Umstyling-Show, in der es nicht nur um Optik gehen soll? Der ehemalige "GZSZ"-Star Susan Sideropoulos erklärt im Interview, worin sich "That's My Style" (ZDF) von anderen Beauty-Formaten unterscheidet und wie sie es im Laufe ihrer Karriere schaffte, ein positives Körperbild zu etablieren. Davor warnt sie.
Mode ist eine Momentaufnahme eines ständigen Veränderungsprozesses: So lautet eine von vielen Definitionen des Begriffs. Dass Mode aber nicht nur Ausdruck von Trends ist, weiß auch Schauspielerin Susan Sideropoulos. Der ehemalige "GZSZ"-Star kleidet sich gerne farbenfroh, schminkt sich aber lieber dezent. Warum sich die selbstbewusste 44-Jährige lange nicht mit ihrer modebewussten Rolle Verena Koch aus der beliebten RTL-Daily identifizieren konnte, verrät sie im Interview zum Start der neuen Umstyling-Show "That's My Style". Als Moderatorin des Formats zeigt die zweifache Mutter, dass jeder neue Look auch neue Verhaltens- und Denkmuster etabliert. Sie begleitet Menschen auf dem Weg zu einem neuen, positiven Körpergefühl. Ab 15. Juni verwandelt Susan Sideropoulos das ZDF an sechs Sonntagnachmittagen gegen 15 Uhr in eine Bühne für Mode, Mut und emotionale Geschichten. Im Interview spricht sie über ihre Rolle als Gastgeberin. Sie erklärt, wie sie selbst persönliche Krisen meistert und warum Typveränderungen oft viel mehr sind als nur neue Kleidung. Die erste Folge ist schon ab Freitag, 13. Juni, in der ZDFmediathek zu sehen.
teleschau: Abseits der Kameras - gibt es die private Susan Sideropoulos auch mal ungeschminkt in Jogginghose?
Susan Sideropoulos: Wer mich kennt, weiß, dass ich fast immer ungeschminkt bin. So fühle ich mich einfach am wohlsten. Wobei: Ich liebe es ebenso, Lippenstift aufzutragen. Ein bisschen Farbe, am liebsten ein knalliges Rot, und schon bin ich startklar, fühle mich lebendig, wach und frisch. Und meine Fingernägel sind eigentlich auch immer bunt lackiert. Bei der Kleidung bin ich eher pragmatisch, sportlich, jedoch bunt. Ich besitze nur drei schwarze Kleidungsstücke. Am liebsten sind mir Sachen in Neon, auch mal verspielt mit Herzchen, Blumen oder Glitzer.
teleschau: Inwiefern nahm die Show 'That's My Style' Einfluss auf Sie - auch in modischen Belangen?
Sideropoulos: Ich fühlte mich immer sehr gut beraten. Trotzdem blieb ich bei der Wahl meiner Outfits als Moderatorin immer meiner Linie treu. Ich bin sowieso alles andere als eine Fashionista - und shoppen finde ich eigentlich ganz schrecklich. Online shoppen mag ich noch weniger als durch die Läden zu bummeln. Da vertraue ich nur auf einen kleinen Laden in meiner Heimatstadt Berlin, in dem ich mehr oder weniger alles finde und gut beraten werde. Trotz der offensichtlichen Widersprüche bin ich genau die Richtige für diesen Job bei 'That's My Style'.
teleschau: Weil Sie einen nüchternen Blick auf Mode haben?
Sideropoulos: Nicht unbedingt. Mir und den Machern geht es vor allem um die Persönlichkeiten, die hinter dem Format stehen. Es geht um mehr als Styling. Wir stellen uns gemeinsam den Herausforderungen der Teilnehmenden. Ich begleite sie auf einer intensiven Reise und erfahre dabei so viele berührende Geschichten. Alles dreht sich um die Selbstwahrnehmung und die Frage: Wie kann jeder seine Persönlichkeit so kleiden, dass andere sie auch wahrnehmen?
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"Wir wollen mit Glaubenssätzen aufräumen, die sich in manchen Köpfen festgesetzt haben"
teleschau: Welche Rolle spielt Mode für das eigene Körperbild?
