Jane-Austen-Wissen für Angeber
Mehr als 200 Jahre sind inzwischen seit Jane Austens Tod vergangen, doch die Werke der großen britischen Schriftstellerin erfreuen sich noch immer großer Beliebtheit. Die neue BBC-Serie "Miss Austen" (ab 18. September auf Arte) ist dafür ein weiterer Beleg. Das Drama wird aus der Perspektive von Austens Schwester Cassandra erzählt und beleuchtet eine bislang wenig bekannte Facette im Leben der Autorin. Unter diesem Motto steht auch unsere Galerie: Was Sie vielleicht noch nicht über Jane Austen wussten.
© Hulton Archive/Getty ImagesA wie Anonym
Dass Jane Austen hinter Romanen wie "Emma" und "Stolz und Vorurteil" steckte, erfuhren ihre Leser erst nach ihrem Tod. All ihre Werke veröffentlichte die Schriftstellerin, die in "Geliebte Jane" von Anne Hathaway verkörpert wurde, mit der Angabe "Von einer Lady". Einer ihrer sechs Brüder war es, der das Geheimnis schließlich lüftete.
© 2007 Concorde Filmverleih GmbHB wie BBC
Seit 1938 verfilmt die BBC in schöner Regelmäßigkeit die Werke Austens. Wer als echter Kenner durchgehen will, sollte im Gespräch mit Austen-Jüngern also unbedingt fallen lassen, dass die beste Verfilmung von "Stolz und Vorurteil" selbstverständlich der BBC-Sechsteiler von 1995 mit Jennifer Ehle und Colin Firth ist. Isso.
© KSMC wie Clueless
Wie gemein: Millionen Teenager in aller Welt wurden 1995 hinterrücks mit klassischer Literatur konfrontiert. Die shopping-süchtige Cher, die Alicia Silverstone in der Komödie "Clueless - Was sonst!" (1995) spielte, war nämlich nichts anderes als eine moderne Ausgabe von Jane Austens Möchtegern-Ehestifterin Emma aus dem gleichnamigen Roman.
© UniversalD wie dämliche Hüte
Bad-Hair-Day? Zu Jane Austens Zeiten kein Problem: Draußen trugen die Frauen sowieso Hüte und sobald sie verheiratet waren, auch drinnen eine Haube - so war lange vor der Erfindung von Facebook der Beziehungsstatus auf einen Blick ablesbar. (Szenenbild: "Sinn und Sinnlichkeit", 1995)
© SonyE wie Elizabeth Bennet
Welche Figur von Jane Austen die berühmteste ist, muss nicht lang diskutiert werden: Es ist eindeutig die selbstbewusste Elizabeth Bennet, die es sich in "Stolz und Vorurteil" ganz rebellisch in den Kopf gesetzt hat, wenn überhaupt dann nur aus Liebe zu heiraten. Die Geschichte, wie sie letztlich zu Mr. Darcy fand, wurde bereits mehrfach verfilmt - zuletzt mit Keira Knightley (Bild), die für ihre Leistung 2006 eine Oscar-Nominierung erhielt.
© UniversalF wie Fitzwilliam
Falls es bei "Wer wird Millionär?" mal gefragt werden sollte: Mr. Darcy, also quasi Mr. Right aus "Stolz und Vorurteil" (2005 gespielt von Matthew Macfadyen), heißt mit Vornamen Fitzwilliam. Und schon wundert man sich nicht mehr, warum er nur Mr. Darcy genannt wird.
© UniversalG wie Groupies
"Janeites" und "Austenites", wie sich die Fans von Jane Austen inzwischen nennen, gab es schon zu Lebzeiten der Schriftstellerin. George IV. (Bild), der damalige Prinzregent und spätere König Englands, zählte dazu. Die Bewunderung war einseitig: Austen verachtete den Monarchen, weil er seine ungeliebte Frau Caroline so schlecht behandelte. Trotzdem widmete sie ihm ihren Roman "Emma" - wohl auf Anraten ihres Verlegers.
© Martin McNeil/Getty Images for Mayor of London's OfficeH wie Hater
Längst nicht jeder war Fan von Jane Austens Werken. Schriftsteller Mark Twain, der 18 Jahre nach Austens Tod das Licht der Welt erblickte, formulierte einst über die Autorin: "Jedes Mal, wenn ich 'Stolz und Vorurteil' lese, will ich sie ausgraben und ihr ihr eigenes Schlüsselbein über den Schädel ziehen." Andererseits räumte der "Tom Sawyer"-Autor ein, "Stolz und Vorurteil" wiederholt gelesen zu haben.
