10.09.2025 von SWYRL
Geht es nach der SPD, soll Catcalling verboten werden. Doch was bedeutet der Begriff und wie können sich betroffene Frauen bereits jetzt wehren?
Im Fitnessstudio, in der U-Bahn, auf dem Heimweg oder im Büro - fast überall können Frauen Opfer von sogenanntem Catcalling werden. Dabei handelt es sich um verbale oder auch nonverbale sexuelle Belästigungen. Betroffene sind oft verunsichert und verängstigt. Deshalb will Bundesjustizministerin Hubig (SPD) Catcalling nun unter Strafe stellen. Ihr Ministerium prüft derzeit laut "Deutschlandfunk" eine entsprechende Gesetzesänderung. In Frankreich, Belgien, Portugal und Spanien gibt es bereits Gesetze gegen verbale sexuelle Belästigung. Hierzulande bleibt Betroffenen bislang nur, es zu ignorieren oder sich zu wehren.
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Catcalling wirkt bedrohlich und entwürdigend
Bei Catcalling handelt es sich nicht um körperliche Übergriffe, sondern um meist verbale sexuelle Belästigung. Dazu gehören etwa Pfiffe, Rufe oder anzügliche Sprüche. In nicht verbaler Form kann sich Catcalling durch anzügliche Gesten äußern. Die meisten Opfer von Catcalling sind Frauen, doch auch Männer sind mitunter davon betroffen. Aus einer Umfrage der "Kriminalpolitischen Zeitschrift" etwa geht hervor, dass 95 Prozent der Frauen und 29 Prozent der Männer schon Erfahrungen mit Catcalling gemacht haben. Meistens gehen die Übergriffe von Männern aus und beziehen sich auf den Körper der weiblichen Opfer.
Zwar handelt es sich bei Catcalling nicht um körperliche sexuelle Übergriffe, aber keine Frau kann sich sicher sein, was dem Verhalten folgen mag. Betroffene fühlen sich verängstigt und verunsichert oder empfinden Scham. Die Verängstigung kann sich auf den Körper auswirken und Stress oder Verspannungen auslösen. Doch schlimmer sind die psychischen Folgen. Catcalling ist entwürdigend. Betroffene suchen oft den Grund für das Catcalling bei sich selbst und fragen sich etwa, ob sie sich zu provokativ gekleidet oder zu stark geschminkt haben und ändern deshalb möglicherweise ihr verhalten. Oder sie meiden bestimmte Orte und gehen nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr vor die Tür.
So können Sie sich gegen Catcalling wehren
Das wichtigste, was Betroffene tun sollten, ist sich klarzumachen, dass sie keine Schuld daran haben, gecatcallt worden zu sein. Machen Sie sich bewusst, dass die Schuld bei Männern liegt, die sich anstands- und respektlos verhalten und schützen Sie so ihr Selbstwertgefühl. Darüber hinaus haben Sie auch die Möglichkeit, sich gegen Catcalling zu wehren:
Ignorieren Sie das Catcalling und die Person von der es ausgeht. Das mag zwar nicht besonders wehrhaft erscheinen, aber Ihre Sicherheit geht vor und so löst sich die Situation schnell auf. Sie wissen nicht, welche Absichten Ihr Gegenüber verfolgt. Doch Vorsicht: Ignoranz kann für manche auch herausfordernd wirken. Lässt die Person nicht von Ihnen ab, sollten Sie klar benennen, dass Sie, dass Sie das nicht möchten, etwa mit einem deutlichen "Lassen Sie mich in Ruhe".
Stellen Sie keine Fragen: Fragen wie "Was soll das" sollten Sie sich verkneifen. Zum einen möchten Sie die Antwort eh nicht hören, zum anderen verwickeln Sie so jemanden in ein Gespräch, dem Sie weder Aufmerksamkeit noch Beachtung schenken wollen.
Halten Sie Abstand. Durch Distanz erschweren Sie mögliche körperliche Übergriffe.
Wenn viele andere Personen in der Nähe sind, ob in der U-Bahn, im Club, oder im Restaurant, können Sie laut und offen aussprechen, was die Person gerade tut. So bekommen es andere Anwesende mit, was das Verhalten oft stoppt. In einem Restaurant oder im Club können Sie auch das Personal auf die Belästigung hinweisen.
Wenn Sie sich in Situationen unsicher fühlen, täuschen Sie ein Gespräch am Handy vor. Nennen Sie dabei am besten auch den Ort, wo Sie sich gerade befinden wie etwa "Ich bin gleich an der Bushaltestelle Goethestraße und gleich bei Dir". Betroffenen können sich auch Unterstützung ans Telefon holen, etwa mit dem Heimwegtelefon (030 12074182). So haben Sie bis zur Haustür eine Gesprächspartnerin oder einen Gesprächspartner. Diese können Sie beruhigen und Ihnen Tipps zum richtigen Verhalten geben sowie im Notfall die Polizei alarmieren.
Wenn Sie sich durch Catcalling bedroht fühlen, sollten Sie nicht zögern und die Polizei rufen.
Grundsätzlich sollten Sie bei Ihrer Reaktion danach unterscheiden, wo Sie sich gerade aufhalten. Sind keine anderen Menschen in der Nähe, steht Ihre Sicherheit im Vordergrund. Sind viele Unbeteiligte um Sie herum, können Sie laut und deutlich Ihre Meinung sagen.