Sideropoulos: Die Mode spielt dabei eine sehr große Rolle. Viele trauen sich einfach nicht, ihre Persönlichkeit nach außen zu tragen. Mode hat also auch etwas mit Mut zu tun. Wir wollen mit Glaubenssätzen aufräumen, die sich in manchen Köpfen festgesetzt haben. Zum Beispiel: 'In meinem Alter darf ich das nicht mehr tragen' oder 'Wenn ich schlank aussehen will, muss ich immer schwarz tragen'. Wir wollen zeigen, dass Mode auch Spaß machen kann, dass Mode ein Spiegel der Seele sein kann. Wir dürfen nur nicht vergessen: Mode ist so individuell wie jeder Mensch, nicht alles gilt für jeden.
teleschau: Ihre Sendung ist also nicht nur für Frauen gedacht?
Sideropoulos: Das stimmt. Wir hatten alle möglichen Leute dabei. Tolle Männer, Frauen jeden Alters, von 20 bis 75. "That's My Style" ist sehr vielseitig.
teleschau: Wer oder was berührte Sie besonders?
Sideropoulos: Viele haben mich berührt. Eine Frau erzählte, dass sie von ihrem Bruder angemeldet wurde, weil er sich wünschte, dass sie sich auch optisch in den Schmetterling verwandelt, der sie als Mensch ist. Sie wollte sich nicht mehr hinter ihrer Kleidung verstecken. Eine andere Kandidatin kam mit leuchtenden Augen und sagte: "Ich weiß, ich stehe hier ganz in Schwarz - aber mein Herz ist bunt." Wir halfen ihr, es zu zeigen.
"Ein richtiges Körpergefühl bekam ich erst durch meine beiden Schwangerschaften"
teleschau: Spürten Sie auch schon den Druck, einem gewissen Schönheitsideal entsprechen zu müssen - wo Sie schon so lange im Rampenlicht stehen?
Sideropoulos: Auf jeden Fall. Schließlich stehe ich seit meinem 20. Lebensjahr vor der Kamera. Die ersten zehn Jahre fühlte ich mich definitiv nicht so wohl in meiner Haut. Durch 'GZSZ' war ich in der Fernsehlandschaft sehr präsent, in meiner Rolle sehr sexy, mit vielen Dates, war auch in Unterwäsche zu sehen. Ich fühlte mich aber nicht so sexy wie meine Figur, die ich darstellte. Ich dachte immer, ich hätte ein paar Kilo zu viel. Das Fernsehen macht einen immer dicker, als man ist. Das täuscht die Wahrnehmung. Ein richtiges Körpergefühl bekam ich erst durch meine beiden Schwangerschaften.
teleschau: Genau das, womit die meisten Frauen während und vor allem nach der Geburt ihrer Kinder Probleme haben ...
Sideropoulos: Ja, bei mir war es umgekehrt. Ich habe mich nie besser gefühlt als während meiner beiden Schwangerschaften. Ich nahm jeweils nur neun Kilo zu, war fit und konnte weiter Sport treiben. Dazu muss ich sagen, dass ich auch traumhafte Schwangerschaften erleben durfte. Das ist leider nicht jeder Frau vergönnt. Durch das Stillen entwickelte ich automatisch ein intuitives Essverhalten, das ich vorher nie hatte. Ich war wie befreit. Das hält Gott sei Dank bis heute an. Natürlich zweifelt jede Frau zeitweise an sich - auch ich habe immer wieder Momente, in denen ich mich weniger wohl in meiner Haut fühle. Aber ich bin mir bewusst, dass wir alle Wahrnehmungsstörungen haben.
teleschau: Eine harte Anschuldigung ...
Sideropoulos: Nein, ich meine: Wir Frauen sind Expertinnen darin, uns auf das zu konzentrieren, was uns an unserem Körper stört. Dabei übersehen wir leider alles, was gut an uns ist. In meinem Fall sind das meine Beine und mein Po im Vergleich zu meiner schmalen Taille und meinem flachen Bauch. In meiner ganzen Karriere hat noch nie jemand gesagt, ich hätte dicke Beine, der Fokus lag immer auf meiner schmalen Taille. Doch wir selbst sehen oft nur unser vermeintliches Defizit. Wenn ich Frauen mit schönen Beinen ohne Cellulite sehe, haben sie vielleicht ein Doppelkinn oder einen dicken Bauch. Das sehe ich nicht. Ich sehe nur diese tollen Beine an einer anderen Frau. Und so sind wir veranlagt.
"Unsere Generation darf sich mehr bewusst werden, dass Schönheit definitiv von innen kommt"
teleschau: Woher rührt das?