© Hulton Archive/Getty ImagesI wie Ironie
Streng genommen geht es in Jane-Austen-Romanen nur um eines: Wer bekommt am Ende wen? Oder doch nicht? "Wenn dies alles wäre, würde heute kein Mensch mehr Jane Austen lesen", widersprach Übersetzerin Andrea Ott einmal in der "AZ": "Ihre Qualität ist die Sprache, die feine Ironie". Die kam auf der Leinwand bisher am besten in "Love & Friendship" mit Kate Beckinsale (rechts) und Chloë Sevigny zur Geltung.
© KSM / Churchill ProductionsJ wie Jane Eyre
Eine junge, mittellose Frau findet über Umwege doch noch ihr Glück mit dem Mann ihrer Träume. Ja, rein theoretisch würde "Jane Eyre" prima ins Austen'sche Schema passen. Doch der Roman erschien erst 30 Jahre nach ihrem Tod - verfasst von Charlotte Brontë. Die die Bücher von Jane Austen übrigens leidenschaftlich und ganz offenkundig hasste.
© Tobis / UniversalK wie Kutschen
So wie es heutzutage Kombis, Cabrios und SUVs gibt, gab es zu Jane Austens Zeiten die unterschiedlichsten Ausführungen von Kutschen. Kleiner Crash-Kurs: Eine Landaulette ist eine zweispännige, vierrädrige Reisekutsche für zwei Personen plus Kutscher. In einem Landauer ist hingegen für vier Mitfahrer Platz. Den kleinen, zweiachsigen Phaëton lenkt der Herr oder die Dame selbst, ebenso die einachsige Curricle. Gerngeschehen.
© KSML wie Lady Susan
"Lady Susan" ist der einzige Roman von Jane Austen, der bislang nur ein einziges Mal verfilmt wurde - und dann auch noch unter einem anderen Titel: "Love & Friendship" nannte Whit Stillman 2016 seinen wunderbar scharfzüngigen Kinofilm über die durchtriebene Witwe Lady Susan, die von Kate Beckinsale grandios gespielt wird.
© KSM / Churchill ProductionsM wie Martin Scorsese
Ist Martin Scorseses Mafiadrama "GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia" insgeheim eine "etwas" blutige, freie Adaption von Jane Austens "Mansfield Park"? Natürlich nicht! Dennoch wird das Gerücht, das Humorist Craig Brown 2008 im "Telegraph" in die Welt setzte, auf manchen Internetseiten für bare Münze genommen.
© 2019 Getty Images/Vittorio Zunino CelottoN wie Northanger Abbey
"Northanger Abbey" zählt zu den weniger bekannten Jane-Austen-Romanen - was auch daran liegen könnte, dass die Schauerroman-Satire bislang nur zweimal und nur fürs Fernsehen verfilmt wurde. Die Hauptdarstellerin aus der jüngeren Version von 2007 (Bild) kennen Sie aus einem anderen Erzählkosmos: Als Jyn Erso klaute Felicity Jones (zweite von links) in "Rogue One: A Star Wars Story" in einer weit, weit entfernten Galaxie die Baupläne für den Todesstern.
© PBSO wie Oscar
Oscars gewinnt man mit Jane-Austen-Adaptionen eher selten. Neben Emma Thompson, die 1996 für ihr Drehbuch zu "Sinn und Sinnlichkeit" ausgezeichnet wurde, würdigte die Academy bislang nur die Ausstatter von "Stolz und Vorurteil" (1940) und die Kostümdesignerin von "Emma" (1995).
© SonyP wie Pfarrer
Pfarrer gehören zu Jane-Austen-Romanen wie Musikzimmer und Hauben - immerhin war die Schriftstellerin selbst Tochter eines Pfarrers. Sympathieträger waren "ihre" Pfarrer trotzdem nicht zwangsläufig. Bestes Beispiel: Der aufgeblasene Mr. Collins, den Tom Hollander 2005 in "Stolz und Vorurteil" herrlich kriecherisch spielte.
© 2005 Universal StudiosQ wie Queen Elizabeth II.
Was haben Queen Elizabeth II. und Jane Austen gemeinsam? Eine Banknote! Anlässlich ihres 200. Todestages wurde Jane Austens Gesicht 2017 auf die Zehn-Pfund-Note gedruckt. Auf der anderen Seite prangte weiterhin das Porträt der Queen.
© Chris Ratcliffe - Pool/Getty ImagesR wie Rückzieher
Geheiratet hat Jane Austen nie, verlobt war sie aber - für eine Nacht: Am 2. Dezember 1802 nahm sie den Antrag des sechs Jahre jüngeren Harris Bigg-Wither an und löste die Verlobung am Folgetag. Warum genau, ist nicht bekannt, Austens Nichte jedoch beschrieb den Abgewiesenen als "plump" und "ungehobelt". Szene aus "Sinn und Sinnlichkeit" mit Emma Thompson und Hugh Grant.