Sideropoulos: Das hat wahrscheinlich auch viel mit Social Media zu tun. Wobei: Wir waren nie wirklich frei davon. Das war bei mir schon so, als Social Media für mich noch keine Rolle gespielt hat. Aber heute haben wir noch mehr Projektionsfläche. Es ist eine Tatsache, dass wir eine verschobene Wahrnehmung haben. Ein Selfie weicht einfach zu sehr von unserem Spiegelbild ab. Außerdem sind wir alle zu sehr an Filter gewöhnt. Wir können und müssen verstehen, dass niemand so aussieht wie auf einem stark bearbeiteten Foto. Deshalb benutze ich nur selten Filter, zeige mich auch online oft ungeschminkt und versuche, aus dem Moment heraus zu posten.
teleschau: Was half Ihnen im Laufe der Jahre, ein positives Selbstbild zu entwickeln?
Sideropoulos: Ich bin schon lange nicht mehr nur in der Fernsehbranche unterwegs, sondern beschäftige mich auch intensiv mit dem Thema persönliche Entwicklung und Reflexion. Meine Coachingausbildung hilft mir dabei sehr. Unsere Generation darf sich mehr bewusst werden, dass Schönheit definitiv von innen kommt. Das ist eine Floskel, aber es stimmt. Im Reality-TV kann man das Phänomen gut beobachten. In diesen Formaten tauchen so viele Menschen auf, die auf den ersten Blick schön sind. Und nach jeder Folge denkt man: Wow. So viele Intrigen und Lästereien - das macht die Menschen einfach hässlich. Aber dieses Phänomen funktioniert eben auch umgekehrt. Immer wieder spannend zu beobachten ...
"Alles ist möglich, wenn man bereit ist, an sich zu arbeiten"
teleschau: Welche Werte sind Ihnen in Bezug auf Schönheitswahn im Umgang mit ihren Kindern wichtig?
Sideropoulos: Aufklärung ist mir sehr wichtig. Ich habe zwei Jungs, da treten Themen wie Schönheitswahn mehr in den Hintergrund, als es wahrscheinlich bei Mädchen der Fall ist. Trotzdem spielt das Thema 'sich mit anderen vergleichen' eine große Rolle. Vor allem, weil meine beiden Jungs fast gleich alt sind. Da geht es immer darum, wer größer ist, wer stärker ist und so weiter. Deshalb muss ich sehr darauf achten, dass wir offen über Empathie und Selbstwahrnehmung sprechen. Ich sage immer: Alles ist möglich, wenn man bereit ist, an sich zu arbeiten.
teleschau: Und das leben auch Sie Ihren Kindern vor?
Sideropoulos: Ja, ich versuche und liebe es, Glaubenssätze zu überdenken und anzuwenden. "Setze die rosarote Brille auf" ist ein Satz, den ich bei uns zu Hause etablierte. Damit meine ich, sich auf die Möglichkeiten zu konzentrieren und nach Lösungen zu suchen. Es geht vor allem darum, dankbar zu sein für das, was wir haben - egal, wie düster es gerade ist.
teleschau: Es scheint, als sprechen Sie da aus Erfahrung.
Sideropoulos: Ja, ich wurde mit dieser Einstellung mein Leben lang oft als naiv abgestempelt. Aber das nehme ich meinem Gegenüber nicht mehr übel. Denn in meiner Welt gibt es nun mal keine schlechten Menschen. In meiner Welt sind alle von Natur aus erstmal gut. Ich kenne keine schlechten Menschen.
teleschau: Auch keine Hater im Netz?
Sideropoulos: Wenn ich sage, dass es keine bösen Menschen gibt, dann meine ich damit, dass wir beispielsweise bei Hasskommentaren immer an die Geschichte dahinter denken dürfen: Menschen, die neidisch oder hinterhältig sind, haben immer einen Grund, warum sie so geworden sind. Ihnen grundsätzlich mit Empathie zu begegnen, hilft mir, mit der blinden Wut und dem Frust im Netz umzugehen. "Was Hans über Peter sagt - sagt mehr über Hans als über Peter." Meine Devise ist, den Menschen in meinem direkten sozialen Umfeld einen pauschalen Vertrauensvorschuss zu geben, um nicht selbst unter der Negativität zu leiden. Oft baut mein Gegenüber dann im persönlichen Kontakt keine Mauern auf. So ziehe ich mehr Positives als Negatives an. Alle Menschen sind von Natur aus auf der Suche nach Anerkennung und Liebe - das dürfen wir nicht vergessen.