© SonyS wie Sklaverei
Dass sie in ihren Büchern nie die Napoleonischen Kriege erwähnte, die zu ihrer Zeit tobten, brachte Jane Austen den Ruf einer unpolitischen Schriftstellerin ein. In "Mansfield Park" jedoch spielt die Autorin mal mehr, mal weniger deutlich auf die Sklaverei an, die im Britischen Empire erst 1833, 16 Jahre nach Austens Tod, abgeschafft wurde.
© Rischgitz/Getty ImagesT wie Tom Lefroy
Mit 20 flirtete Jane Austen heftig mit dem Iren Tom Lefroy, der in ihrer Nachbarschaft wohnte. Seine Familie schickte ihn fort, bevor mehr aus seiner Romanze mit der armen Pfarrerstochter werden konnte. Die meisten Briefe über die Liebelei ihrer berühmten Schwester wurden von Cassandra Austen vor ihrem Tod verbrannt oder zensiert, der Film "Geliebte Jane" mit Anne Hathaway und James McAvoy das verhindertes Liebespaar ist also größtenteils Fiktion.
© 2007 Concorde Filmverleih GmbHU wie Überredung
Wie auch "Northanger Abbey" wurde "Überredung" erst 1817 nach dem Tod Jane Austens veröffentlicht. Auch der letzte vollständige Roman der Britin wurde bereits mehrfach verfilmt, zuletzt gleichnamig von Netflix. In dem Drama spielt Dakota Johnson (Bild) die junge Adlige Anne Elliot, die nach mehreren Jahren dem Mann begegnet, dem sie einst den Laufpass gegeben hatte, weil die Beziehung nicht standesgemäß war.
© Netflix / Nick WallV wie Vorbild
Die unabhängige Lady Susan und die kokette Mary Crawford in "Mansfield Park" sollen ein reales Vorbild in Jane Austens Familie haben: Eliza de Feuillide (Bild). Die 14 Jahre ältere Cousine Austens, die ihre Jugend in Frankreich und Indien verbrachte, zog 1790 zurück nach England und eroberte mit ihrer Art nach eigener Aussage "dutzende Herzen" - auch das ihrer jüngeren Cousine, die ihr das Frühwerk "Love and Freindship" [sic] widmete.
© WikipediaW wie Wortneuschöpfung
Um 40 neue Worte bereicherte Jane Austen die englische Sprache laut Oxford English Dictionary, Oxford-Professorin Charlotte Brewer zufolge sogar um über 300: So war die Schriftstellerin die Erste, die in einem Roman etwa die Worte door-bell (Türklingel), double-bed (Doppelbett) und - Achtung, Sportfreunde - base ball verwendete. (Szenenbild "Geliebte Jane")
© 2007 Concorde Filmverleih GmbHX wie x-mal verfilmt
Mehr als 30 direkte Verfilmungen der sechs Romane Jane Austens kennt Wikipedia. Hinzu kommen etwa genauso viele "freiere" Adaptionen, vom tamilischen "Sinn und Sinnlichkeit"-Musicalfilm "Kandukondain Kandukondain" bis zur romantischen Freizeitpark-Komödie "Austenland" (Szenenbild).
© 2013 Sony Pictures Releasing GmbHY wie YouTube
Altmodisch und verstaubt? Von wegen: Jane Austen wurde auch zum YouTube-Star! Die Internetserie "The Lizzie Bennet Diaries" (Bild, 2012-2014) über die Studentin Lizzie (Ashley Clements), die in Anlehnung an "Stolz und Vorurteil" aus ihrem Leben erzählt, ist nicht nur laut "Guardian" "die beste Austen-Adaption überhaupt", sondern wurde 2013 als erstes Web-Format überhaupt mit einem Emmy ausgezeichnet. Neben einigen Spin-Offs produzierten die Macher 2013 noch die "Emma"-Variante "Emma Approved", die ebenfalls einen Emmy abräumte.
© YouTube/The Lizzie Bennet DiariesZ wie Zombies
Die wohl freieste Jane-Austen-Adaption dürfte mit Abstand das aberwitzige Crossover "Stolz und Vorurteil und Zombies" sein, das 2016 in die Kinos kam. Lizzy Bennet und ihre Schwestern metzeln darin reihenweise Zombies nieder. Jane Austen selbst wäre wahrscheinlich amüsiert über die Verwurstung - immerhin begann sie ihre schriftstellerische Laufbahn einst mit Parodien.
© SquareOne / Universum