"Wenn ich mit mir im Reinen bin, kann auch mein Gegenüber davon profitieren"
teleschau: So viel Optimismus in einer so turbulenten Zeit ...
Sideropoulos: Ja, da kommt mir mein zweites Credo in den Sinn, nach dem ich lebe. Wir dürfen die Gleichzeitigkeit mehr wahrnehmen. Bei so viel Grausamkeit und kollektiver Frustration um uns herum dürfen wir immer auch das Gute da draußen sehen und schätzen. Bei all der Scheiße, die in letzter Zeit passiert ist, haben wir ein bisschen verlernt, die schönen Dinge wahrzunehmen. Mit meinen Büchern möchte ich Hilfe zur Selbsthilfe geben.
teleschau: So wie Sie es auch im Rahmen der Show tun?
Sideropoulos: Ja, genau. Wenn ich mit mir im Reinen bin, kann auch mein Gegenüber davon profitieren. Diesen Ansatz kann ich auf die Show übertragen. Es geht viel tiefer als nur um ein radikales Umstyling. Wir grenzen uns von Shows ab, in denen niemand die Person wiedererkennt, weil teilweise sogar Schönheitsoperationen vorgenommen wurden. Auch wenn sich am Charakter trotz des Umstylings zunächst nichts ändert, kommt eine selbstbewusstere Version der Teilnehmenden heraus. Denn es wurde nicht nur am Aussehen geschraubt, sondern auch am Selbstwertgefühl.
teleschau: Die Sendung vermittelt obendrein auch Hintergrundinfos zu Materialien. Ist Fast Fashion Thema?
Sideropoulos: Es geht schon in Richtung nachhaltiges Denken, nachhaltige Mode, wenn ich mir anschaue, wer die Designer sind. Es ist keine radikale Fairtrade-Styling-Show. Aber es findet viel Aufklärung statt. Wo kommt das Leder her, was ist die Geschichte der Jeans, wann ist der Trenchcoat entstanden - wir vermitteln viel Wissen und sprechen über nachhaltiges Einkaufen. Heutzutage ist es wichtig, vor allem auf zeitlose Mode zu setzen und langlebige Materialien in den Kleiderschrank zu hängen.
teleschau: Wir könnten also einen kritischen Blick in Ihren Kleiderschrank werfen?
Sideropoulos: Ja, ich achte darauf, was und vor allem wie viel ich kaufe. Meinen Konsum zu reduzieren ist mein persönlicher Beitrag zur Gesellschaft. Das entspricht grundsätzlich meiner Lebensphilosophie. Ich lebe auch seit 28 Jahren vegetarisch. Bewusster zu leben ist für mich wichtig, um zufrieden zu sein.
"Ich bin froh, dass ich mich nie habe verbiegen lassen"
teleschau: Bei all Ihren Standbeinen und Ihrer Verantwortung ist Zufriedenheit ein großes Wort. Wofür schlägt Ihr Herz wirklich: Schauspielerei, Schriftstellerei, Moderation?
Sideropoulos: Ich kann nicht sagen, wofür mein Herz am meisten schlägt - das ist schlichtweg unmöglich. Ich bin unendlich dankbar, dass ich in meinem Leben so viele unterschiedliche Wege gehen darf und mich nie habe verbiegen lassen von Stimmen, die mich in eine Schublade stecken wollten. 'Bist du jetzt das oder das?' - Nein, ich bin all das, und genau das ist das Wunderbare daran. Natürlich hat das Schreiben als Autorin eine besondere Tiefe für mich, weil ich darin meine Inhalte transportieren kann - genauso wie über Social Media.
teleschau: Also sind Sie obendrein auch noch Influencerin.
Sideropoulos: Ich sage oft: Ich bin 'Sinfluencerin', und das meine ich auch so. Dort kann ich etwas bewegen, und das erfüllt mich sehr. Moderatorin sein zu dürfen, gerade in Formaten wie 'That's My Style', ist ein Geschenk - genauso wie das Schauspiel, in dem ich mich auf ganz andere Weise ausdrücken kann. Mein Podcast 'LieblingsFrauen' liegt mir ebenfalls sehr am Herzen. Und Mama zu sein ist sowieso das Größte. Ebenso Freundinnen zu haben und eine zu sein. Alles in allem: Ich bin sehr dankbar!